Nymphenburg:Surreales Areal

Am Romanplatz, Verkehrsknotenpunkt im Münchner Westen, wird noch bis Mitte Dezember gebaut. Der Verkehr steht im Stau, Einzelhändler und Restaurantbesitzer klagen über Umsatzeinbußen

Von Sonja Niesmann, Nymphenburg

Man hätte annehmen können, dass sich mit der Sperrung des Laimer Tunnels die Situation am Romanplatz sogar ein bisschen entspannt - kommt ja schließlich kein Verkehr aus dem Süden der Stadt mehr dorthin durch. Leider aber, räumt Alfred Lechner ein, der Projektkoordinator der Stadtwerke München für die Baustelle am Romanplatz, sei es nicht so, haben sich die Staus zur Rushhour noch verstärkt: "Das haben wir unterschätzt." Der Verkehr aus den Wohngebieten links und rechts der Wotanstraße Richtung Innenstadt oder Obermenzing/Pasing muss sich nun ebenfalls durchs Nadelöhr Romanplatz quälen. Dazu kommen Auto- und auch Lkw-Fahrer, die trotz der zahlreichen Vorwegweiser die Sperrung der Unterführung nicht realisieren, dort dann umdrehen müssen und sich ebenfalls zurück Richtung Romanplatz einreihen. Lechner bedauert die fehlende Abstimmung seitens der Bahn: "Als die ihre Sperrung der Unterführung angekündigt hat, standen unsere Planungen für den Romanplatz längst."

Nymphenburg: Großbaustelle Romanplatz: Wo sich Bagger und Bohrer breitmachen, werden Autos an den Rand gedrängt.

Großbaustelle Romanplatz: Wo sich Bagger und Bohrer breitmachen, werden Autos an den Rand gedrängt.

(Foto: Robert Haas)

Die Stadtwerke erneuern an diesem Verkehrsknoten in Nymphenburg die beiden Tramgleise und bauen ein drittes, außerdem einen großen, von einem Glasdach überspannten Bahnsteig. Die Stadt gestaltet den Platz zudem optisch um, er soll attraktiver und grüner werden. Seit die Bauarbeiten im März begonnen haben, haben sich der Romanplatz und seine Nebenstraßen in eine ständig wechselnde, leicht surreal anmutende Landschaft aus rot-weißen-Absperrbaken verwandelt, die den Raum für den motorisierten Verkehr stark einschränken und für Fußgänger und Radler etwas verschlungene Schlupflöcher lassen.

Nymphenburg: Aufs Gleis gesetzt: Der Umbau am Romanplatz läuft termingemäß, am 15.Dezember soll wieder Normalität einkehren.

Aufs Gleis gesetzt: Der Umbau am Romanplatz läuft termingemäß, am 15.Dezember soll wieder Normalität einkehren.

(Foto: Robert Haas)

Wer irgendwie kann, meidet den Platz seitdem; wer ihn queren muss - ob im Auto oder im Linienbus - braucht Geduld, vor allem morgens zwischen 7 und 10 Uhr und abends nach 16 Uhr. 30 Minuten für 100 Meter Strecke, berichtet eine Nymphenburgerin. Schulweghelferinnen der Grundschule an der Südlichen Auffahrtsallee sind stark besorgt um die Sicherheit der Kinder, weil Autofahrer an der Verengung der Fahrbahn nach der Kanalbrücke in die Kreuzung einfahren und mitten auf dem Fußgängerübergang stehen bleiben. Einzelhändler und Restaurants klagen über teils beträchtliche Umsatzeinbußen, ein Hotelier nahe des Romanplatzes berichtet von verärgerten Gästen, die in verstopften Straßen feststecken und ihre Züge oder wichtige Termine verpassen.

Immer wieder wird auch die Befürchtung laut, dass Rettungsfahrzeuge im Stau steckenbleiben könnten. Lechner versichert, er stehe in regelmäßigem Kontakt mit dem Krankenhaus Barmherzige Brüder. Mit jeder Änderung der Verkehrsführung schicke er Vorschläge, wie die Rettungsfahrzeuge ungehindert durchkommen können: "Bisher gab es keine einzige Beschwerde."

Eine Engstelle zumindest wird am Dienstag entschärft: Die Einmündung der Wotanstraße in Romanplatz/Arnulfstraße, derzeit auf eine Spur verengt, wird wieder zweispurig. Am Montag, 11. November, beginnt die letzte Phase im Bauablauf. Die Trambahn-Wendeschleife an der Arnulfstraße auf Höhe der Nibelungenstraße wird abgehängt und zurückgebaut. In den folgenden vier Wochen, während die Gleislücke zum Romanplatz wieder geschlossen wird, ersetzen Busse die Tram 16 und 17. Dem Gerücht, wegen eines beschädigten Kanals unter dem Gleisrondell verzögerten sich die Arbeiten um fast fünf Monate, bis in den April 2020 hinein, widerspricht Lechner freundlich, aber entschieden. In der Tat sei ein Kanal durch Erschütterungen beschädigt worden, daran arbeite man aber bereits: "Das wirkt sich auf die Terminplanung nicht aus." Am 15. Dezember sollen die Straßenbahnen wie geplant wieder ihren Kurs über den Romanplatz aufnehmen, alle Fahrspuren wieder offen sein. 2020 wird das neue Gleisrondell bepflanzt, außerdem stehen noch Restarbeiten an Straßen und Gehwegen am Platz an. "In größerem Stil aufreißen müssen wir allerdings nicht mehr", versichert Lechner.

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