Süddeutsche Zeitung

Oberföhring:Grüne Hallen

Das Baureferat hat jetzt die Gestaltungspläne für die Freiflächen im Prinz-Eugen-Park vorgestellt. Das 30 Hektar große Wohngebiet im Süden Oberföhrings soll neben Spielplätzen und Sportlerterrassen auch Obstbaumwiesen und Spazierwege bekommen

Von Ulrike Steinbacher, Oberföhring

Knapp 30 Hektar hat der Prinz-Eugen-Park. Das sind mehr als 30 große Fußballfelder oder fast drei Viertel der Theresienwiese. Zwölf Hektar dieses neuen Wohngebiets im Süden von Oberföhring sollen öffentliche Grünflächen werden. Herzstück ist die "Grüne Mitte", ein 300 bis 350 Meter langer Anger mit altem Baumbestand. Das Baureferat hat seine Gestaltungspläne jetzt der Öffentlichkeit vorgestellt.

Ehe das Areal zwischen Cosima- und Stradellastraße zur Großbaustelle für gut 1800 Wohnungen wurde, war es jahrzehntelang ein abgeriegeltes Kasernengelände. Alte Fotos zeigen viel Grün entlang der Außengrenzen und ein Wäldchen mittendrin - "ein wunderbarer Baumbestand", sagt Uta Gerhardt von der Sachgebietsleitung Grünanlagen. Die Abteilung Gartenbau im Baureferat hat "mit sehr viel Mühe und Sisyphusarbeit" all diese Bäume auf ihre Standfestigkeit geprüft, eingemessen und kartiert - es sind 2262 Stück, um genau zu sein.

Einige davon werden weichen müssen, kündigt Uta Gerhardt an, etwa zehn Prozent, aber es soll nachgepflanzt werden. Der Altbestand insgesamt gibt für das neue Grünanlagenkonzept die Grobstruktur vor. Die "Grüne Mitte" etwa ist das kleine Wäldchen von ehedem. Erschlossen wird sie nur mit Fuß- und Radwegen, keine Straße führt dort entlang. Im westlichen Abschnitt ist ein Wasserspielplatz geplant, im östlichen ein Kletterspielplatz, eine Sichtachse soll beide verbinden.

Im Norden des Wohngebiets wird weiterhin ein vier bis fünf Meter hoher Lärmschutzwall den Prinz-Eugen-Park von der Wohnanlage an der Taimerhofstraße trennen. Der Zaun dort verschwindet, der Ruhezone mit ihren Reihen hoher Bäume gaben die Planer den poetischen Namen "Grüne Hallen". Auf den von Spazierwegen durchzogenen offenen Wiesenflächen im Osten soll der Idas-Bläuling, ein Tagfalter, heimisch werden, im dichten Wald dahinter der Grünspecht.

Im Süden hingegen soll es "quirlig" zugehen, sagt Gerhardt. Dort haben die Planer unter den Bäumen Sportterrassen mit Bolzplatz, Trampolinfläche und Parkour-Strecke vorgesehen. Vernetzt sind die Grünzonen im Park durch sogenannte Fugen zwischen den Gebäuden. Sie werden als Obstbaumwiesen gestaltet und sind ebenfalls von Spazierwegen durchzogen, von denen einige bis in die umliegenden Wohngebiete führen.

Nach Uta Gerhardts Worten entscheidet der Stadtrat 2019 über das Konzept. Bereits vorab werden aber zwei Teilprojekte im Nordosten des Prinz-Eugen-Parks umgesetzt, wo schon die ersten Gebäude bezogen sind. Die Baustelleneinrichtungsflächen dort, auf denen jetzt noch Material lagert, bekommen eine "Zwischenbegrünung", damit die Anwohner nicht jahrelang auf tristes Kiesgrau starren müssen, bis der Park fertig ist. Zum anderen lässt das Baureferat bereits jetzt die Wege im Osten des Wohngebiets anlegen, die die Verbindung zur Stradellastraße und dem Rienziplatz herstellen. Diese Wege fungieren als sogenannter Feuerwehrüberlauf. Feuerwehrautos müssen bei ihrem Einsatz also nicht in den Wendehämmern von Ruth-Drexel- und Jörg-Hube-Straße umdrehen, sondern können das Wohngebiet nach Osten verlassen.

Anwohner befürchten allerdings, dass sich auf solchen Strecken schnell Schleichverkehr einstellen könnte, der eine Abkürzung von der Cosima- zur Freischützstraße sucht. Sie sehe mit Sorge, dass diese Wege asphaltiert werden, sagte eine Anwohnerin bei der Vorstellung der Pläne. Dies stelle geradezu eine Einladung an Autofahrer dar. Dahinter steckt ein Automatismus, den Uta Gerhardt erklärte: Die Wege seien Schulwege und würden daher beleuchtet. Beleuchtete Wege aber müssten im Winter geräumt werden, was bei Kiesbelag wiederum problematisch sei. Daher werde asphaltiert. Eine öffentliche Durchfahrt vom Prinz-Eugen-Park nach Osten, so Gerhardt, sei aber "auf keinen Fall vorgesehen". Poller würden eingeplant.

Außerdem gefiel den Anwohnern der gradlinige Verlauf der Fuß- und Radwege nicht. Geschwungene Formen wären besser, argumentierten sie. Dann könnten die Radler nicht so schnell fahren. Uta Gerhardts Entgegnung, für Radfahrer sei die Stradellastraße vorgesehen, ließen die Anwohner nicht gelten. "Die werden nicht nur außenrum fahren", prophezeite eine Frau. Ein Radfahrverbot könne die Stadt aber nicht verhängen, sagte Gerhardt. Regeln lasse sich die Benutzung nur über Belag und Breite der Wege. Mit den geraden Linien sei man den alten Kasernenstraßen gefolgt, an denen sich wiederum der Baumbestand orientiere. Geschwungene Wege hätten also mehr Fällungen zur Folge, warnte sie. Das Baureferat will die Anregung der Bürger aber prüfen.

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SZ vom 01.12.2018
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