Neuperlach:Wohnen am Waldrand

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Der Stadtrat billigt die Pläne, ein ehemaliges Kiesabbaugebiet in Neuperlach zu einem Neubauquartier zu entwickeln

Von Hubert Grundner, Neuperlach

Zug um Zug verschwinden auch im Münchner Osten die letzten freien Flächen: Wo heute noch deutlich die Spuren zu erkennen sind, die der jahrelange Kiesabbau durch die Firma Piederstorfer hinterlassen hat, soll gewissermaßen "über Nacht" ein ganzes Dorf aus dem Boden gestampft werden. Den Weg dafür haben die Stadträte in der jüngsten Sitzung des Planungsausschusses mit der Billigung des Bebauungsplans Nr. 2090 frei gemacht. Damit wurde die Grundlage zur Errichtung von 1300 dringend benötigten neuen Wohnungen geschaffen. 30 Prozent der Wohnungen entstehen nach Angaben der Rathaus-Pressestelle im sogenannten geförderten Wohnungsbau.

Das Planungsgebiet erstreckt sich von der Niederalmstraße im Norden bis zum Stemplingeranger im Süden sowie vom Karl-Marx-Ring im Westen bis zur Friedrich-Creuzer-Straße/Alexisweg im Osten. Bisher wurde dieses Areal in der Hauptsache zum Kiesabbau und zur Herstellung von Transportbeton genutzt. Mit der Entwicklung des Areals werde der Siedlungsrand zum Truderinger Wald sowie der Übergang zwischen der kleinteiligen Bebauung Truderings und der großformatigen Bebauung Neuperlachs städtebaulich und landschaftsplanerisch qualitätvoll definiert, heißt es dazu nun aus dem Rathaus. Das bauliche Konzept basiere auf einem Grundraster aus klar definierten Wohnblöcken mit grünen Innenhöfen und räumlich gefassten Straßen. Durch Öffnungen in den Blockstrukturen, Staffelung der Gebäudegrößen und -höhen werde eine differenzierte Anpassung an die Strukturen der benachbarten Wohngebiete erreicht. Mit je einem Hochpunkt werden der Quartiers-Eingang im Südwesten und die Quartiers-Mitte markiert.

Die landschaftlichen Vorzüge der guten Lage am Truderinger Wald sind laut Verwaltung ein Charakteristikum des neuen Wohnquartiers. Wie ein Ausläufer greife der angrenzende Wald weit in das Planungsgebiet hinein und bilde die zentrale Grünfläche mit Anschluss an die freie Landschaft. Neben Wohnraum für circa 3000 Bürgerinnen und Bürger sind mehrere soziale Einrichtungen wie Kindertagesstätten und ein Teenietreff sowie Einzelhandelsflächen vorgesehen. Die großen öffentlichen Grünflächen sollen Raum bieten für vielfältige Erholungs-, Aufenthalts- und Spielbereiche. Als nächster Verfahrensschritt wird nun der Bebauungsplan für die Öffentlichkeit ausgelegt und so interessierten Bürgerinnen und Bürgern die Gelegenheit gegeben, sich über die Planung zu informieren und gegebenenfalls auch Einwände dagegen vorzubringen.

Bedenken wegen des Projekts hatten von Beginn an mehrere Anwohner der Niederalmstraße geäußert. Sie befürchteten, dass bei einer Gebäudehöhe von zehn bis zwölf Metern der vorgesehene Mindestabstand von zehn bis zwölf Metern zu gering sei und vor allem im Winter zu einer massiven Verschattung ihrer Grundstücke führen würde. Der Mindestabstand, so ihre Forderung, sollte daher mindestens verdoppelt oder ein Grünstreifen vorgesehen werden. In seiner Stellungnahme erklärte nun das Planungsreferat, dass als Übergang zu den nördlich angrenzenden Bestandsgebäuden an der Niederalmstraße der Bebauungsplan ein reines Wohngebiet mit maximal drei Geschossen festsetzt. Dabei würden die Abstandsflächen gemäß Artikel 6 der Bayerischen Bauordnung eingehalten. Eine unzumutbare Verschattung der nördlich angrenzenden Grundstücke sei daher nicht gegeben.

Sorgen machten sich Anwohner auch wegen des Verkehrsgeschehens in der Niederalmstraße. Das sei schon heute, insbesondere zu den Stoßzeiten, chaotisch und werde sich nach Fertigstellung des Neubaugebiets verschlimmern. In diesem Punkt glaubt die Stadtverwaltung die Bürger beruhigen zu können. Mit Errichtung der neuen Verbindungsstraße zwischen der Ständler- und der Friedrich-Creuzer-Straße sei "gemäß Verkehrsgutachten von einer Verkehrsminderung in der Niederalmstraße von circa 1000 Kfz-Fahrten pro Tag auszugehen". Dies werde auf die Umleitung des Durchgangsverkehrs aus der Truderinger Grenzkolonie auf die breiter ausgebaute Verbindungsstraße im Neubaugebiet zurückgeführt. "Somit wird die als chaotisch bezeichnete Verkehrssituation in der Niederalmstraße deutlich entzerrt und um ein Drittel der Verkehrsbelastung reduziert", hieß es im Billigungsbeschluss des Bebauungsplanes.

© SZ vom 11.08.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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