Süddeutsche Zeitung

Neuhausen:Stadt verbietet Kulturprojekt in ehemaliger Fabrik

  • In einer ehemaligen Fabrik in Neuhausen sollte eine kulturelle Zwischennutzung stattfinden - doch das wird nichts.
  • Die Eröffnung wurde abgesagt, weil die Veranstalter die feuerpolizeilichen Auflagen der Stadt nicht erfüllen. Das KVR hat erhebliche Mängel festgestellt.
  • Die Veranstalter hoffen, wenigstens einen Teil der Räume noch nutzen zu können.

Von Evelyn Vogel

Die Enttäuschung ist groß. All die Arbeit war vermutlich umsonst. Die Eröffnung der auf dreieinhalb Wochen angelegten kulturellen Zwischennutzung, die am Mittwochabend in der ehemaligen Arzneimittelfabrik in Neuhausen stattfinden sollte, musste abgesagt werden. Seit Mittwochmorgen ist auf der Internetseite zu lesen: "Die Ausstellung 6:9 Weltversprechen kann vorläufig nicht eröffnet werden. Das Gebäude darf bis auf weiteres nicht betreten werden, da keine feuerpolizeiliche und sicherheitstechnische Genehmigung seitens der Stadt München vorliegt."

Christoph Nicolaus, der zusammen mit Rasha Ragab das "Weltversprechen" konzipiert und organisiert hat, gibt zu, damit nicht gerechnet zu haben: "Um die Auflagen zu erfüllen, bräuchten wir sehr viel mehr Zeit und noch mehr Geld." Schon fünf kulturelle Zwischennutzungsprojekte hat er in den zurückliegenden Jahren auf die Beine gestellt. Derartige Probleme gab es nach eigenem Bekunden noch nie. Mit Hilfe eines Brandschutzbeauftragten hofft er nun, die Bedenken der Branddirektion abschwächen oder ganz aus dem Weg räumen zu können, um wenigsten einen Teil der Räume nutzen zu dürfen.

Es fängt schon damit an, dass die Nutzung nicht angemeldet wurde

Womöglich bleibt das aber nur ein Traum. Denn die Mängelliste des KVR ist umfangreich und beginnt schon damit, dass die kulturelle Zwischennutzung "nicht wie erforderlich vorab beim KVR angemeldet" wurde. Man habe am Montag durch Zufall davon erfahren und sofort Kontakt aufgenommen. Am Dienstag fand die Begehung des Gebäudes durch Branddirektion, Lokalbaukommission, Immissionsschutz und KVR statt. Dabei wurden "im gesamten Gebäude erhebliche brandschutzrechtliche und verkehrliche Mängel festgestellt" und das Gebäude "im aktuellen Zustand" für die Veranstaltung als "nicht geeignet" befunden.

Auf der Mängelliste stehen: lose im Treppenhaus verlaufende Starkstromkabel, unbeleuchtete und unsichere Rettungswege, Stolperfallen in den Böden, nicht ausreichend gesicherte Baustellengeländer, Veranstaltungsbereiche in der Tiefgarage, in der aber noch Autoverkehr herrscht und als Krönung sozusagen: "Überall im Gebäude wilde Kabelverlängerungen aus Mehrfachsteckdosen, von denen einige mehrere Heizlüfter in der Kulturjurte betrieben. Die Jurte ist aus Stoff, ausgelegt mit Teppichen und Kissen, ebenso dekoriert sind Teile der Tiefgarage. Die Kabelverbindungen waren teilweise schon sehr heiß und mussten umgehend entfernt werden."

Einige der fast 50 beteiligten Künstler geben sich dennoch nicht geschlagen. Fürs erste wollen sie versuchen, "das Innere nach Außen zu stülpen", vielleicht mit Hilfe von Videokameras die Ausstellung in den Freiraum übertragen oder die Ausstellung über die Fenster erschließen. Ein großes "Weltversprechen" wird es aber wohl nicht mehr werden.

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Quelle:
SZ vom 12.01.2017/ebri
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