Null Acht Neun:Gut, besser, S-Bahn

Kommende Woche stellt die Bahn vor, was sie alles für ihre Passagiere erreicht hat. Und doch darf man auch weiterhin gespannt sein, was noch an Innovationen kommt

Kolumne von Andreas Schubert

Nächste Woche will die Bahn die Verbesserungen bei der S-Bahn München vorstellen. Für Berichterstatter ist so ein Termin eine gmahde Wiesn, weil allzu lange, denkt man sich, kann das nicht dauern. Stimmt natürlich nicht. Wie zu hören ist, hat die Bahn viel vor. Und man soll nicht voreilig über sie ablästern, vielleicht kommt ja was, das das Leben der Münchner S-Bahn-Passagiere wirklich ein wenig angenehmer macht. Sie könnten zum Beispiel in den umgemodelten Waggons das Licht noch ein wenig greller machen, damit es die verschlafenen Pendlerwesen spätestens im Zug richtig in die Realität reißt, während sie sich in den neuen Sitzecken an Wildfremde schmiegen. Wem aber der Blick auf sorgsam ausgeleuchtete Augenringe, Fältchen und graue Strähnchen seiner Sitznachbarn zu intim ist, der muss sich nicht unbedingt hinsetzen. Jetzt gibt es ja zum Glück genug Stehplätze.

Auf jeden Fall darf man gespannt sein, was sonst noch so an Innovationen kommt. Vielleicht hängen sie ja am Hauptbahnhof ein paar Wunderbäumchen auf. Denn dort riecht es im Untergeschoss zuweilen so, als würde sich der finanziell gebeutelte Staatskonzern mit dem Zwischenlagern von Schlachtabfällen ein paar Euro dazuverdienen. Was genau da unten vor sich hin rottet, weiß die Bahn angeblich nicht. Man habe keine komischen Gerüche bemerkt, ist zu hören.

Nun, entweder sind die Bahnmitarbeiter genauso verschnupft wie die Passagiere an manchen Tagen. Oder man muss davon ausgehen, dass diese Aussage eine spezielle Art von Humor widerspiegelt. Denn dass sie was von Spaß versteht, hat die Bahn auch dieser Tage wieder bewiesen. So flatterte eine Ankündigung herein, die mit dem Satz "Die Bahn sorgt dafür, dass es rollt" begann. Dann dichtete eine offensichtlich gut gelaunte PR-Person noch, von Dienstag an dürfe in der Schalterhalle wieder "gebrettert" werden. Denn bis zum 25. März sei wieder "Skatebahnhof". Noch besser war die Überschrift: "Die Eisbachwelle aus Holz inmitten des Münchner Hauptbahnhofs". Die Eisbachwelle! In der alten Schalterhalle! Es ist zwar nur eine gewöhnliche Halfpipe, aber egal. Wenn wir schon nicht so cool sind wie der Flughafen und eine echte Surferwelle mit Wasser aufstellen, dann tun wir zumindest so, als ob, haben sich vermutlich die Marketingeisenbahner da gedacht. Und da der Betrieb manchmal eher uncool läuft, holen wir uns halt die coolen Skatergirls und -boys ins Haus.

Wenn sie schon nicht mitbekommt, was ihren Kunden an manchen Tagen so stinkt: Immerhin beim Schönfärben hat die Bahn den richtigen Riecher.

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