Süddeutsche Zeitung

Neuperlach:Umbau in zwei Schritten

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Der weltweit tätige Immobilienkonzern Hines hat sich zwei Bürogebäude an der Fritz-Schäffer-Straße gesichert, die bisher die Allianz genutzt hat. Vorgesehen ist, das eine neu zu gestalten und das andere abzureißen. Die geplanten Neubauten werfen allerdings noch viele Fragen auf

Von Hubert Grundner, Neuperlach

Für internationale Investoren ist München schon seit Längerem ein interessanter Standort. So verwundert es nicht im Geringsten, dass sich der weltweit tätige Immobilienkonzern Hines in Neuperlach ein weiteres Stück der bayerischen Landeshauptstadt einverleibt hat: Anfang des Jahres hat Hines den Kauf zweier Bürogebäude an der Fritz-Schäffer-Straße 9 abgeschlossen, in denen derzeit noch Mitarbeiter der Allianz-Versicherung sitzen. Ende des Jahres sollen sie aber ausziehen. Und was anschließend mit dem Gebäudekomplex passieren soll, darüber haben vor Kurzem Christian Meister, der Managing Director der Hines Immobilien GmbH München, sowie Vertreter der beauftragten Architekturbüros die Mitglieder des BA-Unterausschusses Bauvorhaben, Stadtplanung und Stadtteilentwicklung informiert.

Offenbar geschah das auf eine Art, die gut ankam. Denn der UA-Vorsitzende Wolfgang Thalmeir (CSU) lobte bei seinem Bericht im örtlichen Bezirksausschuss explizit die umfassende und detaillierte Vorstellung des Projekts. Wesentlicher Punkt: Die Neugestaltung des Areals an der Fritz-Schäffer-Straße soll in zwei Abschnitten erfolgen. Dabei beabsichtigt Hines, zunächst das Bestandsgebäude im westlichen Bereich zu ertüchtigen, umzubauen und neu zu gestalten.

In einem weiteren Abschnitt, so Thalmeir, solle dann das Gelände östlich des Bestandsbürogebäudes komplett neu überplant werden. Gedacht sei hier an einen Abriss der Bestandsbauten und eine neue Gebäudestruktur mit teilweise markanten Hochpunkten. Die Entwicklung dieses Bereichs solle jedenfalls über einen neuen Bebauungsplan erfolgen, möglicherweise auch unter zusätzlicher Auslobung eines städtebaulichen Wettbewerbs und unter Beteiligung fachkompetenter Planungsträger.

Wie bereits erwähnt, soll der Auszug der Allianz AG Ende dieses Jahres stattfinden. Danach ist laut UA-Bericht für das westlich gelegene Gebäude eine Bauphase von circa 18 Monaten geplant. Dessen Inbetriebnahme strebt Hines dann für Anfang 2023 an. Gegen die vorgesehene Modernisierung und den beabsichtigten Umbau - der aktuell vorliegende Bauantrag bezieht sich ausschließlich darauf - hatten die Lokalpolitiker keine Einwendungen. Anders sehe es hingegen, wie Thalmeir berichtete, mit Blick auf die in groben Zügen vorgestellten Ideen des Immobilieninvestors für den östlichen Grundstücksbereich aus. Allerdings erläuterte er zunächst nicht näher, woran sich die Lokalpolitiker stören.

Zusammenfassend hielt Thalmeir fest, dass die vorgestellten Planungen im Unterausschuss durchaus kontrovers diskutiert wurden. Insbesondere bestünden Bedenken, ob die dargestellten Freiräume ausreichend seien. Fraglich sei, ob diese Freiräume nicht durch die extrem hohen Gebäude "aufgefressen" würden und ob diese hohen und sehr eng stehenden Gebäude nicht eine Art "Schluchtenwirkung" erzeugen könnten.

Soweit geplant sei, die vorhandenen Straßenflächen in dem Areal zu verkleinern, um Raum für Abstandsflächen und Grün zu gewinnen, lehnt dies der Unterausschuss ab. Das Urteil der Lokalpolitiker: "Die in den Grundzügen vorgestellte Verkehrsplanung erscheint nicht durchdacht und in sich konsistent."

Im Gegensatz dazu loben sie aber ausdrücklich die Bereitschaft der Hines GmbH, die Gebäude im westlichen Teil des Grundstücks für den langen Planungszeitraum soweit wie möglich zu erhalten und dort eine bürgerschaftliche, kulturelle und öffentlich zugängliche Alternativnutzung zu erlauben. Offenbar hat der Eigentümer den BA-Mitgliedern in diesem Zusammenhang zugesagt, deren Ideen und Vorschläge berücksichtigen zu wollen.

Tatsächlich heißt es in einer offiziellen Projektbeschreibung von Hines, dass ein Zwischennutzungskonzept mit Kultur, Kunst, Unterhaltung, Musik sowie Aufenthaltsräumen für die Neuperlacher - und insbesondere die Jugend - erarbeitet werde. Auch Büroflächen würden dort bis zur Fertigstellung des westlichen Areals vorübergehend zur Verfügung stehen.

In Anbetracht der Bedeutung des Planungsobjekts für den gesamten Bereich und angesichts der Tatsache, dass an der Fritz-Schäffer-Straße 9 ein "Kontrapunkt" zu den Vorhaben am Hanns-Seidel-Platz entstehen werde, fordern die BA-Mitglieder nun, künftig möglichst eng und zeitnah eingebunden zu werden.

Die beiden von Hines für einen seiner Immobilienfonds erworbenen und unter dem Namen "Fritz 9" vermarkteten Gebäude umfassen insgesamt 87 000 Quadratmeter Bürofläche. Den Kauf hatte Managing Director Christian Meister kurz danach in einer Fachzeitschrift damit begründet, dass das Objekt in einem interessanten, etablierten und aus seiner Sicht zukunftsträchtigen Bürostandort mit ausgezeichneter Anbindung an den öffentlichen Nahverkehr liege: "Unser Ziel ist es, die unmittelbare Nachbarschaft zu beleben und wir freuen uns, ein Teil des aufregenden und dynamischen Münchener Südostens zu sein."

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Quelle:
SZ vom 16.10.2020
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