Neuried:"Jetzt haben wir sie endlich, die Buben"

Tobias Kuner

Zuständig für gute Stimmung: Tobias Kuner hat in der WM-Arena von Seefeld die Eröffnungs- und die Abschlussfeier inszeniert.

(Foto: Privat)

Der Neurieder Tobias Kuner hat als Zeremonienmeister der Nordischen Ski-WM in Seefeld die Doping-Razzia hautnah erlebt

Interview von Hannes Brandner, Neuried

Der Neurieder Tobias Kuner wurde gerade vom Internationalen Ski-Verband (FIS) zu seinem inoffiziellen Zeremonienmeister gekürt. Seit 20 Jahren entwirft, organisiert und begleitet der 50-Jährige unter anderem Skiveranstaltungen als Eventmanager - wobei Eventmanager das falsche Wort ist, findet Kuner, da komme das Kreative zu kurz. "Eventregisseur" ist ihm lieber.

SZ: Was haben Sie in Seefeld gemacht?

Kuner: Mein Team und ich haben die Eröffnungsfeier konzipiert und inszeniert, die Schlussfeier und alle Siegerehrungen.

Wie kam es dazu, dass Sie als Neurieder nach Österreich gebucht wurden?

Das hängt damit zusammen, dass ich seit 20 Jahren mit dem Österreichischen Skiverband - kurz ÖSV - in einer partnerschaftlichen Verbindung stehe, nachdem wir im Jahr 2001 erstmalig eine Eröffnungsfeier bei einer Ski-WM mitorganisiert hatten. So fing das an, dass wir vom ÖSV immer wieder gebucht wurden, gerade für kleinere Veranstaltungen. Wir kennen alle Leute, die beim ÖSV arbeiten, vom Pressechef über die Akkreditierungsstelle bis zum Cheftrainer. Und das macht es natürlich relativ einfach, wenn man gebeten wird, sich Gedanken zu machen über eine Eröffnungsfeier oder eine Zeremonie, weil man genau weiß, was der ÖSV will, wie er tickt, was er braucht - und wir stellen dann einfach das künstlerische Besteck mit dazu.

Wie haben Sie denn die Dopingfälle in Seefeld erlebt?

Das haben wir hautnah mitbekommen. An dem Morgen war hohe Polizeipräsenz im Ort, zum Teil waren die Straßen gesperrt. Interessant fand ich aber, wie die Zuschauer darauf reagiert haben. Es war so die einhellige Stimmung, dass Seefeld der Ort ist, wo dieses Doping-Netzwerk zerschlagen wurde. Also in die Richtung gehend, dass man sagt, Seefeld bezeichnet nun das Ende dieses Doping-Netzwerks. Und dementsprechend wurde den Sportlern, die an dem Abend dann als Weltmeister gekürt wurden, auch wieder ihre Leistung mit entsprechendem Applaus vom Publikum honoriert.

Sie hatten also nicht das Gefühl, dass die Dopingfälle das Event überschattet haben?

Vor Ort gar nicht. Die Fans haben so eine Freude gehabt, und haben sich durch diese Razzia, nicht die Laune zerschießen lassen, sondern ganz im Gegenteil, es hat dann die gute Laune sogar noch angehoben. Die Ermittlungsarbeit, die zwischen Deutschland und Österreich geleistet wurde, die war bahnbrechend, so etwas hat es vorher noch nie gegeben. Und daraus haben die Leute geschlossen, dass hier tatsächlich ein Netzwerk effektiv zerschlagen werden konnte, und das hat die Stimmung in Seefeld oben gehalten. Also die Partylaune ließ sich nicht verderben, im Gegenteil, sie wurde sogar noch gesteigert, weil man gesagt hat: "Jetzt haben wir sie endlich, die Buben."

Was bleibt besonders von dem Event in Seefeld hängen?

Die Fairness! Wir haben jeden Abend bis zu vier Siegerehrungen durchgezogen, und da war es eigentlich vollkommen wurst, wer Weltmeister geworden ist, wer da auf das Podium rauf gebeten wurde. Wir hatten jeden Abend so um die 6000 Leute auf dem Platz stehen, und egal ob es nun ein Norweger war, ein Franzose, ein Deutscher oder ein Schwede - die Leute haben applaudiert und geklatscht und haben sich für jeden gefreut. Und diese Fairness, dieses Miteinander hat mich wirklich bewegt. Gerade jetzt, in Zeiten, in denen wir von Populisten umgeben sind, die eigentlich nur trennen und nicht einigen wollen, halte ich es für ein ganz wichtiges Zeichen, dass da den Leuten auf dem Platz egal ist, aus welcher Nation der neue Weltmeister kommt. Alle werden bejubelt. Das fand ich, wie gesagt, sehr bewegend.

Was ist denn jetzt Ihr nächstes Projekt?

Das nächste Projekt ist die 825-Jahr-Feier hier in Neuried. Da haben wir Ende Mai unsere große Festwoche. Und witzigerweise bin ich jetzt eingeladen worden, nach Oberstdorf zu kommen, wo in zwei Jahren die nächste Ski-WM stattfindet. Und da fahre ich übermorgen hin und schaue mir das alles einfach mal an. Das ist noch nichts Fixes, aber es könnte was werden.

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