OB-Wahl 2020:Zwei Frauen wollen Reiter herausfordern

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Noch haben Parteien ihre Kandidaten für die OB-Wahl nicht nominiert, doch es zeichnet sich ein Rennen zwischen Kommunalreferentin Kristina Frank (CSU), Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) und Fraktionschefin Katrin Habenschaden von den Grünen (rechts) ab. (Foto: Alessandra Schellnegger, Robert Haas, Stephan Rumpf)
  • CSU-Bezirkschef Ludwig Spaenle fordert, dass die CSU mit einer Frau bei der OB-Wahl 2020 antritt.
  • Als mögliche Spitzenkandidatin kommt die Kommunalreferentin Kristina Frank infrage.
  • Bei den Grünen könnte Katrin Habenschaden als OB-Kandidatin antreten. Sie ist bislang als Bewerberin für die anstehende Wahl des Zweiten Bürgermeisters nominiert.
  • Der Hauptgegner wäre wohl Dieter Reiter (SPD). Er gilt als Favorit.

Von Dominik Hutter

Es war der Bezirkschef selbst, der am Samstag parteiintern die Richtung vorgegeben hat. Zur Oberbürgermeisterwahl 2020 möge die CSU mit einer Frau antreten, erklärte Ludwig Spaenle den versammelten Münchner Parteigranden bei einer Versammlung, die der Aufarbeitung der Landtagswahl diente.

Eine Frau. Das trifft bekanntlich weder auf Spaenle selbst zu, der sich vor einigen Monaten, nach seinem Rauswurf aus dem bayerischen Kabinett, selbst als Münchner OB-Kandidat ins Gespräch gebracht hatte. Noch auf Manuel Pretzl, bei dem nun alle CSU-Fäden im Rathaus zusammenlaufen. Pretzl kann sich künftig sowohl parteipolitisch als auch staatsmännisch-bürgermeisterlich präsentieren und so seinen Beitrag zum Kommunalwahlkampf der CSU leisten. Als Teil eines Tandems möglicherweise. Denn in der CSU gibt es schon seit Monaten Sympathien dafür, eine ebenso ehrgeizige wie umtriebige Frau als Spitzenkandidatin aufzustellen. Eine, die es nach nur wenigen Jahren im Stadtrat zur Kommunalreferentin gebracht hat: Kristina Frank.

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In der für die CSU reichlich schwierigen Frage, wer den Posten des Zweiten Bürgermeisters übernimmt, spielte Frank keine Rolle. Konnte sie keine Rolle spielen. Denn der Zweite und Dritte Bürgermeister müssen aus den Reihen des ehrenamtlichen Stadtrats kommen. Und dem gehört die 37-Jährige seit ihrer Wahl zur Kommunalreferentin nicht mehr an. Frank hat sich mit Feuereifer, weniger Wohlmeinende bezeichnen es als Aktionismus, ihrer neuen Aufgabe an der Spitze der städtischen Behörde gewidmet.

Sollte sich die CSU tatsächlich für sie entscheiden, wäre dies ein echter Coup. Denn Josef Schmid, der bisherige Kandidat, verordnete der CSU zwar einen liberaleren, mehr auf Großstadt getrimmten Kurs. Er entsprach aber trotzdem weit mehr dem CSU-Klischee als die yogabegeisterte Juristin Frank, die schon einmal in orangefarbener Kluft bei der Müllabfuhr mitfährt. Und natürlich wäre es ein Zeichen, wenn die erste Münchner Oberbürgermeisterin aus den Reihen der CSU stammen würde. Einer Partei, die der Quote eher unverdächtig ist.

Dass der Hauptgegner der CSU erneut Dieter Reiter heißt, gilt als sicher. Der 60-jährige Sozialdemokrat hat schon mehrfach betont, dass er noch eine zweite Amtszeit absolvieren will - danach tritt wie 2014 bei seinem Vorgänger Christian Ude die gesetzliche Altersgrenze in Kraft. Reiter geht trotz der aktuellen Schwäche der SPD aus heutiger Sicht als Favorit in die OB-Wahl. Er gilt als populär, zupackend und bodenständig - selbst in der SPD sehen in ihm viele die einzige Chance, ein halbwegs akzeptables Wahlergebnis zu erzielen. Eines, das auch die Stadtratsfraktion mitziehen könnte. "OB-Wahl im ersten Durchgang und stärkste Fraktion", nennt Münchens SPD-Chefin Claudia Tausend die Ziele ihrer Partei bei der nächsten Kommunalwahl. Das ist ein durchaus hehrer Anspruch. Ob die SPD ihn einlösen kann, werden wohl die kommenden Monate entscheiden.

Es ist nicht unwahrscheinlich, dass auch die Strategen der anderen Parteien einen Wahlsieg Reiters 2020 bereits einkalkuliert haben. Das ist ja der Vorteil an neuen Kandidaten: Wer zum ersten Mal antritt, geht meist auch aus einer verlorenen Wahl unbeschädigt hervor. Und kann es 2026 noch einmal probieren, wenn Reiter nicht mehr kandidieren darf und die SPD einen Bewerber ohne Amtsbonus auffahren muss. So hat es Josef Schmid auch probiert: Dem nun in den Landtag gewechselten Kommunalpolitiker war klar, dass er 2008 gegen Christian Ude keine echte Chance haben würde. 2014 schaffte er es dann zwar auch nicht - er zwang aber den damals noch vergleichsweise unbekannten Reiter in die Stichwahl. Und bugsierte damit immerhin seine CSU auf die Regierungsbank. Nach 24 Jahren rot-grüner Koalition.

So könnte theoretisch auch Kristina Frank vorgehen. Einmal in Ehren verlieren, und dann noch einmal mit größeren Erfolgsaussichten durchstarten. Und falls es beim ersten Mal schon klappt - umso besser für die Kandidatin. Diese Taktik geht auch bei einer dritten, durch die Ergebnisse von Bundestags- und Landtagswahl beflügelten Partei auf: bei den Grünen. Dass die Kandidatin von 2014, Sabine Nallinger, nicht noch einmal antritt, war eigentlich schon kurz nach dem unfreiwilligen Wechsel der Partei in die Opposition klar. Die Phase der Bündnisgespräche galt parteiintern nicht gerade als glorreich. Nallinger hat sich kurze Zeit später beruflich neu orientiert und spielt inzwischen in der Stadtratsfraktion, der sie weiterhin angehört, eine kaum wahrnehmbare Rolle.

Gut möglich, dass die Rolle als OB-Kandidatin nun Katrin Habenschaden übernehmen wird. Die Fraktionsvorsitzende sitzt wie Kristina Frank erst seit 2014 im Stadtrat und hat sich in kurzer Zeit viel Renommee erarbeitet. Sie gilt als fachkundig, klug und sachorientiert. Bislang ist die 41-Jährige offiziell nur als Bewerberin für die anstehende Wahl des Zweiten Bürgermeisters nominiert. Als Konkurrentin Pretzls sozusagen, wenn auch als aussichtslose. Denn die SPD dürfte eineinhalb Jahre vor der Wahl nicht einfach die Pferde wechseln, ein Votum für Habenschaden wäre das zwangsläufige Ende des rot-schwarzen Bündnisses. Die Kandidatur hilft der Bankkauffrau sowie Wald- und Wildnispädagogin aber dabei, bekannter zu werden. Dass sie obendrein gerne OB-Kandidatin wäre, hat sie bereits kundgetan.

Auch sie kann ohne jede Sorge vor einem Ansehensverlust gegen Reiter antreten, der sich dann gleich zwei Frauen gegenüber sähe. Frank und Habenschaden. Beide deutlich jünger als der Amtsinhaber, beide mit Ausstrahlung und Ehrgeiz. Ein spannender Wahlkampf könnte die Folge sein.

Einer, in dem auch Pretzl stark gefordert wäre. Die CSU zählt in München wie die SPD zu den Verlierern der Landtagswahl, beide Parteien müssen um die Stärke ihrer Ratsfraktionen bangen. Es ist nicht unwahrscheinlich, dass 2020 nicht mehr möglich ist, was 2014 den Marsch der Grünen in die Opposition zur Folge hatte: ein Regierungsbündnis aus nur zwei Parteien. Eine Dreierkonstellation ist allerdings deutlich schwieriger zu managen. Und besonders kompliziert wird es, wenn der direkt gewählte OB keine eigene Mehrheit im Stadtrat hat.

© SZ vom 20.11.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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