Einer der spektakulärsten Gewerbebauten Münchens hat einen neuen Besitzer: Nach Informationen der Süddeutschen Zeitung hat die Deutsche Post AG die Paketposthalle und das umliegende Grundstück nahe der Friedenheimer Brücke an die Büschl Unternehmensgruppe verkauft. So steht es in einem internen Schreiben der Post vom Montag.
Das Geschäft bedeutet für die Arbeit der Post einen Einschnitt. Es wird in den nächsten Jahren aber auch darum gehen, wie das etwa 100 000 Quadratmeter große Grundstück - das entspricht etwa 14 Fußballfeldern - an der Arnulfstraße genutzt wird. Sein Marktwert dürfte im dreistelligen Millionenbereich liegen. Besonders interessant wird die Frage, was aus der riesigen Paketposthalle wird, für die es in den vergangenen Jahren schon spektakuläre Ideen gab - unter anderem die Überlegung, dort einen Ikea oder den neuen Konzertsaal hineinzubauen, der nun im Werksviertel am Ostbahnhof entsteht.
Die Post hat neben dem Areal in München auch das Briefzentrum Starnberg, das in Schorn nahe Schäftlarn steht, an die Büschl-Gruppe verkauft. So steht es in dem Schreiben der Konzernzentrale in Bonn an die davon betroffenen Niederlassungen in München und Rosenheim, das der SZ vorliegt. "Der Betrieb an beiden Standorten wird noch in gewohnter Form voraussichtlich bis Ende 2020 weiterlaufen."
Man werde nun in einen neuen Standort im Münchner Umland investieren, von dem aus die Postleitzahlregionen 80/81 (München) und 82 (Region Starnberg) versorgt werden. "Unsere Verhandlungen rund um ein potenzielles Ersatzgrundstück sind bereits sehr weit fortgeschritten", heißt es in dem Rundschreiben. Im Briefzentrum an der Arnulfstraße sind 1100 Post-Mitarbeiter damit beschäftigt, täglich 4,5 Millionen Briefe zu sortieren. In Schorn bearbeiten 200 Menschen täglich eine Million Briefe.
Die Halle steht unter Denkmalschutz
Zu den weiteren Planungen für das Areal wurde am Montag nichts bekannt. Die Büschl-Gruppe wollte das Thema ebenso wenig kommentieren wie die Deutsche Post AG. Letztere kündigte aber für den Dienstag eine Pressemitteilung zu dem Thema an.
Die ehemalige Paketposthalle zählt zu den weltweit bedeutendsten Ingenieur-Bauwerken. Das imposante Tragwerk mit seiner Spannweite von 148 Metern entstand Mitte der Sechzigerjahre. Die ingenieurtechnische Planung insbesondere des Bogenfaltwerks stammt dabei von Helmut Bomhard, die architektonische Gestaltung erarbeiteten Rudolf Rosenfeld, Herbert Zettel und Ulrich Finsterwalder. Die Halle steht mitten in einer 75 000 Quadratmeter umfassenden Anlage des Paketpostamtes und war durch 15 Gleise mit dem Bahnnetz verbunden; dort wurden früher Pakete verladen.
Die monumentale bogenförmige Betonkonstruktion mit ihrer faltenartigen Ausbildung galt zur Zeit ihrer Fertigstellung als Sensation. Sie prägt das Erscheinungsbild am Eingang zur Stadt im Bereich der Bahnstrecke zwischen dem Hauptbahnhof und Pasing. Die Halle steht unter Denkmalschutz und wird seit vielen Jahren von der Post als Briefzentrum genutzt. Bayerns oberster Denkmalpfleger, Generalkonservator Mathias Pfeil, sieht die Entwicklung um die Halle mit gespannter Erwartung: "Ich hoffe, dass die Investoren für das Denkmal eine Nutzung finden, die seiner Bedeutung entspricht und die es in eine neue Zukunft führt."
Das spektakuläre Bauwerk hatte in den vergangenen Jahren immer wieder die Kreativität von Architekten angeregt. So kam aus dem Büro Allmann Sattler Wappner der aufsehenerregende Vorschlag, auf dem Dach der Halle terrassenförmig angelegte Wohnungen zu errichten. Daraus wurde genauso wenig wie aus der Idee, unter dem gewölbten Dach der Halle eine innenstadtnahe Filiale des schwedischen Möbelhauses Ikea unterzubringen.
Die Unternehmensgruppe Büschl sitzt in Grünwald. Zu ihren wichtigsten Projekten gehört die Umgestaltung des Agfa-Geländes in Giesing zu einem Wohnquartier. Auch war sie am Bau der großen Hangars im Flughafen München beteiligt. Aktuelle Projekte sind etwa das Leopold-Carree in Schwabing und das Quartier Holzkontor in Haidhausen.