NS-Dokumentationszentrum:Kubus mit hoher Qualität

Das NS-Dokumentationszentrums nimmt endlich Gestalt an. Es braucht aber nicht nur eine beeindruckende Hülle, sondern auch einen hervorragenden Inhalt.

Alfred Dürr

Mehr als 60 Jahre nach Ende des Zweiten Weltkrieges nimmt der Bau des NS-Dokumentationszentrums beim Königsplatz endlich Gestalt an. Die jungen Berliner Architekten, die den Wettbewerb gewonnen haben, präsentierten keine spektakulären Computersimulationen von ihrem Projekt. Unter den Bildern der Konkurrenzbüros mit eindrucksvollen Glas- und Stahlkonstruktionen könnte man ihren schlichten weißen Würfel fast übersehen. Erst der zweite oder gar dritte Blick erschließt, welche hohe Qualität der Kubus hat. Er wird auch seine Akzeptanz in der Öffentlichkeit finden.

NS-Dokumentationszentrum: Hat beim Architektenwettbewerb den ersten Platz erreicht: Das Modell des weißen Kubus.

Hat beim Architektenwettbewerb den ersten Platz erreicht: Das Modell des weißen Kubus.

(Foto: Foto: Robert Haas)

Gelungen ist nämlich eine sehr eigenständige und selbstbewusste Arbeit. In Fachkreisen und im politischen Spektrum von der CSU über die SPD und die Grünen stimmt man überein: Hier entsteht ein beeindruckender Kontrapunkt zu den monumentalen Nazibauten in der Nachbarschaft. Architektur setzt hier selbstbewusst ein Zeichen für die Aufarbeitung der Nazi-Vergangenheit.

Inhaltliches Konzept erst am Anfang

Die schwierigsten Hürden beim Bau des Dokumentationszentrums sind überwunden. Wie es aussieht, bleibt man im Kostenrahmen von knapp 30 Millionen Euro. Vorbei sind die jahrelangen und zähen Debatten um das Grundstück, die Zusammensetzung der verschiedenen Gremien und nicht zuletzt um die Finanzierung des anspruchsvollen Projekts.

Das waren alles Probleme, deren Lösung enorm viel Zeit und Kraft gekostet hat. Jetzt gibt es kein Zurück mehr. Wobei allerdings das inhaltliche Konzept nach wie vor nur in Ansätzen vorhanden ist. Hier geht es um die grundsätzliche Frage, ob mit dem Zentrum ein reiner Lernort mit Ausstellungen und Seminaren entsteht oder ob das Gebäude auch eine Art musealen Charakter aufweisen soll. Das Haus braucht nicht nur eine beeindruckende Hülle, sondern auch einen hervorragenden Inhalt.

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