Abschied ist ein scharfes Schwert", raunte der Singspiel-Seehofer, eine alte Schlager-Schnulze zitierend, wehmütig vor der untergehenden Sonne auf der Nockherberg-Bühne - eine grandiose Szene, witzig und irrwitzig wie das gesamte Singspiel, mit dem das neue Autoren- und Regieduo Richard Oehmann und Stefan Betz einen fulminanten Einstand feierte. In diesem Moment lag bereits ein Abschied hinter der Salvatorgemeinde. Einer, der es in sich hatte. Danach waren die Politiker, die Künstler und wer sonst noch zum erlauchten Kreis der Geladenen zählt, aufgestanden, um Ovationen darzubringen. Was war passiert? Luise Kinseher, seit 2011 als Mama Bavaria auf dem Nockherberg tätig, hatte aus heiterem Starkbierhimmel wissen lassen, dass dies ihre letzte Salvatorrede gewesen sei. Und wie sie das machte, hatte Klasse, hatte Stil: Wie sie die gute alte Prinzregentenzeit beschwor, mit Georg Lohmeiers unsterblichen Worten aus dem Vorspann der TV-Serie "Königlich Bayerisches Amtsgericht" ("Das Bier war noch dunkel, die Menschen war'n typisch"), und wie sie überleitete auf die Gegenwart, in welcher "der Wind des Wandels" weht, und wie sie schließlich, zu Horst Seehofer gewandt, sagte: "Gute Eltern wissen, wann es Zeit ist loszulassen." Da ahnte man schon, was kommen würde. Bavaria wird abtreten, wird sich zurückziehen auf ihren Sockel über der Theresienwiese. Und das verkündete sie dann auch: "Ihr müsst halt ab jetzt ohne mich zurechtkommen."
Nockherberg:Abschied ist ein piekfeines Florett
Ausgerechnet am Ende ihrer besten Salvator-Rede verkündet Luise Kinseher das Aus für Mama Bavaria. Das ist schade, aber nachvollziehbar. Und um die kabarettistische Qualität der Starkbierprobe muss sich dank der neuen Singspiel-Autoren eh keiner sorgen. Raunen gab es über Uschi Glas
Von Wolfgang Görl
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