Neuried:Der Wald soll weichen

Lesezeit: 2 min

Naturschützer kritisieren Pläne zur Bebauung des Hettlage-Areals

Von Johannes Korsche, Neuried

Die Pläne der Gemeinde Neuried für das Hettlage-Areal stoßen auf die Kritik von Umweltschützern, denn dem geplanten Gewerbegebiet und den neuen Wohnungen müssten neben einem kleinen Jungwald im südlichen Teil des Areals auch etwa 200 Bäume im Norden weichen. "Schade", findet Rudolf Nützel, Geschäftsführer des Bundes Naturschutz in München. Immerhin die meisten Bäume, die in erster Reihe entlang der Starnberger Straße stehen, blieben nach derzeitigem Plan erhalten. Doch das ist den Naturschützern, die im Zuge der Verfahrensbeteiligung zu den Plänen Stellung nahmen, deutlich zu wenig. "Das ist eine Waldrodung", stellt Nützel fest, als er den Bebauungsplan mit der aktuellen Situation auf dem Areal vergleicht. Der in den vergangenen Jahren gewachsene Jungwald sei einer der letzten Wälder in Neuried. "Hier ist ja sonst weit und breit kein Wald mehr." Fällungen müsse zunächst die Forstbehörde genehmigen, bevor die Bauarbeiten beginnen dürften. Mindestens aber fordert Nützel "Ersatz für die Zerstörung von Lebensraum".

Auf dem Areal, das von Forstenrieder und Zugspitzstraße auf der einen und der Starnberger Straße sowie der M 4 auf der anderen Seite eingefasst wird, sollen Wohnungen und Gewerbebauten entstehen. Seit Jahren steht das Hettlage-Gebäude nun schon leer und nach und nach hat sich die Natur auf dem Gelände ausgebreitet. Doch in Zukunft soll im südlichen Teil des Grundstücks gewohnt werden. Von bis zu 200 Wohnungen war zunächst die Rede, bis der Gemeinderat die Gebäudehöhen um ein Stockwerk eindampfte. Im nördlichen Bereich soll ein Gewerbegebiet mit etwa 17 000 Quadratmetern Geschossfläche entstehen.

Dabei ist Nützel "nicht gegen das Bauen" an und für sich. Aber auf dem ehemaligen Hettlage-Areal befürchtet er "Tabula rasa", damit anschließend so gebaut werden könne, wie man das eben wolle. Ginge es nach ihm, könnte man beispielsweise auf zwei Wohngebäude verzichten und so einen großen Teil des kleinen Waldes erhalten. Nicht nur um Lebensraum für Vögel, Schmetterlinge oder Fledermäuse zu sichern, sondern auch mit Blick auf die Kindergrippe Zauberwald an der Zugspitzstraße. Sie liegt nur eine Straße von diesem Wäldchen entfernt. Im Wald spielen, auf Bäume klettern: "Ich habe das als Kind geliebt", sagt Nützel. Warum also nicht einen Waldkindergarten einrichten, anstatt die Bäume zu fällen? Zumal der Wald "durchaus Qualität" hat, sagt der Diplom-Forstwirt. Auch der Architekt Kurt Grünberger teilt den Einspruch gegen das Ausmaß der Bebauung. Für ihn stellt sich die grundsätzliche Frage: "Wie viel wollen wir denn überhaupt wachsen?" Wachstum habe natürliche Grenzen, ansonsten verändere man zugleich auch den Charakter eines Ortes.

Die Neugestaltung des ehemaligen Hettlage-Areals soll frühestens im Sommer 2018 beginnen. Als erstes soll das seit Jahren leer stehende Hettlage-Gebäude abgerissen werden.

© SZ vom 30.08.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: