Neuhausen:Einfach eine Erfolgsgeschichte

Neuhausen: Gesang durchs Megafon: Haro Dehnke, Klarinettist von Tuna Trio and the Ghosts, singt und spielt in der Gorilla-Bar.

Gesang durchs Megafon: Haro Dehnke, Klarinettist von Tuna Trio and the Ghosts, singt und spielt in der Gorilla-Bar.

(Foto: Christian Vogel)

Die Kraft des Live-Klangs: Die Musiknacht Neuhausen lockt 8200 Besucher in Bars, Cafes und Restaurants - so viele wie noch nie

Von Sonja Niesmann, Neuhausen

Auf den ersten Blick ist drinnen in der in schummriges Rot getauchten "Blues-Bar" kaum mehr Platz als draußen unter der dunkelgrünen Markise. Aber, behauptet der Wirt, 60 Leute passen schon rein - und augenzwinkernd schickt er hinterher: "Übereinander." San2 und Sebastian beginnen ihr erstes Set denn auch mit der Ansage: "Applaus dafür, wie wir uns hier reingebastelt haben." Aber kaum haben der Soulsänger und Harpspieler San2 sowie der Gitarrist Sebastian Schwarzenberger die ersten Takte von "Blues Machine" angestimmt, wippt und schnippt schon der erste Zuhörer bestens gelaunt, obwohl er wirklich zwischen Tür und Angel steckt.

Es ist wieder einmal Musiknacht in Neuhausen. 61 Bands mit 250 Musikern, fast alle aus der Münchner Szene, versetzen das ganze Viertel in Schwingung. Es ist ein Schlendern und Hasten, ein Strömen und Stoppen, ein Plaudern und Programmplan-Studieren in den Straßen bis spät in die Nacht. Die Veranstaltung, zum sechsten Mal organisiert von Niko Strnad von Bang Bang Concerts, ist eine Erfolgsgeschichte mit stetig aufwärts kletternden Zahlen: 3200 Besucher im Jahr 2010, 4600 Besucher im Jahr 2012, ein Jahr später 7000 Besucher. Heuer waren es 8200 Besucher. Das sei, findet Niko Strnad, "zum wiederholten Mal der Beweis dafür, dass Livemusik ein wichtiger kultureller Bestandteil der Stadt München ist." In 53 Bars, Cafes und Restaurants spielt die Musik bis Mitternacht, und unermüdliche Nachtschwärmer können danach noch im "Freiheiz" weiterfeiern. Wie immer bei dieser Musiknacht ist es überall brechend voll -auch die Kellnerinnen und Kellner erweisen sich als echte Künstler ihres Fachs -, dennoch gelingt es den beschwingten Zuhörern hie und da, auf einem Quadratmeter Boden ein Tänzchen hinzulegen. Manche, die in der Kneipe ihrer Wahl nicht mehr Einlass finden, pressen einfach draußen das Ohr an die Scheibe, lauschen den gedämpften Klängen und lächeln - wie zum Beispiel vor der "Gorilla-Bar", ebenso klein wie die "Blues Bar", in der schon die fünf Musiker von Tuna Trio and The Ghosts mit ihrer hinreißenden Weltmusik mit Klarinette, Geige, Banjo, Rhythmus und Reiterhorn (eine Art Tuba) einen guten Teil des Raums füllen. Wer an diesem Abend nichts findet, was ihm ins Ohr, in die Füße oder ins Herz geht, der muss einen sehr ausgefallenen Geschmack haben. Das Programm bietet Rock, Soul, Pop, Country und Blues, Salsa und Jazz, Volksmusik und Landler-Punk, Rock'nRoll und Klezmer, Bluegrass und Folk, Austro-Pop, Dudelsackklänge oder Flamenco wie im "La Tasca", das fest in spanischer Hand ist. Neun von zehn Gästen, die sich um die beiden Musiker von Entre 2 Aguas und ihre Tänzerin scharen, können die Texte mitsingen, den komplizierten Rhythmus mitklatschen. Nicht-Spanisch Sprechende schnappen immerhin einen Satz auf: Viva la vida. Genau. Es lebe das Leben. Und die Musik!

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