Nockherberg 2015:Ab ins All

In diesem Jahr schießt Regisseur Marcus H. Rosenmüller die Politiker beim Singspiel am Nockherberg in den Weltraum. Dabei wird ein Double erstmals seit Jahrzehnten nicht dabei sein - und einen Neuzugang gibt es auch.

Von Philipp Crone

Angela Merkel muss noch schnell einen Parkschein lösen am Nockherberg, bevor es losgeht. Wobei man der Schauspielerin Antonia von Romatowski nicht ansieht, dass sie beim Singspiel am Nockherberg am kommenden Mittwoch die Bundeskanzlerin geben wird. Man kann es nur hören, als sie nach dem vorschriftsmäßigen Parken ihres Wagens am Freitagvormittag bei der Pressekonferenz zum Starkbieranstich zu Wort kommt, mit perfektem Merkel-Slang.

Sie sitzt neben Marcus H. Rosenmüller, dem Regisseur des Singspiels, und der Kabarettistin Luise Kinseher, die auch in diesem Jahr wieder die Bavaria spielen und sich in ihrer Fastenpredigt die anwesende Politikergilde zur Brust nehmen wird. Vorab an diesem Vormittag geht es allerdings nicht darum, möglichst treffend und entlarvend die Verfehlungen von Seehofer, Söder und Co. in boshaften Pointen zu bündeln, sondern darum, möglichst viel zu sagen, die Erwartung und Spannung für das Derblecken zu schüren - dabei aber gleichzeitig möglichst wenig zu verraten. Deshalb werden nur die Mitwirkenden und der Ort der Handlung preisgegeben.

Neu aufgenommen im Singspiel: Gregor Gysi

In diesem Jahr wird erstmals seit Jahrzehnten kein Ude-Double auftreten, dafür eines seines Nachfolgers Dieter Reiter, gespielt von Schauspieler Gerhard Wittmann. Ansonsten verrät Regisseur Rosenmüller, in welcher virtuellen Bühnenwelt Seehofer (gespielt von Christoph Zrenner), Söder (Stephan Zinner), Dobrindt (Stefan Murr), Merkel, Aigner (Angela Ascher), Sigmar Gabriel (Thomas Wenke), Anton Hofreiter (Wowo Habdank) und der neu ins Singspiel-Ensemble aufgenommene Gregor Gysi (Reinhard Peter) auftreten werden. Die Politiker werden sich mit einem Raumschiff zu einem fernen Planeten aufmachen.

Und welche Themen wird die Bavaria in diesem Jahr behandeln? "Themen, mei, Themen", antwortet Kinseher. Alles eben, von der Energiewende über Griechenland bis zum Münchner Konzertsaal. Und was hat es mit der vorab bekannt gewordenen Singspiel-Szene auf sich, bei der drei Männer über den Boden kriechen? "Das ist nur unsere Aftershow-Party vom letzten Jahr", sagt Thomas Lienenlüke, der Autor. Ernst ist für einen Moment nur Gerd Baumann, der wie in den vergangenen zwei Jahren für die Musik zuständig ist. "Bei dem Zuspruch der letzten Jahre haben wir nur zwei Möglichkeiten: es noch besser machen oder mal zu zeigen, dass es nicht immer gut sein muss."

Und auf die Frage, ob Christine Haderthauer vorkommt, sagt Lienenlüke: "Höchstens als ein Planet, an dem man vorbeifliegt", was Kinseher, Romatowski und Rosenmüller mit Gelächter goutieren. Offenbar haben die Beteiligten auch im dritten Jahr ihrer Zusammenarbeit noch ausreichend Spaß und Ideen. Und wenn sie schon aus einem eher drögen Ereignis wie einer Pressekonferenz Stand-Up-Comedy machen können, muss man sich um das Gelingen des Nockherberg-Singspiels in diesem Jahr nicht allzu viele Sorgen machen.

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