Neuzugang beim Bahnwärter Thiel:Attraktives Abstellgleis

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Tram am Haken: Der "Bahnwärter Thiel" bekommt einen ausrangierten Zug geliefert, der künftig als Jugendtreff genutzt wird. (Foto: Corinna Guthknecht)

Eine alte Tram soll Anlaufstelle für kreative Jugendliche werden

Von Sabine Buchwald

Erst auf der Autobahn, dann in der Luft, jetzt wieder auf Schienen: Eine Münchner Tram ist heimgekehrt. Nach zehn Jahren im Ulmer Exil steht ein weiß-blauer Straßenbahnwagen aus dem Jahr 1967 auf dem Bahnwärter-Thiel-Gelände an der Tumblingerstraße. Fahren wird er dort freilich nicht. Aus statischen Gründen wurde die Tram am Donnerstagnachmittag im wörtlichen Sinn aufs Abstellgleis gestellt. Noch ist sie rostig und verstaubt, doch schon bald soll sie renoviert und mit Tischen ausgestattet zum Kinder- und Jugendtreff werden. Andreas Kopp spricht gar von einem Jugendzentrum, für das er Zuschüsse beim Sozialreferat beantragen will. Er ist der Mann hinter der Erfinderwerkstatt in der Au. Weil er die Räume in der Oefelestraße verlassen muss, hat ihn Daniel Hahn für sein neues Projekt gewinnen können.

Die Tram ist der Jugendtraum einer Münchnerin, die an der Großmarkthalle aufgewachsen ist. Sie und ihr Partner engagieren sich ehrenamtlich für das MVG-Museum an der Ständlerstraße und hatten so vor zehn Jahren die Möglichkeit, den Wagen zu kaufen. Als Kind hatte sie eine Tram im Spielzeugformat von Obletter, erzählt die Dame, die ihren Namen nicht nennen möchte. Doch eine 23 Tonnen schwere Tram passt nicht ins Wohnzimmerregal. Der Mietvertrag für den Standplatz in Ulm lief aus, das Paar las in einem Interview, dass Hahn eine Bahn suche. So kam man vor zwei Jahren zusammen. Es gehe immer um Räume, sagt Hahn. Gut 38 Quadratmeter, rechnet er vor, habe die Tram. Container zu isolieren und zu verkabeln sei teurer als der Tramtransport von Ulm nach München. Die bringe die Beleuchtung nämlich schon mit und beheizen könne man sie auch.

Auch die Alte Utting, ein Ammersee-Schiff, hat er umfunktioniert. Geht es nach ihm, dann könnte die Tram schon Ende des Monats zur Anlaufstelle für junge Menschen werden, die Lust haben, unter Anleitung kreativ zu sein. Bislang üben sich beidseits der Mauer des früheren Viehhofs die Sprayer. Wenn alles so wird, wie er und Kopp es sich vorstellen, dann werden künftig auch andere Talente gefördert. Johannes Brechter und Matthias Wiegele etwa haben zugesagt, Skulpturen aus recycelbaren Materialien oder 3-D-Druck mit Jugendlichen herzustellen. Ideen und Raum also wären da, was noch fehlt, ist finanzielle Unterstützung. Demnächst werden ein Konzept und ein Businessplan bei der Stadt eingehen.

© SZ vom 03.05.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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