American Football:Lässt die NFL-Begeisterung in Deutschland nach?

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2022 spielte mit Quarterback Tom Brady noch einer der größten Stars der NFL in München. Nun ist Brady Football-Rentner – und die Stars fehlen. (Foto: Douglas DeFelice/IMAGO)

Vor zwei Jahren kostete ein Schwarzmarkt-Ticket noch bis zu 1000 Euro, nun sind wenige Tage vor dem Spiel in München noch Karten zum Normalpreis zu haben. Das könnte auch an der Auswahl der Teams liegen – und daran, dass sie keine Stars wie Tom Brady mitbringen.

Von Christoph Leischwitz

Es wird fraglos wieder ein schillerndes Event werden, wenn am Sonntag die Carolina Panthers und die New York Giants in München vorspielen. Immerhin haben beide NFL-Teams viele Anhänger in Deutschland, und viele werden aus der ganzen Welt anreisen. Tausende Münchner werden auf den Beinen sein, um Trikots und Mützen zu kaufen. Oder um ein Selfie mit einem ehemaligen Spieler zu ergattern in einer der vielen Gaststätten in der Innenstadt, in denen sich insgesamt neun NFL-Teams eingemietet haben. Aber: Es gibt Indizien dafür, dass die ganz große Hysterie, die beim deutschen Premieren-Gastspiel vor zwei Jahren herrschte, nicht reproduzierbar ist.

Das deutlichste Signal: Es gab bis zuletzt immer noch Tickets zu kaufen. Ihre Zahl stieg im Resale-Portal der NFL am Mittwoch sogar leicht an, zwischenzeitlich waren auch mehrere Plätze nebeneinander erhältlich, zum Normalpreis wohlgemerkt. Es scheint also viele Fans zu geben, denen der Besuch nicht mehr ganz so wichtig ist. Darüber hinaus scheint es nicht ansatzweise solch einen Schwarzmarkt zu geben, wie es ihn 2022 noch gab. Damals wurden Preise von bis zu 1000 Euro pro Ticket aufgerufen.

Wenig überraschend gibt es deshalb auch noch jede Menge Tickets für die „Watchparty“ inklusive der RTL-Live-Übertragung aus dem SAP Garden. Während die verfügbaren Tickets für das Spiel meistens zwischen 100 und 200 Euro kosten (es waren auch noch Hospitality-Karten für mehr als 800 Euro erhältlich), kostet die wohl deutlich wärmere Hallen-Veranstaltung 34,50 Euro.

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Es ließ schon aufhorchen, als die NFL vor zwei Wochen auf Nachfrage erklärte, dieses Mal keine Verkaufszahlen für das Spiel in München zu kommentieren – die Zahlen von damals konnten sowieso nicht mehr getoppt werden. Drei Millionen Anfragen sollen es 2022 gewesen sein. Jürgen Muth, der Geschäftsführer der Fröttmaninger Arena, schwärmte damals, so viele habe es nicht einmal beim Champions-League-Finale 2012 gegeben.

Diese Fallhöhe wird jetzt zum Problem, denn es reisen nicht gerade die Schwergewichte der NFL nach Deutschland. Die Panthers und die Giants gehören in der laufenden Saison aktuell zu den schlechtesten Teams der Liga. Noch bedeutsamer, auch für die PR-Maschinerie rund um das Spiel: Die Mannschaften bringen keine großen Stars mit, die Begeisterung importieren oder den Bekanntheitsgrad der Sportart erhöhen würden.

Kein Tom Brady also, der 2022 mit den Tampa Bay Buccaneers anreiste. Damals war die Trennung von Gisele Bündchen noch recht frisch, weshalb Brady sogar einem weniger Football-affinen Publikum bekannt war. Ähnlich war es bei Travis Kelce im vergangenen Jahr in Frankfurt. Als die Kansas City Chiefs ihr Spiel in Hessen hatten, fragten die TV-Sender weltweit: Fliegt seine Freundin Taylor Swift auch ein? Sie tat es nicht, aber das war egal, denn Einschaltquoten erreichten ungeahnte Flughöhen. Diesmal scheint es nur die Geschichte zu geben, welche der beiden Mannschaften noch schlechter ist als die andere.

Die NFL selbst hat ein bisschen weniger Rundum-Programm für die Innenstadt geplant als beim ersten Mal, zumindest beginnen die Events nicht schon Mitte, sondern erst Ende der Woche. Trotzdem, oder gerade deswegen, wird sich die Football-Liga viel einfallen lassen, um schöne Bilder über den Atlantik schicken zu können. Ein NFL-Kommentator sagte am vergangenen Wochenende, dass er sich schon darauf freue, wenn in München wieder die ganze Arena „Country Roads“ von John Denver singt. Arena-Chef Muth hat angedeutet, dass mit Blick auf die Außenbeleuchtung eine Überraschung wartet. Und wenn die europäischen Zuschauer nicht gerade politischen Unmut äußern sollten, zum Beispiel über das Präsidentschaftswahlergebnis in North Carolina, der Heimat der Panthers, dann werden sie trotz allem zu jenen schönen Bildern beitragen, die sich die NFL wünscht.

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