Nockherberg 2010:Nullen, Prolls und FJS

Franz Josef Strauß ist auf dem Nockherberg zum Leben erwacht und begeistert die CSU-Riege. Söder torkelt dagegen als Proll über die Bühne - und ist froh, dass er überhaupt vorkommt. Die besten Bilder, Sprüche und Reaktionen.

Mehr Predigt als Derblecken bei Bruder Barnabas, weshalb minutenlang angespannte Stille herrschte beim Publikum, dann das deutlich leichtere Singspiel als Erlösung insbesondere für die schwarz-gelbe Politprominenz.

Horst Seehofer kommt gerüstet auf den Nockherberg. "Ich habe heute einen Tag, an dem ich was vertrage", sagt er vor der Rede von Bruder Barnabas. Der Ministerpräsident ist so motiviert, dass er in den Saal stürmt, ehe der Defiliermarsch erklingen kann. "Ich lache gerne über andere, und andere dürfen auch über mich lachen", ist sein Motto. Und - oft gequält - lachen müssen sie auch während der Bußpredigt. Seehofer selbst ist anschließend enttäuscht: "Ich bin heute in meinen Nehmerqualitäten nicht gefordert worden", meint er einen Akt der Barmherzigkeit von Barnabas zu erkennen. Dennoch sei es "eine ernste, zornige Rede" gewesen.

Am Ende sei sie ziemlich deutlich ausgefallen. Zu deutlich, nach seinem Geschmack? "Das ist keine Sternstunde heute", meint Seehofer. Nach dem Singspiel aber dann der Stimmungswandel beim CSU-Chef: "Das war eine Sternstunde, besonders Strauß war super."

Oberbürgermeister Christian Ude (SPD), einen Tisch weiter, konnte unterdessen schon die Predigt genießen als eine "sehr durchdachte und schlüssige Rede, mit ganz ernster und grundsätzlicher Kritik". Bruder Barnabas habe ins Schwarze getroffen, lacht Ude, der zunächst selbst nur einen Seitenhieb auf die Olympiabewerbung abbekommt und erst im Singspiel als Geldverschwender in der letzten Amtszeit vorgeführt wird. Trotzdem ist er voll des Lobes für das Ensemble, obwohl das Ude-Double eine Zeitsprung gemacht hat.

Der Original-Ude hinterher: "Jeder einzelne Charakter war gut ausgeleuchtet. André Hartmann war aber so, wie ich vielleicht in zehn Jahren einmal aussehen werde."

Für Theresa Schopper von den Grünen ist Barnabas Auftritt "hintersinnig und schenkelklopfend". Auch Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) findet ernste und lobende Worte: "Humorvoll und notwendig kritisch", lautet sein Fazit. Das Singspiel fand der Verteidigungsminister "traumhaft. Da hat mich einer studiert, wie ich mich selbst nicht hätte studieren können". Schön für ihn auch der Schwenk zu FJS: "Die Kombination mit Franz Josef Strauß war genial." Selbst Claudia Roth von den Grünen mochte die Figur. "So einer wird gebraucht in Bayern, das war die Auferstehung des Alten, Liebenswürdigen."

Bundeswirtschaftsminister Rainer Brüderle (FDP) ist trotz wenig charmanter Worte über die Liberalen glücklich: "Das ist sehr amüsant und gibt Hinweise auf die eigene Arbeit."

Edmund Stoiber macht auf analytischen Ruheständler: "Hervorragend!" Allerdings sei die Stimmung am Abend etwas getragener als in früheren Zeiten, als das Derblecken noch am Vormittag stattfand. Umweltminister Markus Söder (CSU), sichtlich erleichtert, dass er überhaupt vorkam, lobt sein Double Stephan Zinner überschwänglich: "Toll, super gemacht."

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