Null acht neun:Capri, das sind wir

Am Wochenende heiraten Heidi Klum und Tom Kaulitz. Die Party steigt in der Bucht von Neapel - aber das ist München näher, als viele ahnen

Kolumne von Christiane Lutz

Wenn an diesem Wochenende Heidi Klum und Tom Kaulitz heiraten, ist das ein besonderes Ereignis für München. Klum, das ist die Unternehmerin, die im Fernsehen immer Fotos an Mädels verteilt. Kaulitz ist freundlicher Bassist der Band Tokio Hotel und so zauselig zugewachsen, dass Klum sich schwer tun dürfte, sich für eventuelle Hochzeitsküsse Zugang zu seinem Gesicht zu verschaffen. Auf der Gästeliste stehen Supermodels und Supersänger, Superschauspieler und super Unbekannte, ganz Instagram ist schon außer Rand und Band. Für München ist das deshalb so aufregend, weil die Hochzeit hier stattfindet. Ja, hier! Auf Capri, genauer gesagt, wo die beiden sich richtig doll verliebt haben sollen. Aber weil München praktisch Italien ist, ist Capri somit gleich hinter Pullach. Man muss nur nach Florenz rechts abbiegen, mit dem Floß übersetzen und schon ist man da. Mit dem XXL-Ticket der MVG kommt man locker bis da raus.

Die italianità bavarese ist auch 2019 noch eine ernstzunehmende Angelegenheit, von Münchnern vollkommen unironisch als historisch gegeben proklamiert. Es gehört sich also, da mit einzustimmen. Ja, die Feldherrnhalle ist eine Kopie der Loggia dei Lanzi in Florenz, und hui, schon im frühen 19. Jahrhundert gab es im "Tambosi" italienischen Caffè. Man findet es zudem hier wie dort schön, Dinge schön zu finden. Landesgrenzen sind was für Kleingeister und Zugereiste. Und wer an schönen Sommerabenden schon mal versucht hat, an der Reichenbachbrücke schwimmen zu gehen, wird sich gleich wie in Rimini fühlen, völlig richtig.

"Wenn bei Capri die rote Sonne im Meer versinkt, und vom Himmel die bleiche Sichel des Mondes blinkt, zieh'n die Jungen die Paddelboote aus der Isar raus", heißt es im berühmten Lied "Capri-Fischer". Auch der Chansonnier Hervé Vilard wusste schon 1965 um die Verbindung Capris zu München. "Capri, c'est fini", schmachtete er, was auf bairisch etwa so viel heißt wie "Capri, des bin i", eine Art italo-bajuwarisches "Mia san mia", stimmt schon.

Wenn nun also Heidi und Tom heiraten, wird drei Tage lang eine glamouröse Party gefeiert. Auf einer Yacht will die Festgesellschaft den ganze Speckgürtel umschippern, mehrmals. Das Paar sucht angeblich auch schon nach einer Villa auf Capri zum Kauf, für regelmäßiges Urlauben. Als italienischer Münchner muss man eben auch damit klarkommen, die Schönheit der Heimat mit der Welt zu teilen. Terribile!

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: