Neuperlach/Taufkirchen:Neue Dynamik

Bürgermeister im Hachinger Tal hoffen, dass die Debatte über die Verlängerung der U 5 jetzt Fahrt aufnimmt

Von Martin Mühlfenzl, Neuperlach/Taufkirchen

Die Pläne für eine Verlängerung der U 5 von Neuperlach Süd über Neubiberg bis in den Ludwig-Bölkow-Campus nach Ottobrunn und Taufkirchen wecken offenbar auch in der Landeshauptstadt Begehrlichkeiten. Die CSU-Stadtratsfraktion in München hat beantragt, eine Verlegung des eigentlich in Neuperlach Süd geplanten U-Bahn-Betriebshofs an den "neuen Endpunkt der Trasse" prüfen zu lassen. Enden soll die Verlängerung der Trasse einer Machbarkeitsstudie zufolge, die der Landkreis München in Auftrag gegeben hat, am südlichen Ende des sogenannten Parallelogramms auf Taufkirchner Flur. Ottobrunns Bürgermeister Thomas Loderer (CSU) sagte der Süddeutschen Zeitung, er finde es "sehr positiv, dass die Thematik U-Bahn-Verlängerung auch in der Münchner Stadtpolitik angekommen" sei. "Ob der Betriebshof in den Landkreis verlegt werden kann, ist eine sehr technische Frage", sagte Loderer. "Die Fragestellung kommt aber zu einem sehr guten Zeitpunkt."

Seitens der Münchner Verkehrsgesellschaft (MVG) ist bisher geplant, in Verlängerung des S- und U-Bahnhofs Neuperlach Süd zwischen Arnold-Sommerfeld-Straße und Lise-Meitner-Weg einen Betriebshof mit einer Zugwaschanlage, Lagerhalle, Werkstatthalle sowie einem Abnahmegleis etwa für Bremstests zu errichten. In einem Bereich, den "akute Platzprobleme" kennzeichnen, wie es Neubibergs Bürgermeister Günter Heyland (Freie Wähler) ausdrückt, dessen Gemeinde direkt an Neuperlach grenzt. "Wir reden hier über einen Bereich, in dem ein Testgleis entstehen soll, die S-Bahn zweigleisig ausgebaut werden soll, ein Ausschwenken der U-Bahn-Trasse Richtung Süden möglich gemacht werden muss und die Wohnbebauung nah ran reicht", sagt Heyland. "Schon deshalb ist es legitim, dass der Nachbar über eine Verlegung des Betriebshofs nachdenkt." Allerdings, sagt der Rathauschef, wisse er nicht, wie weit die Pläne der MVG bereits gediehen seien: "Oder ob das überhaupt noch einzuholen und zu revidieren ist."

In Taufkirchen reagiert der Zweite Bürgermeister Alfred Widmann (SPD), der den im Urlaub weilenden Rathauschef Ullrich Sander (parteilos) vertritt, verhalten auf den Vorstoß der Münchner Christsozialen. "Die ganze Planung, auch die der U-Bahn-Verlängerung, ist noch sehr vage", sagt er. "Seitens der Gemeinde gibt es übrigens noch überhaupt keine konkreten Pläne für das Parallelogramm." Tatsächlich ist das Areal westlich der Einsteinstraße im Flächennutzungsplan der Gemeinde nach wie vor als Waldgebiet ausgewiesen. In den Fokus rückte es noch vor der Landtagswahl im vergangenen Herbst, als Ministerpräsident Markus Söder (CSU) ankündigte, in Taufkirchen (oder Ottobrunn) Europas größte Fakultät für Luft- und Raumfahrt aufzubauen; die ersten Studenten sind mittlerweile bei Airbus im Technologie- und Innovationspark in Ottobrunn untergekommen. Seitdem wird intensiv spekuliert, ob die neue Fakultät der Technischen Universität auf dem Parallelogramm südlich des Konzerns IABG entstehen könnte.

Zusätzliche Dynamik brachte dann die Veröffentlichung der Machbarkeitsstudie einer Verlängerung der U-Bahn bis in das Gewerbegebiet ins Spiel; die Ersteller der Studie haben den südlichen Teil des Parallelogramms als Endhaltestelle auserkoren. Grundsätzlich, sagt Ottobrunns Bürgermeister Loderer, mische er sich nicht in die Angelegenheiten anderen Kommunen ein. Beim Parallelogramm sei ihm aber sehr daran gelegen, dieses "zu erhalten und neue Versiegelungen zu verhindern". Es sollten zunächst alle anderen Möglichkeiten, etwa der Bau der Fakultät auf anderen Grundstücken inmitten des Gewerbeparks durchgespielt werden. "Ich bin aber nicht so naiv, zu denken, dass auf dem Parallelogramm nie etwas entstehen wird", sagt Loderer.

Vielmehr könne der Antrag der Münchner CSU ja ebenfalls neue Dynamik in den Prozess der U-Bahn-Verlängerung bringen, sagt Loderer. "Wenn sich etwa durch Gutachten herausstellt, dass eine Verlegung des Betriebsbahnhofs die Entwicklung beschleunigt und der Bau der U-Bahn wahrscheinlicher wird, werden wir uns natürlich damit befassen müssen", sagt er.

Über allem, sagt sein Neubiberger Kollege Heyland, stehe aber weiter die Wirtschaftlichkeit. "Im Worst Case heißt es, die Kosten der Verlängerung stehen in keinem Verhältnis zum Nutzen, also zu den Fahrgastzahlen." Sollte dieser Fall eintreten, "muss sich der Landkreis schnell Gedanken über eine andere schienengebundene Alternative machen", fordert Heyland. Eine Straßen- oder Stadtbahn, sagt er - "oder eine Seil- oder Magnetschwebebahn".

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: