Süddeutsche Zeitung

Neuried:In Zukunft alles besser

Neurieder erkunden ihre Ortsmitte und entwickeln Ideen

Das Interesse am Bürgerdialog zur Ortsmitte hält an: Gut 60 Neurieder spazierten am späten Freitagnachmittag durch die Vergangenheit und sammelten Ideen für die Zukunft - auch solche, die aktuellen Plänen klar widersprechen. Der erste Teil der "Orts(ver-)führung" bot reichlich historischen Erkenntnisgewinn. Bauamtsleiterin Dagmar Hasler hatte akribisch die Geschichte jedes einzelnen Hauses am Dorfanger, zwischen Haderner- und Krailinger Weg recherchiert. Zusammen mit Bürgermeister Harald Zipfel blickte Halsler zurück in eine unter Denkmalschutzaspekten eher unerfreuliche Historie: Noch ärger als die Schweden im 30-jährigen Krieg, wütete fast 200 Jahre später der Großbrand von 1811. Die aus heutiger Sicht ärgerlichsten Substanzverluste fallen aber in die Nachkriegszeit, bis hin zum überbreiten Ausbau der Forstenrieder-/Planegger Straße, dem zum Beispiel 1969 ein historischer Kramerladen am Platz des heutigen Maibaums zum Opfer fiel. Fußgänger wurden, zunächst alternativlos, in eine Unterführung verbannt, die so wenig einladend ausfiel, dass der Rundgang für einige Ortsansässige zur Erstbegehung wurde.

Die Zerschneidung der Ortsmitte beherrschte auch die anschließende Ideen-Werkstatt: Der vielfach gewünschte Brunnen am Marktplatz ließe sich doch, à la Stachus, gleich zur rauschenden Fontäne ausbauen, die den Verkehrslärm schluckt. Der Fußgängertunnel könnte mit Schneckenrampen, wie am Thalkirchner U-Bahnhof, endlich benutzerfreundlich gestaltet werden, was natürlich ebenfalls einen verkehrsberuhigten Marktplatz voraussetzt. Überraschend gut kam eine radikale Antwort auf die Nord-Süd-Teilung des Orts an: Entgegen bisheriger Planung, solle die Gemeinde auf ihrem Grundstück im Norden möglichst viel lukrativen Wohnraum ansiedeln und den Ertrag in einen großzügigen Marktplatz südlich der Fürstenrieder Straße stecken. Das neue Rathaus könnte dann, westlich davon, auf einem leeren Grundstück unterkommen, das offenbar zum Verkauf steht.

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Quelle:
SZ vom 22.02.2016 / Raj
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