Neuperlach/Berg am Laim:Auf einen Schlag 300 Parkplätze weniger

Park-and-Ride-Anlage, Carl-Wery-Straße 35, die direkt an den U- und S-Bahnhof Neuperlach Süd angrenzt.

Bald fällt der Schlagbaum für die Pendler: Wo jetzt noch Autos parken, stehen in Zukunft ein Boardinghaus und Einzelhandelsgeschäfte. Die Bauarbeiten an der Carl-Wery-Straße sollen in Kürze beginnen.

(Foto: Florian Feljak)

Die Park-and-ride-Anlage in Neuperlach Süd muss wegen Bauarbeiten schließen, ein geplantes Parkhaus wird aber erst 2020 fertig. Die Ersatzflächen, darunter 66 Stellplätze am Michaelibad, sind für die Lokalpolitiker bloß Flickwerk

Von Hubert Grundner und Renate Winkler-Schlang

In den kommenden zwei Jahren dürfte sich die Parkplatzsituation rund um die U- und S-Bahnstation Neuperlach Süd deutlich verschärfen. Grund dafür ist, dass in dem Bereich Bauarbeiten beginnen und deshalb Park-and-ride-Plätze an der Carl-Wery-Straße vorübergehend entfallen werden. Darüber informierte vor Kurzem der Geschäftsführer der P+R Park & Ride GmbH, Wolfgang Großmann, den Unterausschuss Bauvorhaben im Bezirksausschuss (BA) Ramersdorf-Perlach.

Auf der bisherigen Park-and-ride-Anlage in Neuperlach gibt es 297 Stellplätze, die an Werktagen derzeit vollständig ausgelastet sind. Zusammen mit dem Baureferat konnte bereits das gegenüberliegende Grundstück, das später einmal als Teil der Carl-Wery-Straße ausgebaut werden soll, als zusätzliche provisorische Park-and-ride-Fläche hergerichtet werden. Dort werden 117 Stellplätze als sogenannte Überlauf-Stellplätze zur Verfügung gestellt. Diese werden nachrangig, also sobald die "alte" Park-and-ride-Fläche vollständig belegt ist, von den Kunden angefahren. Laut Bericht des Unterausschusses Bauvorhaben beträgt die Auslastung an den Werktagen auch dort schon zwischen 80 und 100 Prozent. Insgesamt stehen demnach aktuell 414 Park-and-ride-Stellplätze an der Carl-Wery-Straße zur Verfügung.

Nun aber sollen am alten Standort ein Boardinghaus und Einzelhandelsflächen entstehen. Das bedeutet, dass die dortigen 297 Stellplätze spätestens von Ende August an nicht mehr vorhanden sind. Das geplante Park-and-ride-Parkhaus an der Carl-Wery-Straße mit dann insgesamt 700 Plätzen werde aber aufgrund des derzeitigen Planungsstands frühestens zum Herbst 2020 fertiggestellt sein. Laut Unterausschuss bedeutet dies, dass für mindestens zwei Jahre ein Defizit von fast 300 Stellplätzen an Werktagen am fraglichen Ort vorherrschen werde.

Um hierfür eine Lösung zu erarbeiten, wurden offenbar durch die Park & Ride GmbH mehrere benachbarte Flächen untersucht mit dem Ziel, eine Ausweichanlage provisorisch zu erstellen. So können auf einem unmittelbar südlich des derzeitigen Leonardo Hotels gelegenen städtischen Areal 225 Stellplätze realisiert werden. Allerdings wird diese Fläche erst Ende 2018 zur Verfügung stehen. Zusätzlich würden auf der Park-and-ride-Anlage am Michaelibad weitere 66 Stellplätze markiert, die ebenfalls Kunden aus Neuperlach Süd zur Verfügung gestellt werden sollen. Weitere Möglichkeiten, Park-and-ride-Stellplätze im Bereich Neuperlach Süd zu schaffen, gebe es nach Auskunft der Betreibergesellschaft nicht.

Der Unterausschuss nahm diese Informationen mit Bedauern zur Kenntnis - "aber auch mit großem Unverständnis". Nach Meinung des Gremiums liegt hier ein gravierendes Planungsversagen im Hinblick auf die Abstimmungen der Bauvorhaben der Stadtwerke München (Parkhaus), der Landeshauptstadt München und der privaten Bauherren vor: "Anders ist es nicht zu erklären, dass nunmehr für mindestens vier Monate 300 öffentliche Park-and-ride-Plätze fehlen werden und im Anschluss daran man noch voraussichtlich mindestens zwei Jahre warten wird müssen, bis die dringend benötigten zusätzlichen Park-and-ride-Plätze im Parkhaus an der Carl-Wery-Straße fertiggestellt sind."

Die Leidtragenden werden nach Ansicht der Lokalpolitiker nun neben den Pendlern in jedem Fall die Bürger von Neuperlach Süd und den angrenzenden Gebieten sein. Sie werden in Zukunft mit einem erheblich gesteigerten Parksuchverkehr leben müssen. Umso wichtiger sei es, alles zu unternehmen, um möglichst viele Park-and-ride-Plätze an der Carl-Wery-Straße übergangsweise zu schaffen. Der Bauausschuss, und letztlich der gesamte Bezirksausschuss, regt deshalb an zu prüfen, ob man - gegebenenfalls auf Mietbasis - auf der Fläche auch ein mehrstöckiges Parkhaus in Leichtbauweise für die Übergangszeit errichten könnte. Außerdem sollte die Park & Ride GmbH abklären, ob nicht im Zusammenwirken mit öffentlichen und/oder privaten Grundstückseigentümern zusätzliche Flächen für Stellplatz-Provisorien gewonnen werden können.

Auch in Berg am Laim waren die entfallenden Parkplätze und die Ersatzfläche am U-Bahnhof Michaelibad Thema in der jüngsten Sitzung, der Bezirksausschuss dort ist sauer, dass er weder informiert noch gefragt worden ist. Da gibt es nun einige Nachfragen: Wie lange soll der Platz genutzt werden, mit welcher Auslastung ist zu rechnen? Was ist mit den Plänen des Eigentümers, der Stadtwerke München, dort Wohnungen, eine Kita und dringend benötigte Einzelhandelsflächen zu schaffen, verzögern sich die nun? Gibt es auch neue Radlparkplätze und für Behinderte reservierte Flächen?, fragt die CSU. Was ist mit Ladestationen für Elektroautos?

Gar nicht gefällt den Mitgliedern, dass bereits Fakten geschaffen wurden mit neuen Markierungen auf der Fläche und einer Rampe, denn der Bezirksausschuss hätte die Zu- und Ausfahrt anders geregelt, hätte man ihn nur gefragt. So sei die Sicherheit der von der U-Bahn in den Bus umsteigenden Fahrgäste gefährdet. Im Gremium wurde die Umbauforderung der CSU jedoch auch kontrovers diskutiert. SPD-Sprecher Thorsten Bötzow etwa hatte auch Verständnis für die jetzige Regelung, denn diese sei schnell und ohne Bauantrag umsetzbar gewesen. Man einigte sich auf den Antrag, zur Sicherheit der Umsteiger nun eben die Bushaltestelle ein Stück zu verlegen, dann die Situation zu beobachten und eventuell später noch einen Nachbesserungsantrag nachzuschieben.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: