Oberföhring:Deckungslücke

Im Prinz-Eugen-Park steht eine der zehn Pilot-Schulen für die kooperative Ganztagsbildung. Das Modell ist aber auf Schulanfänger beschränkt, Zweit- bis Viertklässler werden in Hortgruppen betreut. Die Eltern sind enttäuscht

Von Ulrike Steinbacher, Oberföhring

Die Ernüchterung ist groß bei vielen Eltern von Grundschulkindern aus dem neuen Wohngebiet Prinz-Eugen-Park in Oberföhring. Die Ruth-Drexel-Grundschule dort ist zwar einer der zehn Standorte, an denen von September an kooperative Ganztagsbildung angeboten wird. Doch nur die Eltern von Erstklässlern werden eine Betreuungsplatz-Garantie erhalten und zwischen verschiedenen Ganztagsformen wählen können, die Familien von Zweit- bis Viertklässlern gehen leer aus. Dabei waren viele Familien auch wegen der Aussicht auf Ganztagsbetreuung in den Prinz-Eugen-Park gezogen.

Das Referat für Bildung und Sport (RBS) begründet die Beschränkung auf Schulanfänger damit, dass das kooperative Ganztagsmodell vorläufig Pilotcharakter hat und erst noch Erfahrungen damit gesammelt werden müssen. Jedes Jahr soll es um eine Jahrgangsstufe ausgebaut werden. Die Deckungslücke für größere Grundschüler besteht also nur vorübergehend.

Doch die Eltern aus dem Prinz-Eugen-Park, die sich im Arbeitskreis Ganztag zusammengeschlossen haben, fordern schon seit Jahren, dass eine solche Betreuung allen Grundschülern offenstehen müsse, zumal das Schulgebäude nach dem Lernhauskonzept gebaut und die notwendigen Räume vorhanden seien. Obwohl der Prinz-Eugen-Park in Teilen noch eine Baustelle ist, sei die Schule bereits "zu einem Begegnungsort und Zentrum des Quartiers" geworden, heißt es in einem Bittbrief an Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) und zahlreiche staatliche und städtische Fachstellen. Und im jüngsten Eltern-Antrag an den Bezirksausschuss (BA) Bogenhausen ist zu lesen: "Die Vernetzung beginnt bei den Kleinsten. Der Ganztag stärkt das Zusammengehörigkeitsgefühl durch gemeinsame Aktivitäten im Klassenverbund."

Oberföhring: Rund herum wird noch gebaut, aber die Grundschule im Prinz-Eugen-Park ist schon lange fertig. Im September startet der Ganztagsbetrieb.

Rund herum wird noch gebaut, aber die Grundschule im Prinz-Eugen-Park ist schon lange fertig. Im September startet der Ganztagsbetrieb.

(Foto: Robert Haas)

Eine Ausweitung des Pilotprojekts konnte und wollte der Bezirksausschuss den Eltern aber nicht versprechen. Stattdessen hatte er im März von der Stadt die Einführung des gebundenen Ganztags für alle Klassenstufen gefordert und als Alternative "gleichwertige Konzepte" für die Kinder, die im September die zweite, dritte oder vierte Klasse besuchen.

Für sie schlägt das Referat für Bildung und Sport als Übergangslösung nun zwei zeitlich befristete Hortgruppen an der Schule vor. Dazu muss man zunächst wissen, dass die Belegung der Ruth-Drexel-Schule selbst momentan eine Übergangslösung darstellt. Seit September 2018 werden dort die gut 200 Kinder unterrichtet, die eigentlich die Grundschule an der Knappertsbuschstraße besuchen. Weil deren Gebäude aber saniert werden muss und die Schule im Prinz-Eugen-Park schon fertig ist, wurde die Knappertsbuschschule mit ihren zehn Klassen nach nebenan in das neue Wohngebiet ausgelagert. Im September 2020 soll sie an ihren eigentlichen Standort im Fideliopark zurückkehren, erklärt eine RBS-Sprecherin. Dann wird auch der Schulsprengel geteilt, und die Ruth-Drexel-Schule, die jetzt noch eine Außenstelle der Knappertsbuschschule ist, bekommt einen eigenen Sprengel.

Vorerst gehören sie aber zusammen, die schöne neue und die renovierungsbedürftige alte Schule. Das erklärt, warum 22 Hortkinder, die den Unterricht an der Ruth-Drexel-Schule besuchen, nachmittags in der Knappertsbuschschule betreut werden. Diese Gruppe wird im kommenden Schuljahr Teil der Interimslösung für die Kinder, die nicht in den Genuss des Kooperativen Ganztagsmodells kommen. Neben den Zweit- bis Viertklässlern sind das auch Schulanfänger, die außerhalb des Prinz-Eugen-Parks wohnen. Die Hortgruppe aus der Knappertsbuschstraße zieht dann laut RBS an die Ruth-Drexel-Schule um, wo eine weitere Hortgruppe für 25 Kinder gebildet wird, "sodass sich in Summe zum Schuljahresstart 2019/20 voraussichtlich zwei zeitlich befristete Hortgruppen dort befinden", fasst die RBS-Sprecherin zusammen. Zwei Jahre sollen sie bestehen bleiben, die Betreuung übernimmt die Caritas, die auch Partner beim kooperativen Ganztag der Erstklässler ist.

Paula Sippl (Grüne) sah im RBS-Vorschlag in der jüngsten BA-Sitzung "eine gute Geschichte", weil die Caritas sowohl für das Pilotprojekt als auch für den Hort zuständig sei und alle Kinder im selben Schulhaus betreut würden. "Da werden die Hortkinder mitgenommen", prophezeite sie. Auch der BA-Kinderbeauftragte Florian Ring (CSU) hält die Lösung für zufriedenstellend. Die Behörden hätten aus der Situation "schon sehr viel herausgeholt", sagte er auf Anfrage, vor allem wenn man bedenke, dass es sich formal um völlig unterschiedliche Modelle handle - hier ein Pilotprojekt, das nun einmal mit der ersten Jahrgangsstufe starte, und dort die Betreuung aller anderen Kinder. Die Enttäuschung der Eltern versteht Ring dennoch: "Das lindert nicht das Einzelschicksal", sagte er.

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