Die Neurieder Ortsmitte wird sich massiv verändern. Bisher lag das Augenmerk vor allem auf dem 1,57 Hektar großen brachliegenden Grundstück nördlich der Kreuzung zwischen Münchner Straße und Haderner Weg, auf dem Wohnungen und Gewerberäume entstehen sollen. Jetzt bahnen sich auch auf der anderen Straßenseite große Veränderungen an. Die Eigentümer des Eckgrundstücks zwischen Gautinger und Planegger Straße haben eine große Wohnbebauung im Visier.
Bisher ist es nur ein Vorschlag für eine Bebauungsplanänderung, den die Eigentümer des Grundstücks über den Architekten Rudi Sodomann den Mitgliedern des Neurieder Bauausschusses präsentiert haben. Willigen die Gemeinderäte ein, wird die Ortsmitte ein völlig neues Gesicht erhalten. Zur Disposition steht das etwa 4400 Quadratmeter große Areal zwischen Gautinger und Planegger Straße. Es wird flankiert von einem markanten roten, mehrstöckigen Haus an der Gautinger Straße, in dem unter anderem der Schreibwarenladen und die Apotheke untergebracht sind, und von der Kaffeerösterei um die Ecke an der Planegger Straße. Dazwischen erstreckt sich eine große Wiese.
Auf dem Grundstück entstehen nach Vorstellungen der Eigentümer vor allem Wohnungen. Das Gewerbe könnte dabei gesammelt in einem lang gestreckten Gebäude entlang der Gautinger Straße untergebracht werden. In einem Riegel entlang der Planegger Straße, bis hin zur angrenzenden Einfamilienhausbebauung, sind Wohnungen geplant, ebenso in einem weiteren freistehenden Einzelhaus auf der Wiese. Die Riegelbauweise soll Lärmschutz ermöglichen: zur Straße hin könnten Badezimmer und Küchen untergebracht werden, nach hinten im damit entstehenden Innenhof Wohnräume.
In einer zweiten Planungsvariante ist das Einzelhaus als weiterer Riegel geplant, der sich parallel zum Gebäude entlang der Planegger Straße am südlichen Ende des Baus an der Gautinger Straße anschließt. Entlang der beiden Straßenzüge sollen die Bauten dreigeschossig sein, nach hinten zum Hof hin sollen sie niedriger werden, als optische Abstufung hin zur angrenzenden Einfamilienhaus-Bebauung. Die Geschossfläche würde in Summe um fast das Doppelte wachsen, um rund weitere 2000 Quadratmeter. Für die neuen Wohnungen würde die Auflage der Gemeinde zum Tragen kommen, einen Teil als bezahlbaren Wohnraum zu vergeben.
Um zu realisieren, was den Eigentümern vorschwebt, müsste der Gebietstyp geändert werden: Bisher handelt es sich um ein Mischgebiet, das zu einem Drittel Gewerbe vorsieht. Daraus könnte ein allgemeines Wohngebiet werden, das weniger Gewerbe zulässt, oder auch ein sogenanntes urbanes Gebiet.
Die Gemeinderäte zeigten sich grundsätzlich offen für das Projekt, allerdings muss verhandelt werden: Dieter Maier (Grüne) fand die Bebauung "ziemlich massiv" und wünschte sich eine Reduzierung der Masse. Robert Hrasky (Bündnis Zukunft Neuried/BZN) plädierte für den Erhalt des Gewerbes an der Planegger Straße mit ihrem hohen Verkehrsaufkommen. Sie sei für Gewerbetreibende durchaus interessant. Ob die Gestaltung des Marktplatzes in die Überarbeitung des Bebauungsplans einbezogen werden soll, bleibt ebenso zu klären wie die Frage, was mit der Fußgängerunterführung geschieht.
Bürgermeister Harald Zipfel (SPD) begrüßte Überlegungen zur Gestaltung der "leeren Wiese" in der Ortsmitte. Er kann sich die Umwidmung in ein urbanes Gebiet vorstellen, das zwischen zehn und 30 Prozent Gewerbe zulässt. Ebenso sei denkbar, einen Teil der Wohnungen als Studentenwohnung zu konzipieren. Bei der Nähe zum Campus in Großhadern und Martinsried gebe es sicher Bedarf. Zudem würden Studenten zu einer Verjüngung beitragen und ein "anderes Klientel" in die Ortsmitte bringen.