Neuhausen:Sonnenbaden im Schwimmbecken

Der für knapp zwei Millionen Euro rundum umgestaltete Taxispark in Gern wurde nun offiziell eröffnet. Er soll allen Generationen Spiel und Spaß, aber auch Ruhe und Erholung bieten - was bisher noch nicht ganz klappt

Von Sonja Niesmann, Neuhausen

In diesen Tagen der sengenden Hitze liegt der überaus beliebte Spielplatz oftmals verwaist da. Mütter mit ihren kleinen Kindern und auch die etwas größeren suchen Abkühlung im Wasser, die kleine Kneippanlage wird zum Planschbecken. So vermischt sich, was eigentlich voneinander abgesetzt ist in dieser neuen Grünanlage mit ihren eigenen Bereichen für jede Altersstufe. Da sind die Rückzugsräume für Ältere und Ruhesuchende mit den geschwungenen Holzliegen unter dicht belaubten Bäumen, der Spielplatz mit Seilrutsche, Klettergerüst, Baumhaus und in den Boden eingelassenen Minitrampolinen, die große Wiese, auf der man liegen oder bolzen kann, die silberblinkenden Geräte zum Trainieren von Beweglichkeit und Balance, wilde, zum Durchpirschen und Beerenpflücken einladende Hecken, das Kneippbecken und der in den Trog des einstigen Schwimmbeckens eingebettete, leicht japanisch anmutende Senkgarten mit Liegebänken, Blumenbeeten und Kleinbäumen, die irgendwann vielleicht auch einmal Schatten spenden.

Neuhausen: Trockengelegtes Bassin: Im Trog des einstigen Schwimmbeckens ist nun ein japanisch anmutender Senkgarten angelegt, mit geschwungenen Liegebänken, Blumenbeeten und zierlichen Kleinbäumen.

Trockengelegtes Bassin: Im Trog des einstigen Schwimmbeckens ist nun ein japanisch anmutender Senkgarten angelegt, mit geschwungenen Liegebänken, Blumenbeeten und zierlichen Kleinbäumen.

(Foto: Stephan Rumpf)

Bereits seit diesem Frühjahr ist der Taxispark, gelegen zwischen dem Taxisgarten-Biergarten und dem Concordia-Park, einer Kleingartenanlage mit Biergarten, fertig und offen. Die Stadt ist so stolz auf dieses neue Schmuckstück im Herzen Gerns, dass sie es nun, Monate später, auch offiziell eröffnet hat, mit allem Pipapo: Büfett, Musik, eine muskelgestählte Vorturnerin am Fitnessparcours und Ansprachen, versteht sich. Als überaus gelungen feiert Baureferentin Rosemarie Hingerl den neuen Park, den sich die Stadt 1,9 Millionen Euro hat kosten lassen, veranschlagt waren sogar 2,1 Millionen. Bis aus dem "vergessenen Garten", wie ihn die verantwortliche Landschaftsarchitektin Stephanie Jühling nennt, der neue Taxispark wurde, war es allerdings ein langer Weg.

Neuhausen: Für die Kinder gibt es einen Spielplatz.

Für die Kinder gibt es einen Spielplatz.

(Foto: Stephan Rumpf)

Seit 1921 war das 1,3 Hektar große Gelände an den Verein für Kriegs- und Körperbeschädigte verpachtet, dessen Mitglieder in ihrem Refugium mit Schwimmbecken gerne unter sich blieben. 2007 kündigte der Eigentümer, der Freistaat, den Vertrag mit der Begründung, man wolle das Gelände der ganzen Bevölkerung zugänglich machen. Gerichtliche Auseinandersetzungen folgten, der zugesperrte Park sank in einen Dämmerschlaf. 2014 dann pachtete die Stadt das Areal von der bayerischen Schlösserverwaltung, die nächsten beiden Jahre vergingen mit dem Bemühen herauszufinden, was sich Neuhauser und direkte Anwohner einerseits, Planer und städtische Gartenbau-Experten andererseits dort nun wünschen. Anwohnerversammlungen, moderierte Diskussionsrunden, Befragungen, drei Workshops, darunter einer für Kinder: Dass die Vorstellungen teils weit auseinanderklafften, machte diese Bürgerbeteiligung nicht ganz einfach. Zwei Prämissen aber wurden immer wieder betont: Die Grundstruktur des Parks mit seinen mehr als 200 alten Bäumen solle erhalten bleiben, und, brückenschlagend zur früheren, jahrzehntelangen Nutzung, ein Inklusionsprojekt entstehen.

Neuhausen: Ruhesuchende zieht es auf die Holzliegen.

Ruhesuchende zieht es auf die Holzliegen.

(Foto: Stephan Rumpf)

Schon 2012 bekundete der Münchner Integrationsverein "Ans Werk" sein Interesse. Er wollte einen "Inklusionsgarten" schaffen, mit einem Kletterturm, den er an den Alpenverein verpachten wollte, einer Eislaufbahn im Winter und einem Bistro - das sollte mehrere Arbeitsplätze für junge Menschen mit Behinderung bieten. "Das kollidierte stark mit Befürchtungen von Anwohnern", sagt Anna Hanusch (Grüne), die Vorsitzende des Neuhauser Bezirksausschusses, die sich als einzige unter den rundum begeisterten Eröffnungsrednern nicht scheut, auch an die steinigen Abschnitte des langen Weges, an das Gezerre und Gezanke zu erinnern. Zu kommerziell, zu viel Trubel, die Kletterer könnten ihnen in die Wohnungen schauen, schimpften Anwohner - "Ans Werk" gab seine Pläne auf. Außer den befestigten, für Rollstühle und Rollatoren gut befahrbaren Wegen sei vom Inklusionsgedanken, findet Hanusch, "eigentlich nicht viel übrig geblieben".

Neuhausen: Kneippbecken zum Wassertreten.

Kneippbecken zum Wassertreten.

(Foto: Privat)

Bei der BA-Chefin sind bereits diverse "Nachbesserungsvorschläge" eingegangen, berichtet sie: mehr Tisch-Bank-Kombinationen zum Schach- oder Backgammonspielen, mehr Abfallkörbe, mehr Bepflanzung. Das werde sich wohl machen lassen, glaubt sie. Wer sich aber mit Joachim Kampka oder Daniela Hermann von der Anwohnerinitiative "Taxispark - Grünes Gern für alle" unterhält, merkt schnell, dass die Kritik an dem, was dort entstanden ist und von vielen überaus gut angenommen wird, weit über Details hinausreicht. "Wir wollten eine grüne Oase, offen für alle und ruhig. Jetzt ist da viel, was wir nicht wollten", sagen die Vertreter der Initiative, die gerade mal sechs Mitglieder zählt, aber für sich in Anspruch nimmt, für viele Anwohner zu sprechen. In den Senkgarten sei "nur Geld versenkt worden", die Bankreihe unter der Pergola habe "den Charme einer Bushaltestelle", das Kneippbecken habe sich binnen weniger Wochen in eine "Kloake verwandelt", die große Wiese müsse bepflanzt werden, um - lärmendes - Fußballspielen zu verhindern, und Hunde sollten ganz verboten werden im Taxispark.

Vor allem aber, moniert Kampka, herrsche hier "Schieflage". Eltern mit kleinen Kindern und Jugendliche, die abends "wahnsinnig laut" seien, dominierten den Park: "Ältere Menschen werden stiefmütterlich behandelt, an den Rand gedrängt." Sein Vorschlag: Sozialarbeiter sollten die 14-, 15-Jährigen dort abholen und ihnen Angebote machen - an anderen Orten. "Angebote? Gerne, aber hier, nicht anderswo", kommentiert Anna Hanusch, die hofft, dass die Konflikte nicht eskalieren, wenn gegenseitig ein bisschen Rücksicht genommen wird. "Und am späteren Abend muss natürlich Ruhe einkehren."

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