Oberföhring:So klappt's mit den Nachbarn

Auch wenn der Prinz-Eugen-Park noch in weiten Teilen Baustelle ist, sind die bereits Zugezogenen munter dabei, sich zu vernetzen. Die Quartiersorganisation hilft ihnen dabei. Es gibt Musikübungsräume, Leihräder und bald auch eine Sharing-Plattform

Von Ulrike Steinbacher, Oberföhring

Mal angenommen, man ist gerade in dieses Neubaugebiet gezogen, wo man niemanden kennt, und sucht jetzt in Wohnungsnähe einen Platz, um den Kindergeburtstag zu feiern, braucht außerdem ein Lastenrad, um Getränke und Spielsachen dorthin zu transportieren, und möchte sich hinterher mit ein bisschen Yoga von der Anstrengung erholen. Was anderswo an der viel beklagten Anonymität der Großstadt scheitern würde, ist im Prinz-Eugen-Park in Oberföhring kein Problem. Dort gibt es all diese Angebote nicht nur, es gibt sie auch aus einer Hand - von Januar an digital im Internet und analog bei den beiden rührigen Mitarbeiterinnen der Genossenschaft für Quartiersorganisation (Geqo). Damit ein solcher Service funktioniert, braucht es einerseits Bewohner, die bereit sind, sich für ihr Viertel zu engagieren, und andererseits eine Organisation, die diesem Engagement einen Rahmen bietet. Im Prinz-Eugen-Park greifen hinter den Kulissen viele Rädchen ineinander.

Prinz Eugen Park.

Was anderswo an der viel beklagten Anonymität der Großstadt scheitern würde, ist im Prinz-Eugen-Park in Oberföhring kein Problem.

(Foto: Florian Peljak)

Das fängt bei den Gemeinschaftsräumen an. Oder besser noch - ein Schritt zurück - bei den 21 Bauherrn: Sie sind eine bunte Mischung aus privaten Investoren, Baugemeinschaften, Genossenschaften, staatlichen und städtischen Wohnungsgesellschaften. Insgesamt errichten sie auf dem ehemaligen Kasernengelände an der Cosimastraße 1900 Wohnungen, große und kleine, Eigentum und Miete, verschiedene Preissegmente, unterschiedliche Wohnstandards. 250 Parteien sind inzwischen eingezogen, 2019 folgen 850 weitere. Die Bauherrn eint das Interesse an einem lebendigen Quartier mit aktiven Bewohnern. Das Konsortium, zu dem sie sich zusammengeschlossen haben, soll die Voraussetzungen dafür schaffen. Koordiniert wird es von der Stattbau München GmbH.

Prinz Eugen Park. Leute, die laut Ulli die Action koordinieren:

Es wird lebendig: Das Quartiersmanagement für den Prinz-Eugen-Park mit Lisa Schäfer (links) und Mara Roth startet offiziell im Januar.

(Foto: Florian Peljak)

Die Gemeinschaftsräume wiederum sind eine dieser Voraussetzungen. Ihr Bau ist finanziell gefördert, sie entstehen nahezu in jedem Projekt des Prinz-Eugen-Parks, und inzwischen "häufen sich auch die Anfragen von außen", berichtet Natalie Schaller, die gemeinsam mit Christian Stupka das Konsortium koordiniert. Es gibt Gästeapartments, Musikübungsräume, Werkstätten, Künstlerateliers und Gemeinschaftsbüros, aber auch Allzweckflächen, etwa bei der Genossenschaft Progeno. Die 48 Wohnungen auf ihrem Baufeld sind erst seit September belegt, der große, helle Gemeinschaftsraum samt Küche im Erdgeschoss aber erfreut sich bereits jetzt hoher Auslastung: Arbeitskreise tagen dort, Kinovorführungen finden statt, im Angebot sind Bewohnerbrunch und Bundesliga, Pilates und Plätzchenbacken.

Prinz Eugen Park. Leute, die laut Ulli die Action koordinieren:

Das Buchungssystem, das Marco Höglinger entwickelt hat, geht dann online.

(Foto: Florian Peljak)

So viele Aktivitäten, noch dazu in vielen verschiedenen Räumen, bedürfen einer zentralen Koordination. An dieser Stelle kommt die Quartiersorganisation Geqo ins Spiel. Die beiden Organisatorinnen Mara Roth und Lisa Schäfer verwalten die Räume, vernetzen die Bewohner und vermitteln Dienstleistungen und Verkehrsmittel wie Lastenräder oder E-Bikes. Noch ist der Prinz-Eugen-Park ja in weiten Teilen eine Baustelle, und die künftige Quartierszentrale im Haus der Genossenschaft Wogeno am Maria-Nindl-Platz wird erst 2020 fertig sein. Aber Roth und Schäfer legen schon im Januar offiziell los - erst einmal im Gemeinschaftsbüro der Progeno.

Dann werden die Organisatorinnen, die jetzt noch ehrenamtlich tätig sind, sich eine Vollzeitstelle teilen. Das Geld für ihre Gehälter kommt aus der Bauherren-Pauschale, außerdem zahlt die Stadt erstmals einen Zuschuss zum Quartiersmanagement, 165 000 Euro im Jahr. Thomas Klimm, der die quartiersbezogene Bewohnerarbeit beim Amt für Wohnen und Migration im Sozialreferat leitet, begründet dieses Engagement mit den idealtypischen Voraussetzungen im Prinz-Eugen-Park: ein genossenschaftlich organisiertes Quartiersmanagement, das interessante Angebote verknüpft und zeitgleich mit dem Einzug der Bewohner entsteht, die wiederum eine klassische Münchner Mischung bilden.

Das Angebot wird von Januar an auch im Internet zu finden sein. Marco Höglinger vom Start-up Innovation Punks hat dafür eine Sharing-Plattform mit Buchungsfunktion und Bezahlsystem ausgearbeitet. Alle Angebote vom Gästeapartment bis zum Leihrad sind in sechs Kategorien aufgeführt und lassen sich zentral buchen. Auch die Anbieter haben Vorteile: Sie können zum Beispiel unterschiedliche Preiskategorien vorgeben oder ihren Raum nur zu bestimmten Zeiten zur Verfügung stellen. Geplant ist ein gemeinsames Schließsystem mit Schlüsseln, die so programmiert sind, dass sie die Türen der Gemeinschaftsräume nur zu den vorgegebenen Zeiten sperren. Wer so viel Digitales unheimlich findet, kann aber auch einfach beim Quartiersmanagement vorbeischauen. "Die Kombination ist wichtig", sagt Lisa Schäfer. "Die Leute bringen sich viel lieber ein, wenn sie die anderen Leute kennen."

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