Neuperlach:Kein Beschluss ohne Versammlung

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Lokalpolitiker halten Wohnpläne auf Siemens-Parkplatz für unausgereift

Auf dem Siemens-Parkplatz am Otto-Hahn-Ring könnte bald ein Quartier mit 750 Wohnungen in rund 20 Meter hohen Blöcken entstehen, über denen ein 60-Meter-Turm aufragt. Diese Nachricht vom möglichen Neubauprojekt hat die Neuperlacher und ihre Bürgervertreter im Bezirksausschuss Anfang des Monats überrascht, wenn auch zunächst nicht zu Proteststürmen veranlasst.

Grundsätzlich könnte sich auch Wolfgang Thalmeir (CSU), Bauexperte im Bürgergremium, mit einer neuen Siedlung anfreunden. Allerdings vermissen er und das Gremium eine angemessene Infrastruktur-Planung und erst recht eine frühzeitige Bürgerbeteiligung, wie sonst bei Großprojekten üblich. Von dem Vorhaben erfuhren die Lokalpolitiker eher beiläufig, am Rande der Strukturplanungen für die Umgebung des künftigen U-Bahn-Betriebshofs in Neuperlach-Süd. Aktuelle Überlegungen skizziert nun eine noch nicht terminierte Vorlage für einen Eckdatenbeschluss des Stadtrats.

Auf dem gut sieben Hektar großen, keilförmigen Areal nördlich des Otto-Hahn-Rings soll östlich der Carl-Wery-Straße demnach ein allgemeines Wohngebiet mit rund 80 000 Quadratmetern Geschossfläche entstehen, ein Teil davon wäre für Büros und Geschäfte reserviert. Die meisten Gebäude sind mit Höhen um die sechs Geschosse konzipiert. Ein einzelnes Hochhaus, ein sogenannter Hochpunkt, könnte zwölf oder sogar bis zu 18 Geschosse erreichen, beziehungsweise 60 Meter Höhe. Selbst ein schlanker Turm würde aber für ein paar Stunden am Tag seinen Schatten auf die nördlich angrenzenden Einfamilienhäuser werfen.

Für sich genommen schon ein Grund, die Anwohner vor einem städtischen Eckdatenbeschlusses auf einer Versammlung zu informieren, findet Thalmeir. Die vorgeschriebene Bürgerbeteiligung mit Planauslegung und der Möglichkeit zu schriftlichen Stellungnahmen reiche jedenfalls nicht aus. Öffentlich diskutiert werden müsse zum Beispiel, ob der Grünwall am Nordrand des Parkplatzes als Puffer zwischen den so unterschiedlichen Wohngebieten ausreiche. Ebenso ungeklärt bleibe die Infrastruktur. Zwar sind auf dem Areal drei Kindertagesstätten geplant, dafür werde der Schulbedarf "völlig unterschätzt" beziehungsweise "verfehlt eingeschätzt", heißt es im Bezirksausschuss-Beschluss. Die Grundschulen an der Kafka- und Gänselieselstraße zum Beispiel seien im Widerspruch zur offiziellen Version an ihre Kapazitätsgrenzen gelangt, so Thalmeir.

© SZ vom 22.10.2018 / raj - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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