Neuried:Gewinnfragen

Im klammen Neuried wird diskutiert, wie sich das letzte große Gemeindegrundstück am besten verwerten lässt. Verkauf an einen Investor? Gründung einer eigenen Immobiliengesellschaft? Oder doch ein Erbpachtvertrag mit einer Genossenschaft, die ein Mehrgenerationenhaus plant?

Von Annette Jäger, Neuried

Der Neurieder Gemeinderat hat eine große Hausaufgabe zu bewältigen. Demnächst wird das Gremium über einer Liste brüten, in der alle verwertbaren Gemeindegrundstücke aufgeführt sind. Die Räte sollen beschließen, welche verkauft werden. In den kommenden zwei Jahren könnten auf diese Weise acht Millionen Euro generiert werden, um den maroden Gemeindehaushalt zumindest etwas zu stabilisieren. Im Fokus steht dabei das letzte große Gemeindegrundstück auf dem insgesamt 2,3 Hektar umfassenden Areal südlich des Maxhofwegs. Auf dem derzeitigen Gemeindeanteil könnten 4800 Quadratmeter Wohnraum entstehen. Wer dort baut, ist noch offen. Die Neurieder Genossenschaft hofft, endlich zum Zuge zu kommen.

Noch ist das Areal südlich des Maxhofwegs Brachland, doch schon bald soll dort ein weiteres Neubaugebiet entstehen - das vorerst letzte in Neuried. Laut Bebauungsplan Nr. 47 "Südlich Maxhofweg", der bereits rechtskräftig ist, sind zehn Baukörper zugelassen, insgesamt können 138 Wohnungen in Geschossbauweise realisiert werden, sagt Bürgermeister Harald Zipfel (SPD). Ein Teil davon muss als günstiger Wohnraum über die einkommensorientierte Förderung (EOF) angeboten werden, alternativ stehen der Gemeinde für einen Zeitraum von 25 Jahren Belegungsrechte zu, um die Wohnungen vergünstigt an Bürger abgeben zu können. In einem ersten Schritt wird am südlichen Grundstücksrand auf Gemeindegrund die Kinderbetreuungsstätte der Arbeiterwohlfahrt (AWO) entstehen.

Genossenschaft Neuried

Hier möchten sie ihren Wohntraum verwirklichen: Vorstandsmitglieder der Genossenschaft Raumneuried auf dem Gelände südlich des Maxhofwegs.

(Foto: Privat)

Insgesamt fünf Eigentümer teilen sich die Grundstücke auf dem Areal, einige sind schon weit in ihrer Planung, Architekten sind am Werk. Auf dem gemeindeeigenen Anteil können 50 Wohnungen, verteilt auf drei Häuser, Platz finden. Wer sie verwirklicht - dazu gibt es viele Ideen. Maximale Verwertung, sprich der Verkauf an einen Investor, ist eine der Möglichkeiten. Ein Erlös von möglicherweise zehn Millionen Euro steht im Raum, genaueres soll ein Wertgutachten ergeben, das demnächst vorgestellt wird.

Es gibt aber auch die Idee im Gemeinderat, eine kommunale Immobilienverwertungsgesellschaft zu gründen, die selbst bauen und verwalten könnte, um so langfristig bezahlbaren Wohnraum zu sichern. In so eine Gesellschaft könnten mehrere noch zu verwertende Gemeindegrundstücke eingebracht werden. Die Grundstücke bleiben dabei in Gemeindeeigentum, der Einfluss auf die Nutzung ist dauerhaft gegeben, wie auch der langfristige wirtschaftliche Profit - so heißt es in einem Antrag, den das Bündnis Zukunft Neuried im Gemeinderat gestellt hat. Der Antrag sieht vor, die Gründung einer solchen Immobilienverwertungsgesellschaft zu prüfen, der Gemeinderat hat dem zugestimmt. Dazu werden in der Ratssitzung am Dienstag, 23. März, Erkenntnisse vorgelegt, sagte Zipfel.

Und schließlich steht da noch die Neurieder Genossenschaft "Raumneuried eG" in den Startlöchern, die hofft, südlich des Maxhofwegs ihren Traum von einem Mehrgenerationen-Wohnprojekt verwirklichen zu können. Während andere Optionen, das Grundstück zu verwerten, erst noch erarbeitet und diskutiert werden, hat die Genossenschaft einen Schritt nach vorne gewagt und dem Gemeinderat noch vor Weihnachten erstmals ein konkretes Finanzierungsangebot vorgelegt. "Irgendwas muss ja mal passieren", sagt Gundula Pabst, Vorstandsmitglied der Genossenschaft, die aktuell 55 Mitglieder zählt. Raumneuried eG wurde vor etwa vier Jahren gegründet, seitdem suchen die vom gemeinschaftlichen Wohnen überzeugten Bauwilligen ein bezahlbares Grundstück. Jetzt wünschen sie sich eine Entscheidung, "die Baukosten laufen uns davon". Und nicht zuletzt sei das Areal südlich des Maxhofwegs das letzte Grundstück, auf dem die Genossenschaft zum Zuge kommen könnte. Ein anderes in der notwendigen Größe gibt es nicht mehr in Gemeindeeigentum. Und auf einen Deal mit der Gemeinde ist die Genossenschaft angewiesen, "weil es eher bezahlbar ist", sagt Pabst.

Das Finanzierungsangebot sieht vor, dass die Genossenschaft das Grundstück in Erbpacht für eine Laufzeit von 100 Jahren übernimmt, erklärt Pabst. Zwischen rund sieben und neun Millionen Euro - je nach Kreditzins, den die Genossenschaft für das Bauprojekt aushandelt - könnte die Gemeinde in einem Jahrhundert einnehmen, haben die Genossenschaftsmitglieder berechnen lassen. Vorab könnte die Gemeinde einen Betrag von zwei Millionen Euro erhalten und in den folgen Jahren die Erbpacht.

"Wenn, dann hier", sagt Bürgermeister Zipfel über die Genossenschaftsidee. Einen anderen Standort gebe es tatsächlich nicht mehr in der Kommune. Die SPD in Neuried stehe der Idee offen gegenüber, sagt der Bürgermeister. Die Vorteile der Genossenschaft: Die Gemeinde bleibe Eigentümerin des Grundstücks, und die Genossenschaft schaffe langfristig bezahlbaren Wohnraum.

Ob das Finanzierungsangebot auf Interesse im Gemeinderat trifft, bleibt abzuwarten. Derweil wird auf dem Areal südlich Maxhofweg schon mal der Boden bereitet: Im Frühjahr sollen die Bauarbeiten beginnen. Erste Maßnahme wird eine Erschließungsstraße sein, über die das neue Wohngebiet künftig erreichbar sein wird. Dann soll es zügig weitergehen.

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