Starkbieranstich in München:Kinseher-Comeback auf dem Nockherberg – nur in ganz anderer Rolle

Lesezeit: 3 Min.

Luise Kinseher spielte einst die Landesmutter Bavaria bei der Fastenpredigt auf dem Nockherberg. Nun kehrt sie in anderer Funktion zurück. (Foto: Johannes Simon)

Bei der Vorstellung der Derblecken-Darsteller wird schnell klar: Das wird in diesem Jahr ein besonderes Singspiel. Nicht nur, weil es kurz nach der Bundestagswahl stattfindet.

Von Philipp Crone

Die Stimmung ist schon etwas anders. Auch wenn die Beteiligten des traditionellen Singspiels zum Starkbieranstich von Paulaner am Nockherberg auf ihrem Mannschaftsfoto sogar ein wenig zusammen jodeln. Oder gerade deshalb. Es braucht schon eine leichte Aktivierung am Mittwochvormittag in der Münchner Stubn am Hauptbahnhof, um die sonst immer so leicht vorfreudig frotzelige Grundlaune der Darstellerinnen und Darsteller zumindest in Ansätzen wieder herzustellen.

Der mit seiner dritten Teilnahme als Landesvater Söder längst etablierte Thomas Unger sagt aber auch gleich, wie ein verbales Dekret an die Truppe: „Humor ist die einzige Lösung und Rettung.“ Bei der Weltlage und bei der Lokallage nach dem Anschlag vergangene Woche auf eine Demonstration auf der anderen Seite des Bahnhofs. Wobei das Singspiel kein Ort sei, an dem man auf Terrorakte eingehe, sagt Unger noch. „Wir unterhalten, wir sind die Kasperl, es ist eine Show – so wie die Politik.“ Und in der habe er sich zuletzt doch sehr gewundert. Zum Beispiel über den Big Mac von Söder.

Der Ministerpräsident erklärte unlängst in einem Video für die sozialen Netzwerke, wie er den Parade-Burger von McDonald’s isst. Unger schüttelt den Kopf. „Dazu fällt mir, ehrlich gesagt, nichts ein.“ Außer: „Braucht’s des?“ Oder, nach einer kurzen Denkpause: „Oder es ist ein Bild der kompakten Einheit, die dann doch, wenn man den Burger aufklappt, in ein linkes und ein rechtes Objekt zerfällt.“ Aber mit dem Burger-Video können sie sich gerade auch nicht zu lange aufhalten, es geht ja alles so rasend schnell im Wahlkampf, den Christian Pfeil ein wenig wehmütig verfolgt.

Nicht ein Burger, sondern „Humor ist die einzige Rettung“, sagt Söder-Darsteller Thomas Unger. (Foto: Robert Haas)

Auf die Frage, wie das denn nun sei, vielleicht zum letzten Mal Christian Lindner im Singspiel zu geben, lacht der Schauspieler und Kinobetreiber lange. „Das Kino wird auch seit 25 Jahren totgesagt, wie die FDP.“ Dann wird er ernst und erklärt, dass es aus seiner Sicht schon eine echte liberale Kraft im Bundestag brauche, „aber ob das die derzeitige FDP ist?“ Und mit Lindner, der zuletzt doch immer mal ziemlich angeschlagen gewirkt habe? „Bei seiner Entlassung als Minister oder bei der Abkanzel-Rede von Scholz im Bundestag hatte er seine sonst so souverän-arrogante Fassade nicht im Griff.“ Da habe man gesehen, wie ihn das getroffen habe. „Leicht glasige Augen und so einen ganz leichten Pennäler-Blick.“ Womit er zur Abwechslung mal sympathisch, weil authentisch gewirkt habe, im Unterschied zu sonst, wenn er immer alles besser wisse.

Die Proben laufen drei Wochen vor dem Anstich am 12. März, die Vermarktungsmaschine ebenfalls. Vergangene Woche wurde Darstellerin Eli Wasserscheid, die sonst im Franken-Tatort ermittelt, vorgestellt für das Team, sie wird die CSU-Frau Dorothee Bär geben.

Eli Wasserscheid wird im Singspiel die CSU-Politikerin Dorothee Bär verkörpern. (Foto: Robert Haas)

Fastenpredigt darf wieder Maxi Schafroth halten, Luise Kinseher in neuer Rolle

Und am Dienstag hat die Brauerei per Internet-Akklamation bekannt gegeben, dass auch die frühere Fastenpredigerin Luise Kinseher beim Derblecken wieder dabei sein wird. Allerdings nicht als Predigerin, das übernimmt weiterhin Maxi Schafroth, sondern als Gastgeberin auf der Bühne.

Nach dem Rückzug des sehr bühnenaffinen Paulaner-Chefs Andreas Steinfatt im vergangenen Jahr soll nun Kinseher „Hallo sagen,“ wie es von Paulaner heißt, also die Gäste begrüßen und dem Landesvater eine Mass Starkbier in die Hand drücken. Und das ganz ohne kabarettistische Pointe. Für die ja die anderen da sind, etwa auch Gerhard Wittmann, seit nun zehn Jahren Darsteller von Dieter Reiter. Der nimmt seine reale Politiker-Figur als „deutlich gelassener als früher“ wahr. Doch der Anschlag von vergangener Woche habe ihn deutlich getroffen, „das hat man auf den Fernsehbildern klar gesehen“.

Die Darsteller erklären an diesem Vormittag, wie sie sich vorbereiten, wie sie die Weltlage aus- oder überblenden, was sie von den Aktionen der Politik halten. Sie werden am Ende wieder eine Show liefern, mit Refrains, Spitzen und Pointen. Und Lindner-Double Christian Pfeil hofft, dass diese Show nicht nur den Zuschauern gefällt, sondern die Derbleckten auch in manchen Fällen nachdenklich macht. „Denn bei Humor denkt man einfach anders nach.“

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