OB-Kandidaten der Grünen:Schopper sagt den Grünen ab

Sie wollte Oberbürgermeisterin von München werden, doch jetzt hat Theresa Schopper einen Rückzieher gemacht. Es ist nicht das erste Mal, dass die Landeschefin der Grünen aus privaten Gründen zurücksteckt.

Dominik Hutter

Aus vier mach drei: Grünen-Landeschefin Theresa Schopper hat ihre Kandidatur für das Amt des Münchner Oberbürgermeisters zurückgezogen. Hintergrund ist die Bewerbung ihres Mannes Boris Schwartz um die Nachfolge von Kommunalreferentin Gabriele Friderich, die der langjährige Stadtrat am Montag beim städtischen Direktorium eingereicht hat.

Schopper, die nun in der Landespolitik bleibt, will "jeden Eindruck vermeiden, dass die Familie Schwartz/Schopper die Stadtgeschicke vom Küchentisch aus in die Hand nimmt" - als Oberbürgermeisterin wäre die 50-Jährige Chefin ihres Mannes geworden. Bei den Grünen sind nun noch der frühere Münchner Parteichef Nikolaus Hoenning, Bürgermeister Hep Monatzeder und Stadträtin Sabine Nallinger im Rennen um den OB-Sessel.

Der Rückzug Schoppers war erwartet worden. Die Politikerin hatte bereits im Oktober angekündigt, im Falle einer Bewerbung zugunsten ihres Mannes zurückzustecken - die Wahl von Boris Schwartz zum Kommunalreferenten gilt als sicher, da die Grünen koalitionsintern das Vorschlagsrecht für den Posten haben. Allerdings müssen städtische Juristen erst noch genau prüfen, ob die formale Qualifikation des 49-Jährigen ausreicht, der "nur" über einen Fachhochschulabschluss verfügt.

Dass sich Schopper und Schwartz politisch in die Quere kommen, geschieht nicht zum ersten Mal: Bereits bei der Debatte um die Münchner Olympiabewerbung, die von der grünen Landtagsfraktion vehement bekämpft wurde, enthielt sich die Abgeordnete Schopper bei sämtlichen Abstimmungen, da ihr Mann als Planer im 2018-Team tätig war. Auch diesmal will die gebürtige Füssenerin erklärtermaßen keine Angriffsfläche bieten, "die in der politischen Diskussion gegen uns Grüne verwendet werden würde". Die grüne Stadtchefin Katharina Schulze wie auch Mitbewerberin Nallinger äußerten Respekt für diese Haltung.

Weiterhin ungelöst ist bei den Grünen die nun schon seit Monaten diskutierte Frage, nach welchem Verfahren die Partei ihren OB-Bewerber auswählen will. Das von der Basis einstimmig beschlossene Prozedere, die Kandidaten im Anschluss an öffentliche OB-Foren vom Publikum bewerten zu lassen, wird von Monatzeder abgelehnt. Der Vorstand will nun im Januar die Stadtversammlung über die Details des Verfahrens entscheiden lassen.

Ob bis dahin eine Lösung vorliegt, mit der alle Seiten leben können, ist unklar. Denn Schulze will auf jeden Fall an dem Abstimmungsprinzip festhalten. Bei den Gesprächen zwischen Vorstand und Kandidaten über die genaue Ausgestaltung der Foren konnte bislang keine Einigung erzielt werden. Dabei geraten die Grünen allmählich unter Zugzwang. SPD und CSU haben sich zwischenzeitlich mit Dieter Reiter und Josef Schmid auf ihre OB-Kandidaten geeinigt.

Die Ausschreibung des Chefpostens im Kommunalreferat war notwendig geworden, weil Amtsinhaberin Friderich überraschend nach Bremen wechselte. Bis Montagmittag lagen nach Angaben des Rathauses 21 Bewerbungen um ihre Nachfolge vor, die Frist für weitere Interessenten endet an diesem Dienstag.

Obwohl erst für den 19. Januar eine Vorstellungsrunde aller Kandidaten im Stadtrat angesetzt ist, hat sich die grüne Rathausfraktion bereits für Schwartz ausgesprochen, der auch in der SPD als gute Wahl gilt. Gewählt wird der neue Referent in der Plenumssitzung am 25. Januar. Wird der Planungsexperte Schwartz dort erwartungsgemäß mit rot-grüner Mehrheit zum Kommunalreferenten ernannt, muss er seinen Sitz im Stadtrat räumen. Nachfolgerin würde die Sendlinger Lehrerin Anja Berger.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: