Nockherberg 2012:Angriffe mit der Nilpferdpeitsche

Wulff, zu dumm zum Bescheißen. Rösler, das kleine Würstchen, das noch mal Schwein sein will. Und Ude, der Größenwahnsinnige, der ein Haus in Flughafennähe braucht: In dieser Woche findet wieder das traditionelle Politiker-Derblecken auf dem Nockherberg statt. Zwölf bayerische Kabarettisten verraten, welche Politiker diesmal unbedingt dabei sein müssen.

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Starkbieranstich auf dem Nockherberg

Quelle: dapd

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Der Starkbier-Anstich am Nockherberg ist ein Ritual, das vor allem den beteiligten Politikern Freude bereitet: Wer in der Fastenpredigt oder beim Singspiel als Figur vorkommt, hat es geschafft. Menschliche Verfehlungen, politische Schwächen werden am Nockherberg gerne zu einer Generalabrechnung genutzt, doch nur selten geschieht es, dass den Derbleckten die Maske verrutscht: Es tut halt nie so richtig weh, außer man kommt nicht vor. Die SZ hat bayerische Kabarettisten gefragt, welche Politiker in diesem Jahr eine Rolle spielen sollten - und welchen Sinn die Show überhaupt noch hat.

Luise Kinseher

"Das Schöne ist ja: Ich darf alle derblecken, die ich derblecken will. Wen es trifft, das sage ich natürlich noch nicht. Aber ich weiß zum Beispiel, dass der Uli Hoeneß gerne mal vorkommen würde. Vielleicht tue ich ihm ja den Gefallen."

Andreas Giebel erhält "Sigi Sommer Taler" der Narhalla, 2011

Quelle: Alessandra Schellnegger

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Andreas Giebel

"Mir schwebt da eine Figur vor, die keine konkrete Person ist, die man kennt. Es wäre eher ein Typus. Der des bayerischen Politikers. Schön wäre es dann, dass man sich fragt, wer das denn jetzt wohl ist, während ich ihn derblecke. Es wäre ein Typ, der vom Körperlichen her eher so aussehen würde wie ich. Er hat ein unglaublich großes Selbstbewusstsein. An dieser Selbstsicherheit tropft einfach alles ab, so wie das beim Söder ist. Es würde eine Figur aufscheinen, die sich vor allem durch ihre große Fabulierkunst nach oben gearbeitet hat. Ja, so würde ich den beschreiben."

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Quelle: Robert Haas

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Dieter Hildebrandt

"Ich glaube, ich bin einfach zu preußisch für diese Veranstaltung. Außerdem könnte ich mich nie festlegen: Ich würde am liebsten alle Politiker derblecken! Unser Bundesinnenminister Friedrich hat es besonders verdient, er ist ein bayerisches Geschenk, das kein Mensch je wollte. Noch mehr Anlass zum Spott bietet Horst Seehofer mit seiner Entschuldungsoffensive: Ich möchte mal sehen, wie der aus der Lüge rauskommt. Jeder weiß, dass diese Nummer absolut unrealistisch ist, aber den Seehofer graust es eben nie vor ordinären Behauptungen. Zur Not könnte man sich auch noch den FDP-Rösler vorknöpfen, der jetzt in der Bundespräsidenten-Frage einmal mit dem Fuß aufgestampft hat - aber die Kanzlerin hat ihm gleich wieder den Tisch weggezogen. Aber wie gesagt: Das Derblecken überlasse ich gerne den anderen!"

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Quelle: Hartmut Pöstges

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Helmut Schleich

"Wenn ich so etwas mache, trete ich ja meist als Franz Josef Strauß auf, das würde ich auch am Nockherberg machen. Natürlich wären da der Wulff und der Gauck dran. Aus Straußscher Sicht wäre der Wulff natürlich lächerlich. Zu dumm zum Bescheißen! Wenn sich einer 500.000 Euro leihen muss, dann hat der doch von Grund auf alles falsch gemacht. Der Strauß fände, das muss man zumindest doch geschenkt kriegen. Und der Gauck? Strauß wäre der Ansicht, es wäre urkomisch, dass der Zählkandidat von gestern, den keiner wollte, plötzlich Bundespräsident wird. Überhaupt: Eine fast russische Zonenwachtel im Kanzleramt und ein evangelischer Pfarrer, der in wilder Ehe lebt, im Palais Schaumburg - da hätte der Strauß seinerzeit doch sofort den Verteidigungsfall ausgerufen!"

Georg Ringsgwandl, 2010

Quelle: Johannes Simon

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Georg Ringsgwandl

"Für mich ist der Nockherberg die trostloseste Veranstaltung überhaupt, mit Ausnahme des Mainzer oder Kölner Karnevals. Der Nockherberg ist der Versuch, das genauso trostlos zu machen. Katastrophal! Eigentlich müssten die Politiker und die Kabarettisten dort im Kreis herumgehen, im härenen Büßergewand, und sich gegenseitig auspeitschen. Die Politiker peitschen die Kabarettisten mit einer Nilpferdpeitsche, weil sie so öde Figuren sind, so langweilige. Und die Kabarettisten peitschen die Politiker. Immer im Kreis rum. Stumm, im Dunklen, ohne Fernsehkameras, während die unfreiwillige Feuerwehr alle Leute mit warmem Bier abspritzt. Das Ganze müsste stattfinden im 'Palast der Lüge'. Und keiner darf raus, bevor nicht 72 Stunden vergangen sind. Das wäre meine Inszenierung."

Veronika von Quast beim Brunnenfest am Viktualienmarkt in München, 2011

Quelle: Alessandra Schellnegger

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Veronika von Quast

"Der Christian Ude wird ja langsam auch immer größenwahnsinniger - er gehört unbedingt derbleckt. Vielleicht sollte der Herr OB ja mal seine Schwabinger Startbahn mit einem Haus in Flughafennähe tauschen: Das wäre eine schöne Idee, damit er mal lernt, dass man Leute nicht einfach umsiedeln kann, nur weil der Airport expandieren will. Außerdem: Müssen wir Deppen denn ständig und zu jeder Zeit überall hinfliegen?"

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Quelle: lkn

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Christoph Sieber

"Der Mann der Stunde am Nockherberg ist für mich Herr Rösler. Wie der mit dicker Hose durch Berlin läuft und glaubt, er habe einen Punktsieg gegen Merkel gelandet, indem er Gauck nominierte, das hat schon was. Herr Rösler ist ein kleines Würstchen, das noch mal Schwein sein will, bevor es von Frau Merkel verspeist wird. Aus der CDU macht ja das Wort die Runde, man sieht sich immer zwei Mal im Leben: Das klingt nicht nach Koalition, sondern nach Mafia, da ist der Beton schon angerührt für die neuen Schuhe von Herrn Rösler. Oder er muss halt auch nach Brüssel, wie Stoiber und andere vor ihm - Brüssel, die neue Asse, unsere Endlagerstätte für Ausrangierte. Und noch was zu Herrn Kauder, der sich über Joachim Gaucks Privatleben auslässt: Für Kauder ist wilde Ehe wahrscheinlich, wenn einmal in der Woche nicht warm gekocht wird. Und überhaupt, wenn jemand mit über 70 noch in wilder Ehe lebt, muss man da nicht froh sein?"

Muenchner Literaturhaus feiert Gerhard Polt mit einer Schau

Quelle: dapd

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Gerhard Polt

"Der Ude wäre natürlich ein Thema. Ich glaub ja, dass ihm jetzt schon der Aiwanger nachts im Traum erscheint ... Und dann müsste man unbedingt über eine vierte und fünfte Startbahn für den Münchner Flughafen nachdenken! Die sind bestimmt in Planung. Da wird dann, wegen des Flughafens, irgendwann Freising zwangsläufig in Richtung Deggendorf verlegt werden müssen und heißt dann Freising-Deggendorf. So wie Garmisch-Partenkirchen. Ob man unter diesen Umständen und auf die Dauer Moosburg überhaupt noch braucht, das erscheint mir fragwürdig. Aber an und für sich scheint es sowieso wurscht zu sein, wer grad regiert. Ich kann mich noch daran erinnern, dass der Streibl gesagt hat, Venedig wäre 'der natürliche Hafen von München'. Wir haben es da halt einfach mit hochfliegenden Menschen zu tun."  

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Quelle: Stephan Rumpf

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Christian Springer

"Das Muss des Derbleckens gibt am Nockherberg ja schon die Sitzordnung vor. Wer ganz vorne seinen Platz hat, gehört schon mal in die Riege der Derblecktesten. Aber nach der Pflichtderbleckung kommt die Kür. Denn das Hinterkünftige am Nockherberg ist, dass der Blitz urplötzlich ganz hinten einschlagen kann. Dann kracht's, den Derbleckten haut's überrascht vom Stuhl, seine Nebensitzer haun sich auf die Schenkel und hinterher klopft er sich stolz den Staub von den Schultern und kündet: 'Mi hams fei derbleckt!' Und dann gibt's noch die grauen Mäuse. Die haben zwar auch Dreck am Stecken, sitzen auch ganz vorne, aber kommen nie dran. Und so einen würde ich mir rausnehmen. Den Staatsminister für Unterricht und Kultus. Jede Familie, die in Bayern schulpflichtige Kinder hat, kennt die Sorgen: Der Unterricht fällt aus, die Schulwege am Land werden immer länger, der Putz im Klassenzimmer bröckelt, und angeblich ist kein Geld da, die Toilettenräume für die Kinder zu renovieren. Da würde ich am Nockherberg gern amal den Blitz neihauen, und an Donner gleich hinterher. Und den Namen tät ich gar nicht sagen. Damit er hinterher nicht stolz dasteht und sagt: 'Mi hams derbleckt. So guat bin i!'"

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Quelle: WOR

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Stephan Zinner

"Wie ich kürzlich erfahren habe wird Dr. Ludwig Spaenle von bayerischen Schülern 'King Louie' genannt. Na, hoffentlich kann der Herr Staatsminister nur annähernd so gut tanzen wie der Affenkönig aus Walt Disneys Dschungelbuch - denn sonst scheinen die Talente dieses Mannes ja eher, sagen wir, dünn gesät zu sein. Es ist schon erstaunlich, wie jemand über Jahre immer neue Versprechungen macht. Vielleicht wird ja eine findige Expertenkommission im nächsten Jahr herausfinden, dass Tanzen die Lösung für die Pisa-Misere ist. Und dann, da bin ich mir ganz sicher, werden wir sehen, wie 'King Louie' vor den Fernsehkameras so richtig abgeht."

Etterschlag, Ottfeid Fischer

Quelle: Georgine Treybal

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Ottfried Fischer

"Ich möchte einem ganzheitlichen Derblecken das Wort reden, was heißt: Zur Freude der üblichen Verdächtigen eine groß angekündigte Verlautbarung geben, wie schlimm der Spott dieses Mal für die Großkopferten ausfallen wird, dass sie vor lauter Freude und Aufregung über künftige Derblecker-Ehren nicht mehr schlafen können - in banger Erwartung der Parodie-Unsterblichkeit. Am großen Tag des Derbleckens selbst würde ich dann nur Politiker berücksichtigen, die nachweislich in ihrem ganzen politischen Leben noch niemals derbleckt worden sind und damit der Gleichheit einen unschätzbaren Dienst erweisen."

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Quelle: Hartmut Pöstges

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Willy Astor

"Ich würde auch gern mal jemand derblecken, aber ich darf nicht, weil ich bin bei den Zeugen Seehofers und steh' mit meinem Lachturm ja immer vor der Staatskanzlei. Aber wenn ich jemand derblecken dürfte, dann den Wulff und die 7 Geißler, da würde im Kühlschrank der Rahm sauer. Der Wulff ist keine Person, die man ehren sollt. Wenn ich er wäre, würde ich zweihunderttausend Euro nehmen und mir mit Maschmeyer ein Kreuzfahrtschiff kaufen, es taufen auf Costa Cordalis und dahin fahren, wo der Pfeffer wächst. Und falls der Wulff diesen Text liest: ich bin sicher, daran kauder."

© SZ vom 03.03.2012/chrm, cro, goeb, fjk/sonn
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