Studie:Umweltbehörde weist Kritik an Stickstoffdioxid-Messungen zurück

  • Eine aktuelle Studie des Umweltbundesamtes bestätigt, dass Stickstoffdioxid unter anderem Diabetes mellitus, Bluthochdruck oder Asthma auslösen kann.
  • Die Belastung in München ist besonders hoch; 2017 erreichte sie fast das Doppelte des Grenzwertes.
  • Vorwürfe, die Werte seien wegen unsauberer Messungen zu hoch, wies das zuständige Landesamt für Umwelt jetzt zurück.

Von Andreas Schubert

Stickstoffdioxid (NO₂) macht krank. Am Donnerstag hat das Umweltbundesamt (UBA) eine Studie vorgestellt, die bestätigt, dass NO₂ unter anderem Diabetes mellitus auslösen kann, Bluthochdruck oder Asthma. In München ist die Belastung durch NO₂, das vor allem in den Abgasen von Dieselautos vorkommt, besonders hoch: Der Grenzwert im Jahresmittel liegt bei 40 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft; München erreichte 2017 mit 78 Mikrogramm fast den doppelten Wert. Tagesaktuelle Werte sind auf der Homepage des Landesamts für Umwelt unter lfu.bayern.de abrufbar. Etwa am Mittwochnachmittag, 15 Uhr, lag die NO₂-Belastung an der Landshuter Allee bei 91 Mikrogramm, am Stachus bei 54. Die Werte an den anderen Stationen in Allach, Johanneskirchen und an der Lothstraße lagen weit darunter.

Medienberichte, laut denen es in München bei den Messungen nicht rechtens zugehe und die Werte deshalb zu hoch seien, weist das zuständige Landesamt für Umwelt (LfU) zurück. Für Stationen an Straßen ohne Kreuzung, also etwa an der Landshuter Allee, gilt: Hier ist ein Maximalabstand von zehn Metern vorgeschrieben. Für Stationen an Kreuzungen, wie der an der Sonnenstraße/Schwanthalerstraße nahe dem Stachus, gilt eine andere Regelung: Hier ist ein Mindestabstand von 25 Metern vom Fahrbahnrand vorgeschrieben. Der Grund: An Kreuzungen schwanken die Emissionen der Autos wegen des Stop-and-Go-Verkehrs stark. Für einen realistischen Durchschnittswert der Belastung müssen sich die Schadstoffe erst ausreichend mit Luft vermischen.

Das LfU beharrt allerdings darauf, dass die Messstelle rechtskonform ist. In München werde seit 1978 am Stachus gemessen. Als 2010 per Gesetz die Abstandsvorschriften neu gefasst wurden, habe das LfU eine Versetzung der Messstation an den Fahrbahnrand nahe der Bebauung in einer Entfernung von mehr als 25 Metern von der Kreuzung geprüft. Das war aufgrund der beengten räumlichen Verhältnisse an der Sonnenstraße aber nicht möglich. Allerdings, so das LfU, hätte ein von der Kreuzung weiter entfernter Messort keine verbesserten Messwerte zur Folge, im Gegenteil.

Berechnungen des LfU zufolge wären die Werte 25 Meter entfernt sogar geringfügig höher. Der Grund: Die Kreuzung selbst sei stärker durchlüftet als das Umfeld, sodass die Abgase dort eher abzögen. Das Umweltbundesamt bestätigt die Angaben des LfU, ebenso Denis Pöhler vom Institut für Umweltphysik der Uni Heidelberg. Pöhler ist Experte für NO₂-Messungen und kennt die Münchner Verhältnisse. Die Werte würden sich nicht groß ändern, sagt er. "Die Diskussion ist aus meiner Sicht an den Haaren herbeigezogen." Selbst wenn messtechnisch die Werte etwas niedriger lägen, würden diese nicht unbedenklicher. Der empfohlene Grenzwert der Weltgesundheitsorganisation liege schließlich bei 20 Mikrogramm, so Pöhler.

In München wird an exemplarisch ausgewählten Orten gemessen. So ist die Landshuter Allee eine stark befahrene Verkehrsachse, der Stachus gilt als verkehrsreiche Kreuzung, die Lothstraße als durchschnittlich belastete Straße, Allach und Johanneskirchen stehen für Siedlungen am Stadtrand.

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