Süddeutsche Zeitung

Nockherberg:Alle Jahre wieder

Die Fans feiern die Meistermannschaft des FC Bayern

Von Andreas Schubert

Natürlich läuft das Fliegerlied, "Heit is so a scheena Dog", freilich auch mehrmals "Stern des Südens", "We are the Champions", "An Tagen wie diesen" und so weiter. Es herrscht Feierstimmung hier beim Fanfest auf dem Nockherberg. Denn so knapp hat der FC Bayern die Meisterschaft schon lange nicht mehr gewonnen. Und schon sehr lange nicht mehr im eigenen Stadion. Umso ausgelassener sind die Bayernfans am Samstagabend. Sogar auf die Leopoldstraße haben sich dieses Jahr mal wieder einige Fans verirrt. 400 waren es laut Polizei, die insgesamt von einem sehr friedlichen Einsatz rund um das Saisonfinale spricht. Eine Stunde durften die Fans auf der Fahrbahn feiern.

Die Sause auf dem Nockherberg ist dagegen reserviert für Fanclubs, Freunde des Vereins, Fans, die Karten bei einer Verlosung gewonnen haben und - was natürlich nicht fehlen darf - Leute, die gemeinhin in die Kategorie VIPs fallen oder sich zumindest so fühlen. Entsprechend ist die Fanschar auch als Querschnitt durch die Gesellschaft zu verstehen. Vom wohlgenährten Ultra mit Robben-Tattoo auf dem Oberarm bis zum Anzugträger mit Bayernschal. Ansonsten tragen viele die Bayern-Fantracht Lederhose und rotes Trikot.

Auch ein Mann mit BVB-Schal hat sich in den Biergarten verirrt. Angefeindet wird er nicht, dazu sind nach dem 5:1 gegen Frankfurt alle viel zu entspannt. Nur der Moderator der Veranstaltung kann sich ein bisschen Häme nicht verkneifen: "Alle mal Ooooh!" Es ist ein bisschen wie auf der Wiesn. Da wundert es nicht, dass Nockherberg-Wirt Christian Schottenhamel, der auch Wiesn-Wirt ist, an diesem Abend vor Freude nachgerade strahlt. Natürlich, sagt er, habe er das Spiel während der Vorbereitungen auf das große Fanfest verfolgt. Ob er sich denn über die Meisterschaft freut? "Am schönsten ist, dass die Feier hier auf dem Nockherberg stattfindet", sagt er. Und er dürfte sich wohl auch darüber freuen, dass mancher Bayernfan offenbar schon mal für die Wiesn übt, was den Konsum von Bier, Currywurst und Hendl betrifft.

Als endlich die Mannschaft angekündigt wird, stellen sich viele Fans vor den improvisierten Balkon, von dem die Spieler herunterwinken sollen. So nah kommen sie ihren Helden selten. Wenn die Spieler am nächsten Wochenende wieder auf dem Rathausbalkon stehen werden, ist der Abstand dann doch ein bisschen größer. Um die Wartezeit zu verkürzen, versucht der Moderator noch einmal ein bisschen die Stimmung anzuheizen: "Super Bayern, super Bayern, hey, hey". Macht man halt so. Dann ist endlich Stadionsprecher Stephan Lehmann auf dem Balkon, dann die Bayern. Die Spieler sind euphorisiert, und Thomas Müller hat sein breitestes Müller-Grinsen aufgesetzt.

Es ist dabei nicht nur die Feier der Meisterschaft, die der FC Bayern sowieso routinemäßig gewinnt, jetzt schon zum siebten Mal hintereinander. Es ist für die Fans und die Mannschaft auch ein Umbruch: Arjen Robben verabschiedet sich, Franck Ribéry und auch Rafinha. Zur Melodie von "Oh Champs Élysées" singen die Leute "Oh Franck Ribéry", der dann als "lebende Legende" geehrt wird. Natürlich wird auch Torschützenkönig Robert Lewandowski für seine 22 Bundesligatore gefeiert. Die Fans jubeln genauso dank- wie erwartbar.

Obwohl er auch da ist, tritt Trainer Niko Kovač auf dem Balkon nicht in Erscheinung, viele entdecken ihn nicht. Das führt später bei manchen Fans zu Diskussionen, warum das wohl so sei. Irgendwann verabschieden sich die sichtlich erleichterten Spieler ins Innere, wo dann strikt intern gefeiert wird. Wirt Schottenhamel gibt sich diskret und will nicht mal verraten, was er den Spielern an diesem Abend zum Essen auftischt. "Alles, was da drin passiert, ist Staatsgeheimnis."

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.4454092
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
SZ vom 20.05.2019
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.