Süddeutsche Zeitung

Nockherberg IV:Unentschlossen

Der Bühnen-Beckstein war nur eine Nebenfigur

Der Schauspieler Andreas Borcherding gab beim Salvatorspiel 2008 einen wunderbaren Günther Beckstein, aber er hatte das Pech, dass der Original-Beckstein im folgenden Jahr schon wieder aus dem Amt des Ministerpräsidenten gejagt war - damit verschwand der fränkische Politiker auch von der Nockherberg-Bühne. Neben Beckstein war, wie in der wirklichen Politik, Erwin Huber die Hauptfigur, was sich schon ein Jahr zuvor bei der Salvatorprobe abgezeichnet hatte, als die beiden als skrupelloses Intrigantenduo auftraten: "Mach ma's doch wie neulich: Getrennt meucheln, gemeinsam erben." Beckstein also erbte von Stoiber das Amt des Ministerpräsidenten, und als solcher ist auch sein Singspiel-Alter-Ego - so prophetisch waren die Autoren des Stücks - überfordert: "Es tut mir leid, ich brauch Zeit / weil ich mich net gern entscheid, / legt's mi net fest. Da fragen's nach - jeden Tach, / wisster, was ich dene sach? / Machts mer kan Stress!" Natürlich bekam er trotzdem Stress, nicht zuletzt durch seinen Vorgänger Stoiber, den Becksteins Gemächlichkeit ("Ich führ das Amt wie a Kaffeekränzchen.") auf die Palme brachte: "Ich leide wie ein Hund. Da muss man doch durchregieren." Aber das war Becksteins Sache nicht, und man ahnte bereits, dass sich dieser Ministerpräsident nicht lange halten würde.

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Quelle:
SZ vom 24.02.2016
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