Obdachlosencamps:Räumen ist "humanitär das Richtige"

Unterführung Kapuzinerstraße Ecke Isartalstraße Obdachlose werden vertrieben und Möbel entsorgt in

Aus der Unterführung unter der Kapuzinerstraße hat die Stadt am Dienstag Möbel und andere Habseligkeiten entfernen lassen.

(Foto: imago/Overstreet)

Sozialreferentin Dorothee Schiwy will auch weiterhin Obdachlosen-Camps räumen. CSU und SPD unterstützen das, die Grünen nennen es schäbig.

Von Heiner Effern

Die Stadt wird weiterhin fest installierte Camps von Obdachlosen räumen. Das sei "humanitär das Richtige", sagte Sozialreferentin Dorothee Schiwy in der Vollversammlung des Stadtrats. Menschen in den provisorischen Lagern brächten sich durch Heizen mit Gas und aktuell durch die kalten Temperaturen selbst in Lebensgefahr. Davor müsse sie die Stadt schützen. Die Auflösung eines Camps geschehe nicht ohne Vorwarnung, sondern nach wochen- und teils monatelangen Vorgesprächen mit den Betroffenen durch Streetworker und Sozialarbeiter. CSU und SPD segneten das Vorgehen mit ihrer Mehrheit ab.

Angestoßen hatten die Debatte die Grünen mit einem Dringlichkeitsantrag, in dem sie den sofortigen Stopp der Räumung dieser Lager fordern. Anlass war die Auflösung des Camps in einer Unterführung an der Kapuzinerstraße am Dienstagmorgen. Die Grünen nennen es schäbig, solche Lager zu räumen, da dieses Vorgehen die Gefahren bei den hohen Minustemperaturen verstärke. Die Obdachlosen gingen in der Regel nicht in die städtischen Räume für den Kälteschutz, sondern suchten sich einen anderen, nun noch weniger geschützten Schlafplatz, sagte Fraktionsvize Dominik Krause.

Die SPD wiederum hält es für "fast zynisch", immer so zu tun, als ob die Obdachlosen aus reinem Freiheitsdrang in solchen Camps lebten. Viele seien psychisch krank und hätten ein Suchtproblem. Ihnen müsste man immer wieder Beratungsangebote machen, sagte Fraktionsvize Christian Müller. Sozialreferentin Schiwy wies auch die Darstellung der Grünen zurück, dass diese Angebote nichts brächten. Seit der Räumung des Lagers unter der Reichenbachbrücke im November seien 14 der damaligen Bewohner dauerhaft in festen Räumen untergebracht.

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