Die Hilblestraße soll künftig Maria-Luiko-Straße heißen. Dafür hat sich der Ältestenrat des Stadtrats am Freitag in seiner nicht-öffentlichen Sitzung einstimmig ausgesprochen; allerdings soll noch abgeklärt werden, welche Kosten die Namensänderung verursachen würde. Seit 2012 fordern der örtliche Bezirksausschuss und auch die digitale Kunstinitiative "Memory Gaps" die Umbenennung der nach einem glühenden Anhänger der Nationalsozialisten benannten, etwa 500 Meter langen Straße im Neuhauser Kasernenviertel. 76 Jahre nach dem Ende der Nazi-Diktatur sei die Umbenennung "überfällig", kommentierte die BA-Vorsitzende Anna Hanusch (Grüne) auf Anfrage: "Wir freuen uns, falls dem gemeinsam mit Bürgern und Bürgerinnen ausgewählten Namensvorschlag gefolgt wird."
Als "verdienter Leiter des städtischen Wohlfahrts- und Jugendamtes" wurde Friedrich Hilble 1956 als Straßenpate für würdig befunden. Er war kein Parteimitglied, aber ein Antisemit und willfähriger Vollstrecker von Nazi-Gesetzen. Darauf hatte vor Jahren schon die Geschichtswerkstatt Neuhausen aufmerksam gemacht. Er habe Juden die Sozialhilfe verweigert und im NS-Jargon "asozial" genannte Menschen in Arbeits- und Konzentrationslager bringen lassen. Weitere Untersuchungen der Ludwig-Maximilians-Universität bestätigten die Recherchen der Geschichtswerkstatt.
Ein Gutachten des Stadtarchivs empfahl bereits 2015 die Umbenennung der Hilblestraße. Im selben Jahr beschloss jedoch der Stadtrat, es gründlichst anzugehen und eine Vielzahl von Straßen in ganz München auf nationalsozialistische, antisemitische, rassistische oder kolonialistische Belastung zu prüfen. Etwa 330 Straßennamen stellten sich als diskussionsbedürftig heraus, 40 stuften die Historiker sogar als stark diskussionsbedürftig ein. Das abschließende Ergebnis der Untersuchung liegt immer noch nicht vor. Im Mai 2019 machten sich deshalb Mitglieder des Bezirksausschusses, der langen Warterei überdrüssig, auf zu einer kleinen Demonstration in die kleine Parallelstraße der Leonrodstraße: Sie strichen Hilblestraße mit Klebeband durch und brachten ein neues blau-weißes Schild mit dem Namen von Maria Luiko an.
Der BA hatte insgesamt 18 Namensvorschläge debattiert und fand es schlüssig, mit Luiko ein Opfer des Nazi-Regimes auszuwählen. Maria Luiko war der Künstlername der jüdischen Malerin und Grafikerin Marie-Luise Kohn, geboren 1904. Sie lebte in Neuhausen, wurde schon 1933 mit einem Ausstellungsverbot belegt, dann deportiert und im November 1941 im von der deutschen Wehrmacht besetzten Kaunas (Litauen) ermordet.