Nymphenburg:Von der dichten Stangenplantage zum anmutigen Schlosspark

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Auch die Sicht ist wichtig: Bei der Pflege des Schlossparks muss der Wildwuchs verhindert werden. (Foto: Florian Peljak)

Was im Nymphenburger Park wie Natur pur wirkt, ist bis ins Detail geplant - und muss regelmäßig gepflegt werden.

Von Sonja Niesmann, Nymphenburg

Blumengesprenkelte Wiesen, schattige Wäldchen, sonnige Lichtungen, plätschernde Bäche und sanfte Hügel: Spaziergänger schätzen im Nymphenburger Schlosspark das Gefühl, sich mitten in der Großstadt in freier Natur zu bewegen. Doch auch wenn alles nach Natur pur aussieht: Die Landschaft im Nymphenburger Schlosspark ist bis ins letzte Detail durchgestaltet.

Damit dieses Gartenkunstwerk, das der königliche Hofgarten-Intendant Friedrich Ludwig von Sckell zu Beginn des 19. Jahrhunderts geschaffen hat, erhalten bleibt und nicht verwildert, haben die Bayerische Schlösserverwaltung und die Bayerische Landesanstalt für Wald- und Forstwirtschaft (LWF) vor etwa zehn Jahren ein Modellprojekt zur Gehölzpflege ins Leben gerufen.

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Vor allem markanten alten Eichen, Buchen, Linden oder Ahornbäumen soll Luft zum Wachsen und Gedeihen verschafft werden. Deshalb werden kleinere, ihnen zu nahe stehende Bäume und Büsche entfernt. In der Nähe der Pagodenburg, am sogenannten Ochsenfeld, werden deshalb in den kommenden Wochen zum zweiten Mal Waldarbeiter anrücken und "behutsame Eingriffe" vornehmen, kündigt die Schlösserverwaltung an.

Wie sich der Schlosspark gemacht hat

Vor fünf Jahren hat hier ein erster Pflegedurchgang stattgefunden. Was damals eher wie eine dichte Stangenplantage anmutete, habe sich seitdem "erstaunlich gut entwickelt", erklärt Michael Degle, Mitarbeiter in der Gärtenabteilung der Schlösserverwaltung: "Die Kronen der lichthungrigen Eichen haben sehr gut ausgetrieben, die Verzweigung ist jetzt besser. Und am Boden findet man nun an vielen Stellen jungen Aufwuchs, den der Wald dringend zur Verjüngung braucht." Die Ergebnisse sollen nun auch wissenschaftlich ausgewertet werden.

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Begonnen hat das Modellprojekt mit dem etwas hölzernen Titel "Waldpflege als Denkmal- und Biotoppflege" im Jahr 2006, auf einer 3,3 Hektar großen Fläche in der Nähe der Badenburg ist damals kräftig die Säge angesetzt worden. Auch dort habe sich gezeigt, wie gut sich danach alles entwickelt hat, alte, stattliche Bäume ebenso wie junge.

Mit den Waldarbeiten setzt die Schlösserverwaltung auch die Flora-Fauna-Habitat-Richtlinie der Europäischen Union und die Landschaftsschutzverordnung der Stadt um: Erhalten wird der standorttypische Labkraut-Hainbuchen-Wald im Nymphenburger Park - dazu gehören Eichen, Sommer- und Winterlinden, Vogelkirsche und Ahorn - mit ausreichend Totholz, so dass Vögel, Mäuse und anderes Kleingetier Nahrung und Unterschlupf finden.

Um bei den Besuchern des Parks um Verständnis für die Fällarbeiten zu werben, stellen die Verantwortlichen jedesmal, wenn die Arbeiter mit ihren Motorsägen anrücken, Infotafeln mit Skizzen, Fotos und Texten am Wegrand auf. Die Aspekte ihrer gartendenkmalpflegerischen Arbeit erläutert die Schlösserverwaltung auch in der Ausstellung "Friedrich Ludwig von Sckell und Nymphenburg", die von April an wieder im Geranienhaus im Park zu besichtigen ist. Ein Büchlein mit demselben Titel gibt es außerdem in Museumsladen im Hauptgebäude des Schlosses zu kaufen.

© SZ vom 11.02.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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