Süddeutsche Zeitung

Obama in München:Der Inspirator kommt

Lesezeit: 3 min

Das Gründer-Festival Bits & Pretzels wird Ende September vom früheren US-Präsidenten Barack Obama eröffnet. Die Vorfreude in München ist groß, auch weil gleichzeitig in der Stadt Oktoberfest ist

Von Ulrich Schäfer und Kassian Stroh

Zwei Jahre lang haben Felix Haas, Bernd Storm van's Gravesande und Andreas Bruckschlögl alles versucht, sie haben Mails geschrieben, Mittelsmänner eingeschaltet, am Ende auch ein Video von sich gedreht - in Lederhosen. Sie warben bei "Mister President" für München, für das Oktoberfest und ihre Veranstaltung: das Gründerfestival Bits & Pretzels.

Und dann kam, völlig überraschend, vor zwei Wochen mit einer ganz normalen Mail die Zusage: Barack Obama, der frühere Präsident der USA, wird am 29. September nach München kommen und das größte Start-up-Festival der Republik, die Bits & Pretzels, eröffnen. In einem moderierten einstündigen Gespräch wird Obama vor vermutlich 5000 Teilnehmern in der Münchner Messe über sein Leben und Führung in der Welt sprechen. Das gaben die drei Gastgeber von Bits & Pretzels, die selber mehrere erfolgreiche Start-ups gegründet haben, am Dienstag bekannt.

"Leadership bedeutet, Menschen zu inspirieren und ihnen die Fähigkeit zu geben, ihre Welt zu verändern - und es gibt niemanden auf dieser Welt, der dies so sehr verkörpert wie Präsident Barack Obama", teilten Bruckschlögl, Storm van's Gravesande und Haas mit. Sie fühlten sich geehrt, dass er die Einladung nach München angenommen habe.

Gut möglich, dass Obama bei seiner Visite in München dann auch das Oktoberfest besucht; denn das findet gleichzeitig statt. Zwar könne man dazu noch nichts sagen, ließen die Organisatoren der Bits & Pretzels am Dienstag wissen. Sie wiesen aber darauf hin, dass sie mit ziemlich vielen ihrer bisherigen prominenten Gastredner auf der Wiesn waren, oft am Vorabend der Eröffnung. Das Oktoberfest sei ja schließlich "elementarer Bestandteil" der Messe, die seit ihrer Gründung vor fünf Jahren mit einer Ausnahme immer während der Wiesn stattfand.

Ganz abgesehen davon hat Obama schon seit Längerem mindestens zwei Einladungen auf dem Schreibtisch. Beim Besuch der Hannover Messe 2016 hatte er sich für die Gastfreundschaft bei seinen Deutschland-Aufenthalten bedankt, nicht zuletzt beim G-7-Gipfel, der im Jahr zuvor im oberbayerischen Elmau stattgefunden hatte, und gesagt: "Das Einzige, was ich bereue, ist, dass ich in Deutschland noch nie das Oktoberfest besucht habe. Also werde ich zurückkommen müssen, und ich denke, dass es mehr Spaß macht, wenn man nicht Präsident ist." Daraufhin lud ihn Oberbürgermeister Dieter Reiter ein, gemeinsam mit ihm beim Anstich im Schottenhamel-Zelt die Wiesn zu eröffnen - wie auch die beiden Wiesnwirte Christian und Michael Schottenhamel.

Dass Obama diesen Einladungen folgt, ist freilich eher unwahrscheinlich: Die Bits & Pretzels wird am 29. September eröffnet, angezapft wird bereits eine gute Woche früher, am 21. September. Wie lange der Ex-Präsident in München zu weilen gedenkt und was er hier sonst so vorhat, dazu äußerten sich am Mittwoch weder die Festival-Organisatoren noch das Rathaus, die Staatskanzlei oder das US-amerikanische Generalkonsulat, die in die Organisation eines München-Besuchsprogramms eingebunden wären. Es gibt aber Hinweise darauf, dass hinter den Kulissen schon ein gewisses Rangeln begonnen hat, welche dieser Institutionen wie viel Zugriff auf die Obama-Visite bekommt.

Auf die Idee, den früheren Präsidenten nach München einzuladen, waren Haas und seine Mitstreiter vor gut zwei Jahren gekommen. Zuvor hatten sie im November 2016 Obama aus nächster Nähe erlebt. Er war damals zum Abschiedsbesuch in Berlin und traf sich zum Abendessen mit Kanzlerin Angela Merkel im Hotel Adlon, wo gleichzeitig auch der SZ-Wirtschaftsgipfel stattfand. Am folgenden Morgen trainierte der Präsident im Fitnessraum des Adlon, direkt neben Haas und Co.

In München war Obama noch nie, nur in der Nähe: Auf dem Weg zum G-7-Gipfel in Elmau landete er im Erdinger Moos und wurde dann per Hubschrauber an den Fuß des Wettersteingebirges gebracht. Nur bei schlechtem Flugwetter wäre sein Konvoi durch München hindurch gelotst worden. Ein Jahr später, am 22. Juli 2016, gehörte Obama zu den ersten internationalen Politikern, die ihr Mitgefühl für die Opfer des Neunfachmordes am Olympia-Einkaufszentrum bekundeten. Damals, nur etwa fünf Stunden nach der Tat, sagte er Deutschland alle nötige Unterstützung zu - noch nicht wissend, ob diese Tat ein Amoklauf oder Teil eines größeren terroristischen Angriffes war. Dass sich Obama so schnell zu Wort meldete, Bundeskanzlerin Angela Merkel aber erst viel später, wurde ihr seinerzeit von nicht wenigen Kritikern angekreidet.

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.4536486
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
SZ vom 24.07.2019
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.