Obergiesing:Erinnern an Zwangsarbeit

Für die Agfa-Werke mussten viele Frauen schuften

Von Hubert Grundner, Obergiesing

Jung, modern, lebenswert - so erleben viele Giesinger das heutige "Agfa-Areal". Doch der Glanz, der mit der Neubebauung des einstigen Werksgeländes einherging, kann nicht dessen dunkle Vergangenheit verdecken: Die "Agfa-Kamerawerke" dienten während der Nazi-Herrschaft auch als ein sogenanntes Frauenaußenlager des Konzentrationslagers Dachau. Heute erinnert daran der nach Ella Lingens benannte Platz: 1942 von der Gestapo verhaftet, 1943 nach Auschwitz und schließlich 1944 nach Dachau deportiert, musste die jüdische Ärztin die in der Fotofabrik eingesetzten Zwangsarbeiterinnen betreuen. Und genau für diese Frauen möchte die Stadtratsfraktion von Die Linke/Die Partei nun ein sichtbares Zeichen setzen: An der Weißenseestraße 7-15, wo die Zwangsarbeiterinnen von 1944 bis 1945 untergebracht waren, soll an den Baracken, die noch immer stehen, und an dem heutigen Wohnhaus in Form einer Gedächtnis-Stele oder einer Gedächtnis-Tafel an sie erinnert werden, fordert sie in einem Antrag an Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD).

Hinter Stacheldraht und unter ständiger Bewachung wurden damals rund 500 Zwangsarbeiterinnen zusammengepfercht. Wie es in der Begründung des Antrags heißt, stammten die Frauen hauptsächlich aus Polen, Holland, der Ukraine, Jugoslawien, Belgien und Frankreich. Nach ihrer Verschleppung nach Deutschland mussten sie unter schlimmsten hygienischen Bedingungen dort hausen und in den nahegelegenen Agfa-Kamerawerken schuften.

© SZ vom 28.08.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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