Oberföhring:"Am Schluss kommt eine drittklassige Lösung raus"

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Im Prinz-Eugen-Park fehlen Ganztags-Angebote - und das Kulturbürgerhaus muss ohne Gaststätte auskommen

Von Ulrike Steinbacher, Oberföhring

Es gibt ein neues Betreuungsangebot für Grundschulkinder im Prinz-Eugen-Park, und trotzdem ziehen viele Eltern lange Gesichter. Sie sind enttäuscht, weil die kooperative Ganztagsbildung an der dortigen Ruth-Drexel-Schule von September an nur für Erstklässler angeboten wird. Für sie erhalten Eltern eine Betreuungsplatz-Garantie und können zwischen verschiedenen Ganztagsformen wählen. Zweit-, Dritt- und Viertklässler werden dagegen nach herkömmlichen Modellen betreut, und dazu gehört in dem neuen Oberföhringer Wohngebiet bisher kein gebundener Ganztag, obwohl die Schule nach dem Lernhauskonzept errichtet ist, also genug Platz vorhanden wäre.

Der Kinderbeauftragte Florian Ring (CSU) sprach in der jüngsten Sitzung des Bezirksausschusses (BA) Bogenhausen von einer "Deckungslücke". Sie stellt Eltern vor Probleme, die Grundschulkinder in verschiedenen Jahrgangsstufen haben. Ein Vater berichtete, eines seiner vier Kinder sei nachmittags versorgt, für die anderen drei habe die Familie aber weder Hortplätze noch Mittagsbetreuung. Eine Mutter nannte es sehr frustrierend, dass das Angebot nur Erstklässlern offen steht, nachdem sich Eltern jahrelang für den Ganztag für alle eingesetzt hätten. "Für uns fühlt es sich so an: Wir bereiten die Laken und ein anderer legt sich ins Bett."

Christina Baltzer vom Arbeitskreis Ganztag hob die Vorzüge dieser Betreuungsform für die soziale Bildung hervor. Nur wenn es eine Wahlmöglichkeit für alle Jahrgangsstufen gebe, "kann das Münchner Lernhauskonzept funktionieren", sagte sie. Das werde aber "kein Selbstläufer", prophezeite die BA-Vorsitzende Angelika Pilz-Strasser (Grüne). Auch der Kinderbeauftragte Ring dämpfte die Erwartungen: Das Modell "kooperativer Ganztag" werde es für die größeren Kinder nicht geben, für die Schule seien keine Vorläuferklassen gebildet worden. Vielmehr werde es auf ein "gleichwertiges Konzept" hinauslaufen müssen. Den BA-Mitgliedern sei aber klar, dass viele Eltern auch wegen der Ganztagsbetreuung in den Prinz-Eugen-Park gezogen seien, sagte Ring.

Der BA forderte daher den gebundenen Ganztag für alle Klassenstufen oder alternativ gleichwertige Betreuung für Zweit- bis Viertklässler. Endgültig aufgegeben haben die Stadtviertelvertreter dagegen ein anderes Wunschprojekt in dem Quartier: Sie verzichten auf ihre Forderung, das Kulturbürgerhaus am zentralen Maria-Nindl-Platz mit einer Gaststätte auszustatten. Robert Brannekämper (CSU) bezweifelte zwar, dass externes Catering bei Veranstaltungen eine Alternative darstellt und sprach von einer "vertanen Chance". Weitere Verhandlungen mit der Stadt würden aber gut zweieinhalb Jahre kosten, sagte er. Die Fertigstellung des Platzes verzögere sich entsprechend und womöglich werde dann auch der Supermarkt dort erst später einziehen. "Wir wollen nicht am Schluss schuld sein, dass sich das Quartier nicht vernünftig entwickelt." Brannekämpers Resümee zum Kulturbürgerhaus fiel bitter aus: Man gebe elf Millionen Euro aus, habe zehn Jahre geplant, "und am Schluss kommt eine drittklassige Lösung raus".

© SZ vom 02.04.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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