Oberföhring:Spielen auf dem Festplatz

Oberföhring: Nur mit Vorsicht zu betreten: Karin Vetterle inspiziert die Baustellen auf dem Areal des Bürgerparks Oberföhring.

Nur mit Vorsicht zu betreten: Karin Vetterle inspiziert die Baustellen auf dem Areal des Bürgerparks Oberföhring.

(Foto: privat)

In den Bürgerpark ziehen 280 Kinder ein. Sie werden vom Frühjahr 2020 an in Containern betreut

Von Ulrike Steinbacher, Oberföhring

Karin Vetterle geht in die Hocke und betrachtet zweifelnd ein Kabel, das aus der Erde ragt. Ist die Leitung tot oder nicht? Eigentlich sollte der Strom abgeschaltet sein, schließlich wird hier gebaut. Der ganze Bürgerpark Oberföhring lag im Juli nächtelang in tiefem Dunkel, weil anders als geplant die gesamte Straßenbeleuchtung ausfiel und die zuständige Firma über Wochen keine Lösung hinbekam. Die Vorsitzende der Vereinsgemeinschaft (VG) 29 lässt vorsichtshalber die Finger von dem Kabel. Sie steht in einer gut einen Meter tiefen Baugrube mitten auf dem Bürgerpark-Gelände. "Man könnte meinen, wir bauen einen Keller", sagt Vetterle kopfschüttelnd.

In Wirklichkeit bereiten Arbeiter gerade das Baufeld für die Kita-Container vor, die kommendes Jahr dort aufgestellt werden. Denn die Künstlergruppen, der Akkordeon-Club, der Verein Nordostkultur, die Trachtenvereine und Schützengesellschaften, die Motorradfreunde und der Luftkissen-Fahrclub, all die Gruppierungen der VG 29, die im Bürgerpark zu Hause sind, bekommen Zuwachs: 280 Kindergarten- und Krippenkinder ziehen bei ihnen ein.

Einer der Gründe dafür ist, dass im gut einen Kilometer entfernten Prinz-Eugen-Park vorübergehend ein Defizit an Kindertagesstätten herrscht. In dem neuen Wohngebiet für 4000 Menschen leben schon viele Familien. Aber die großen Riegelbauten der städtischen Wohnungsgesellschaften, die Krippen und Kindergärten beherbergen sollen, werden erst nach und nach fertig. Manche neuen Bewohner standen daher plötzlich ohne Aussicht auf Kinderbetreuung da. Der Protest war groß, der Bezirksausschuss Bogenhausen unterstützte ihn, und die Stadtverwaltung suchte eilig einen Platz für ein großes Kita-Ausweichquartier. Fündig wurde sie im Bürgerpark. Karin Vetterle, die für die SPD im Bezirksausschuss sitzt, trug die Entscheidung mit.

Auf dem sogenannten Festplatz, der bisher zum Teil als Parkplatz genutzt wurde, entstehen zwei Container-Zeilen mit Platz für bis zu acht Krippengruppen à zwölf Plätze und acht Kindergartengruppen à 25 Plätze. Genehmigt sind sie für zehn Jahre. Die Kita ist der Grund, warum seit Juni großflächig das Erdreich abgetragen wird, und zwar ziemlich tief, denn der Bürgerpark war ursprünglich ein Luftwaffenlazarett, dessen Baracken nach dem Krieg als städtisches Krankenhaus dienten. Geheizt wurde über Jahrzehnte mit Kohle, der Kohlebunker lag ebenfalls auf dem Gelände. Daher müsse der Boden des Festplatzes ziemlich kontaminiert sein, vermutet Karin Vetterle. Das erklärt die tiefe Baugrube.

Den Aushub haben die Arbeiter fein säuberlich sortiert. Auf der Baustelle liegen große Hügel aus kieseldurchsetztem gelbgrauem Lößlehm und solche aus Betonbrocken, am Rand türmen sich alte Autoreifen, dazu ein Haufen mit Baumwurzeln und einer mit alten Metallstangen. Die Stromleitung, die die Kita von Westen versorgen wird, ist schon installiert. Die Beleuchtungsprobleme im restlichen Bürgerpark seien behoben, berichtet Vetterle. Von September an soll von Norden her eine Fernwärmeleitung verlegt werden.

Im März, spätestens im Frühsommer werde der Kita-Betrieb starten, sagt Vetterle, doch auch 2020 bleibt der Bürgerpark eine Baustelle: Zwar halten die Vereine ihre Gebäude innen gut in Schuss, aber für Dach und Außenwände ist die Stadt als Eigentümerin zuständig. Und von außen sieht man den 14 ehemaligen Lazarettbaracken aus den frühen Vierzigerjahren ihr Alter durchaus an. An den Wänden bröckelt großflächig der Putz, Dachrinnen sind löchrig, Abwasserleitungen von Baumwurzeln so gründlich verstopft, dass sich die Brühe mancherorts bis in die Häuser zurückstaut. Eine Begehung mit Vertretern des Baureferats Anfang des Monats habe aber zu Ergebnissen geführt, berichtet Vetterle. Nach ihren Angaben lässt die Stadt die Fassaden neu verputzen, die Vereine übernehmen im Gegenzug die Malerarbeiten. Und für die Sanierung der Abwasserleitungen laufen jetzt die Untersuchungen an.

Trotz aller Baustellen wird der Bürgerpark auch in Zukunft ein Ort zum Feiern sein. Heuer muss das traditionelle Herbstfest wegen der Kita-Bauarbeiten zwar ausfallen, aber für 2020 ist es angesetzt, wie immer am Samstag vor Beginn des Oktoberfests. Der Vorstand der VG 29 hat darauf bestanden, dass Zelt, Vorzelt und mobile Zapfanlage auf dem Festplatz unterkommen, Kita hin oder her. Damit dann auch noch alle Brandschutzauflagen erfüllt sind, wird eine der Containerzeilen ein paar Meter weiter östlich aufgestellt als eigentlich geplant.

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