„Nix wie bessher“, singt Wolfgang Niedecken. Als das Lied 1996 das erste Mal erklang, hätten die BAP-Fans vermutlich nicht damit gerechnet, den Sänger ein paar Jahre später auf einem Festival für geistliche Musik anzutreffen. Doch das Musikfest ION (ehemals: Internationale Orgelwoche Nürnberg) greift Niedeckens Botschaft auf und öffnet innovativen Formaten und alter wie neuer Musik die Türen, von Freitag, 28. Juni, bis Sonntag, 7. Juli. Nur munter soll es zugehen, ruft das Festival einem mit seinem Motto zu: „Da ist Leben!“
Vitaler als mit dem Stegreif-Orchester könnte das Fest nicht starten. 30 junge Musizierende spielen ohne Dirigenten, ohne Noten und ohne Stühle, nur mit Improvisations-Leidenschaft und schwindelerregender Musikalität. In ihrer „Symphony of Change“ spüren sie dem musikalischen Wandel nach (28. Juni, 19 Uhr, St. Sebald). Noch etwas jünger ist der Nachwuchs im bewährten Projekt „SingBeethoven“, bei dem Nürnberger Kinder unter anderem die Ode an die Freude anstimmen (28. Juni, 15 Uhr und 29. Juni, 11 Uhr, St. Lorenz).
Mit Gästen aus München wird nicht nur geistliche Musik gefeiert, sondern auch der 200. Geburtstag Anton Bruckners. Der Chor des Bayerischen Rundfunks führt unter Peter Dijkstra Bruckners e-Moll-Messe auf (29. Juni, 19 Uhr, St. Sebald). Ein weiteres Großwerk folgt tags darauf. Entscheidender Unterschied ist, dass hier das Publikum selbst aktiv wird, beim Mitsing-Konzert von Mendelssohns „Lobgesang“ (30. Juni, Probe von 14 Uhr an, Konzert um 17 Uhr, Gustav-Adolf-Gedächtniskirche). Eine wort- und klanggewaltige Uraufführung bietet Wilfried Hillers „Apokalypse“ (Libretto: Stefan Ark Nitsche). Beteiligt sind unter anderem die „Singphoniker“ (2. Juli, 20 Uhr, St. Sebald).
Und während durch die eine Kirche die Worte „Wo bist du, Gott?!“ hallen, gibt Wolfgang Niedecken seine Antwort darauf in einer anderen. Der BAP-Sänger erzählt und singt in seiner „Dylanreise“ von der lebenslangen Auseinandersetzung mit dem Nobelpreisträger, wegen großer Nachfrage zweimal (2. und 3. Juli, jeweils 20 Uhr, St. Egidien). Das Schicksal teilt er mit der Band Masaa, die Weltjazz mit arabischer Lyrik kombiniert (5. und 6. Juli, jeweils 22 Uhr in der Kartäuserkirche). Exquisite Chormusik – einmal Joby Talbot, einmal Brahms – präsentieren der englische Tenebrae Choir (4. Juli, 20 Uhr, St. Egidien) und der Stuttgarter Kammerchor (7. Juli, 18 Uhr, St. Sebald).
Und Bach? Ist auch da, doch das Musikfest ION wäre nicht das Musikfest ION, wenn einfach jemand ein paar Choralvorspiele orgeln würde. Sergey Malov stellt sein Violoncello da spalla vor (29. Juni, 22 Uhr, St. Martha), Cameron Carpenter spielt die Goldberg-Variationen (30. Juni, 20 Uhr, St. Sebald), Benedikt Kristjánsson singt Judas-Arien (1. Juli, 20 Uhr, Evangelische Kirche Mögelsdorf), das Hamburger Ensemble Resonanz verpasst der Johannespassion einen Elektroschock (5. Juli, 19 Uhr, St. Egidien) und das Ensemble Polyharmonique bittet mit der h-Moll-Messe um Frieden (6. Juli, 19 Uhr, St. Lorenz). Ergänzt wird das Programm durch die Orgelkonzerte zur Mittagszeit. Jeweils um 12.15 Uhr spielen exzellente Vertreter ihres Fachs in St. Lorenz.
Musikfest ION: Freitag, 28. Juni, bis Sonntag, 7. Juli, in Nürnberger Kirchen. Weitere Informationen und Karten unter www.musikfest-ion.de. Karten gibt es auch per Mail an tickets@musikfest-ion.de oder per Telefon: 0761 88 84 99 99.