Oberföhring:Luft nach oben

Oberföhring: Kann Menschen zueinander bringen: Nicole Quasten wünscht sich ein Miteinander im Viertel.

Kann Menschen zueinander bringen: Nicole Quasten wünscht sich ein Miteinander im Viertel.

(Foto: oh)

Nicole von Quasten entwickelt Gesundheitsangebote für den Prinz-Eugen-Park. Die Bewohner sollen auf Ernährung, Bewegung und Entspannung achten

Von Nicole Graner, Oberföhring

So ganz ist Nicole Quasten in ihrem neuen Job noch nicht angekommen. Nicht weil die Gesundheitsmanagerin für den Prinz-Eugen-Park nicht genau wüsste, was alles zu tun ist, sondern weil sie im Moment noch auf zwei Hochzeiten tanzen muss. Was heißt "müssen"? Sie will ja tanzen. Denn zum einen möchte die 48-jährige Sozialpädagogin ihre Arbeit im Münchner Gesundheitszentrum gut zu Ende bringen und zum anderen gleichzeitig etwas Neues aufbauen, die Klientel im noch wachsenden, riesigen Stadtquartier an der Cosimastraße kennenlernen. "Gar nicht so leicht", wie sie findet. Erst seit dem 8. Januar ist Quasten, zusammen mit einer Kollegin und einem Kollegen, für die Gesundheitsförderung im Prinz-Eugen-Park zuständig, von April an 30 Stunden die Woche. Vor Kurzem wäre sie mit einer Urkunde ganz offiziell in ihr Amt eingeführt worden, doch wegen des Coronavirus wurde die Veranstaltung verschoben.

Ruhe bewahren ist ihr derzeitiges Motto. Oder besser: "Schritt für Schritt", sagt sie und erzählt mit ihrer offenen und sehr gewinnenden Art, was sie bewirken möchte im Quartier. Ernährung, Bewegung und Entspannung - das seien die drei Säulen, auf die sich die zukünftigen Angebote stützen sollen. Menschen dazu zu bewegen, sich gesund zu ernähren, viel Sport zu treiben und ihren Stress in Entspannung umzuwandeln, sei das übergeordnete Ziel. "Viel wichtiger ist es aber, die Menschen auf niederschwellig Art und Weise erst einmal dafür zu begeistern, etwas für ihren Körper zu tun", sagt sie und erklärt sofort, dass nicht jeder weiß, wie das gehe. Nicht jeder lese Flyer, nicht jeder verstehe lange Ankündigungstexte, nicht jeder traue sich zum Arzt. Sprachbarrieren für Menschen mit Migrationshintergrund seien ein Problem, ein weiteres seien die finanziellen Mittel. Und wieder andere scheuten sich einfach, mal etwas auszuprobieren.

Gerade hat Nicole von Quasten einfach einen Yoga-Lehrer angesprochen, der im gleichen Haus Stunden gibt, in dem das Interimsbüro des Gesundheitsteams der Genossenschaft für Quartiersorganisation (GeQo) bis zum Sommer untergebracht ist. Dann erst bekommt das Team seine Räume am Maria-Nindl-Platz. Sie hat ihn gefragt, ob er bereit wäre, sich im Quartier einzubringen und ein paar Stunden anzubieten. Genau so sollte es funktionieren, sagt Quasten. Wer könnte etwas anbieten im Quartier, was zu den Säulen der Gesundheitsförderung Ernährung, Bewegung und Entspannung passt? Wer könnte Kochkurse geben, wer Gymnastik für ältere Menschen? Alte und junge Menschen will GeQo mit den Kooperationspartnern AOK und der Stadt München erreichen, verschiedene Kulturen zusammenbringen, Familien mit Kindern und Alleinerziehenden helfen, sich gut und preisgünstig zu ernähren.

Bis die ersten Angebote stehen, wird allerdings noch ein bisschen Zeit vergehen. Denn zunächst will die Gesundheitsmanagerin erst einmal ausloten, was die Menschen im Quartier überhaupt brauchen, was sie sich erhoffen und wo Schwerpunkte der Gesundheitsförderung stehen könnten. Das Wichtigste seien persönliche Gespräche. Ein Gesundheitsfrühstück könnte sich Quasten zum Beispiel für den Anfang vorstellen. "Aber alles braucht Zeit, muss zusammenwachsen", sagt sie. Miteinander reden sei da immer das Allerbeste - und wer die 48-Jährige sprechen hört, der ahnt, dass sie Türen öffnen, Hemmschwellen abbauen kann. Und er ahnt auch, dass diese Frau, die nach ihrem Studium viel Zeit in der Suchtprävention und später in München bei der HIV-Prävention gearbeitet hat, eines besonders gut kann: zuhören. Der Anfang ist damit wohl schon gemacht. "Schritt für Schritt", würde die gebürtige Schwäbin jetzt wieder sagen.

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