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Neuperlach: Rundum-Ansicht: So könnte das alte Vereinsheim nach dem Umbau zur Sportkita aussehen. Simulation: System-Technik Vogl

Rundum-Ansicht: So könnte das alte Vereinsheim nach dem Umbau zur Sportkita aussehen. Simulation: System-Technik Vogl

Der SVN München plant einen Sport- und Bewegungskindergarten. Doch obwohl das Projekt von Vertretern der Stadt ausdrücklich begrüßt wird, verzögert es sich - sehr zum Ärger des Vereins

Von Hubert Grundner, Neuperlach

Mittlerweile hat ihn Kurt Damaschke als Vorsitzender im Amt beerbt, er selbst darf sich mit dem Titel eines Ehrenvorsitzenden schmücken. Doch wer erwartet hatte, dass sich Norbert Kreitl beim SVN München nach dieser Auszeichnung von heute auf morgen zurückziehen würde, sieht sich eines Besseren belehrt: Kreitl ist im Verein präsent wie eh und je. Mit großer Leidenschaft treibt er gerade als eine Art Sonderbeauftragter ein Vorhaben voran, das den SVN auf die nächste Entwicklungsstufe heben soll: Durch Um- und Neubau soll das ehemalige Vereinsheim an der Bert-Brecht-Allee zum Sport- und Bewegungskindergarten werden.

"Wir sind der Meinung, dass es auch Aufgabe eines großen Vereins ist, eine solche Einrichtung zu schaffen", sagt Kreitl. Dies umso mehr, da Übergewicht, Bewegungsarmut und in der Folge dann Volkskrankheiten schon bei jüngeren Mädchen und Buben vermehrt zu beobachten seien. Dem etwas entgegenzusetzen, dafür sieht Kreitl den SVN bestens gerüstet: Von den rund 6500 Vereinsmitgliedern seien mehr als 2000 Kinder und Jugendliche. In der Kindersportschule des Vereins würden fast 800 Kinder betreut. Außerdem unterhalte der SVN mit dem Angebot "Sport nach 1" rund 50 Kooperationsprojekte mit örtlichen Schulen.

Trotzdem wird der Verein den Sportkindergarten nicht alleine betreiben. Man wolle mit einem Partner, der als Träger der Einrichtung fungieren soll, eine Sozial-GmbH gründen. Derzeit würden Gespräche mit Interessenten geführt. Der Verein würde sich dabei in Form seiner Sportstätten und der bei ihm beschäftigen Diplom-Sportlehrer einbringen, während der Träger das pädagogische Knowhow beisteuern könnte.

Punkten will der Kindergarten auch mit den Öffnungszeiten: Er soll bereits um 6 Uhr morgens aufsperren und abends erst um 20 oder 21 Uhr schließen. Auf diese Weise würde das Angebot stärker an die heutigen Bedürfnisse angepasst. Kreitl und seine Mitstreiter denken dabei insbesondere an alleinerziehende oder im Schichtdienst beschäftigte Eltern. Angelaufen sind die Planungen im vergangenen Jahr, als feststand, dass die Paulaner Brauerei, welche die Gaststätte im alten Vereinsheim betrieben hatte, sich zurückziehen würde. Daraufhin überlegte der Vereinsvorstand, wie das Gebäude künftig genutzt werden könnte, und kam auf die Idee mit dem Sportkindergarten. Schließlich beauftragte das Gremium im Juni 2018 das Büro System-Technik Vogl mit einem ersten Entwurf. Die Delegierten des Vereins erteilten die endgültige Zustimmung dann im vergangenen November.

Wobei bei den Planungen für einen viergruppigen Sportkindergarten die Stadt von Beginn an eng eingebunden war, betont Kreitl. Bei zwei Spitzengesprächen im Juli und im August 2018 - einmal mit Vertretern des Sportamts, einmal mit der Fachabteilung Kindergartenplanungen - hätten diese ihre volle Unterstützung für das Projekt erklärt. Umso mehr irritierte das spätere Verhalten des Sportamts. Das habe mit dem Schützenverein, der im Keller des Hauses untergebracht ist, einen Ortstermin abgehalten, ohne den SVN einzuladen. Dabei soll das Sportamt den Schützen weitere Räume (Kühl- und Personalraum) zugesagt haben - obwohl die bereits für den Kindergarten eingeplant und mit den Vorgaben der Stadt abgeglichen waren. Und als wäre das nicht ärgerlich genug: Durch die Intervention des Sportamts und die angeblich fehlende Lösung für die Schützen erschien das Kindergarten-Projekt insgesamt als noch nicht zustimmungsreif. Weshalb die Stadträte, die am 5. Dezember die Übernahme der Bezirkssportanlage mitsamt Vereinsheim durch den SVN beschließen wollten, diesen Punkt wieder von der Tagesordnung nahmen. Doch weitere Verzögerungen will Kreitl nicht hinnehmen: "Wir erwarten von der Stadt, dass wir schnell mit den konkreten Planungen für die Kita beginnen können und dass baldmöglichst der Erbbaurechtsvertrag aufgesetzt werden kann."

Das Referat für Bildung und Sport begrüßt nach eigener Aussage die Absicht, auf dem Gelände an der Bert-Brecht-Allee eine Sportkita zu etablieren. Bei der Übergabe des Geländes und des Gebäudes in Erbpacht sei sicherzustellen, dass keine Beeinträchtigungen der bisherigen Nutzungen vorkommen: "Hier sind noch abschließende Klärungen durchzuführen."

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