Oberföhring:Bouleplatz und Biberburg

Die öffentlichen Flächen im Prinz-Eugen-Park sollen für alle Generationen attraktiv werden. Die Bürger freuen sich, dass ihre Anregungen ernstgenommen werden, Zankapfel sind nur die Birnbäume

Von Nicole Graner, Oberföhring

Irgendwie hat man das Ganze bildlich schon vor sich: kleine Kinder, verdreckt und glücklich, bauen Sandburgen im Matsch. Drei Pumpen sind im Dauerbetrieb. Das herausschwappende Wasser füllt kleine Läufe, kleine Mulden. Und ein bisschen weiter klettern Kinder um Stangen herum, hangeln sich an Seilen und Netzen entlang und verschwinden plötzlich in einer von Holzstämmen geschützten Höhle. In Himmelsschaukeln kann gedöst werden. Es klingt nach einer Spiel-Idylle, nach einem Platz, auf dem Kinder Kinder sein dürfen. Es klingt nach Planern, die sich Gedanken machen, wie Kinder in einem riesigen Wohnquartier für 4000 Menschen auf ihre Kosten kommen.

Es klingt nicht nur so, es ist auch so. Die Planer, die sich mit der Gestaltung der öffentlichen Grünflächen im Prinz-Eugen-Park auseinandersetzen, versuchen, zusammen mit den Bürgern, Ideen zu verwirklichen, die ein generationenübergreifendes Zusammenleben möglich machen. Seit 2016 erarbeiten die Planer der Stadt und die Landschaftsarchitekturbüros Terra Nova und Club L94 zusammen ästhetische wie nutzbare und zeitgemäße Räume. Jetzt zeigten sie in einer weiteren öffentlichen Veranstaltung zum Prinz-Eugen-Park, welche Ideen sie auf den öffentlichen Grünflächen verwirklichen wollen.

Oberföhring: Der Weg zur Biberburg: An Stangen und Netzen könnten sich die kleinen Kletterer bis zur fünf Meter hohen Höhle entlanghangeln. Simulation: ArGe terra.nova/club L94 Landschaftsarchitekten GmbH

Der Weg zur Biberburg: An Stangen und Netzen könnten sich die kleinen Kletterer bis zur fünf Meter hohen Höhle entlanghangeln. Simulation: ArGe terra.nova/club L94 Landschaftsarchitekten GmbH

Herzstück und ein großer Anziehungspunkt sollen die Grüne Mitte "Der Angerhain" und seine beiden Spielplätze sein, die unter dem Motto "Alles im Fluss" stehen: der Wasserspielplatz und der Kletterspielplatz. Auf der einen Seite viel Sand, Kies und Wasser für Kinder bis zwölf Jahre, auf der anderen viel Holz und Baumstämme für Kinder von sechs bis 14 Jahre. Eine Art Biberburg soll entstehen, die in einer fünf Meter hohen Höhle endet. Jede Stange, jeder Stamm wird unterschiedlich hoch und verwinkelt sein. Damit die Kinder, wie Wolfgang Mesenich von der Abteilung Gartenbau im Baureferat deutlich macht, "ungewohnte Bewegungsabläufe trainieren können". Jeder Handgriff soll eine neue Orientierung bieten. Im Südflügel gibt es einen Bolzplatz für Ballsportarten, einen Bouleplatz, einen Parcours und Geräte für das Fitnesstraining Calisthenics. Dort sollen, wie die Stadt betont, noch die Bürger entscheiden, welche Geräte sie wollen. Sitzen, entspannen, picknicken - im Park geht es den Planern neben viel Grün um eine hohe Aufenthaltsqualität für alle Bewohner. Münchner Bänke, aber auch Holzdecks und geschwungene Holzliegen wird es geben. Und eine Besonderheit: extra angefertigte Boomerangbänke - große und breite Sitzgelegenheiten mit Rückenlehnen in Form eines Boomerangs. Schön sind sie, fast Sitzmöbel-Kunst.

Sehr zufrieden waren die meisten Bürger, die zur Veranstaltung gekommen waren. Auch weil die gesamte Planung immer transparent nach außen getragen worden war. Es sei immer auf die Wünsche der Bürger eingegangen worden, betonte Mara Roth vom Quartiersmanagement Prinz-Eugen-Park, und so viel in die Planungen eingeflossen. "Das ist nicht selbstverständlich!" Um Wünsche und Anregungen bat die Stadt dann auch dieses Mal. Und sie kamen prompt. In den sogenannten grünen Fugen sollen Kirsch-, Apfel-, und Birnbäume gepflanzt werden. Patenschaften sollen für die Bäume übernommen, das Obst geerntet und verarbeitet werden. Gute Idee, aber bitte keine Birnbäume, kam es von einigen Bürgern. Im Salzsenderweg stünden schon so viele. Die Birnen schmeckten nicht, lägen matschig am Boden, zögen Insekten an. Birnenfreunde hingegen bezeugten das Gegenteil: Die Früchte schmeckten prima, man müsse sich halt drum kümmern. Der Wunsch nach anderen Obstsorten im Quartier wurde laut. "Ob die Birnen mehr süßlich oder im Abgang anders schmecken", sagte Mesenich mit Augenzwinkern, könne man ja noch klären." Denn es soll dazu auch noch eine Bürgerbefragung geben.

Oberföhring: Burgen aus Matsch: Kleine Kinder können sie am kleinen Platz oben links bauen und die größeren lassen rechts mit Hilfe von Pumpen Wasser in Mulden und Läufe fließen. Fontänen helfen dabei. Simulation: ArGe terra.nova/club L94 Landschaftsarchitekten GmbH

Burgen aus Matsch: Kleine Kinder können sie am kleinen Platz oben links bauen und die größeren lassen rechts mit Hilfe von Pumpen Wasser in Mulden und Läufe fließen. Fontänen helfen dabei. Simulation: ArGe terra.nova/club L94 Landschaftsarchitekten GmbH

Diskutiert wurde, ob die Spielplätze zu nah an der Wohnbebauung gelegen seien. Die Angst: der Lärm spielender Kinder. Sollen die Spielplätze nun attraktiv sein, damit die Kinder des Quartiers gerne raus gehen und draußen spielen? Oder - weil langweilig gestaltet - nur ungeliebte Plätze sein? Der Mindestabstand von 30 Metern sei eingehalten und am Matsch-Platz dürfte es nicht so laut werden, beruhigte die Stadt. Auch könne man den Pumpenbetrieb zeitlich eingrenzen. Spielraum für Kinder sei unbedingt wichtig, entgegnete ein Anwohner. "Damit die Kinder vom Handy wegkommen." Diese Plätze könnten nicht attraktiv genug sein.

Weitere Wünsche: mehr Angebote für Jugendliche und Senioren. Auch solle der Militärzaun so schnell wie möglich verschwinden. Die Stadt hofft, dass er im laufenden Jahr vom Kommunalreferat beseitigt werde. Baubeginn für die Grün- und Spielflächen am Nord- und am Ostflügel wie auch in der zentralen Mitte sei, so die Stadt, im Sommer 2021. Fertig sei man Mitte, Ende 2022. Im Südflügel beginnen die Arbeiten im Sommer 2022. Fertigstellung: im gleichen Jahr. Auf das begehbare Wasserspiel am Maria-Nindl-Platz wird man auch noch warten müssen. Das kann erst gebaut werden, wenn der 13er Bürger- und Kulturtreff fertig ist. Noch so lange auf viel Schönes warten zu müssen - letztlich war das der einzige Wermutstropfen für die Anwohner. Vor allem für jene, die schon jetzt in Teilen des Quartiers wohnen.

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