Neufahrner Kurve:Schwieriges 91-Millionen-Euro-Projekt

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An der Neufahrner Kurve wird gebaut, während die Züge vorbeirauschen. (Foto: Marco Einfeldt)
  • Für den Bau der "Neufahrner Kurve", der 2,3 Kilometer langen Verbindungsspange zwischen der S-Bahn-Strecke Neufahrn-Flughafen und der Strecke Freising-Landshut, haben sich Ingenieure einiges einfallen lassen müssen.
  • Das Projekt, das den ostbayerischen Raum besser an den Münchner Flughafen anbinden soll, kostet 91 Millionen Euro.
  • Die Strecke soll 2018 in Betrieb gehen.

Von Marco Völklein

Peter Scheidt arbeitet auf einer Insel. Nur dass seine Insel zwischen den Gleisen der S-Bahnstrecke von Neufahrn zum Flughafen liegt. Und an den Rändern seiner Insel keine kleinen Wellen heranplätschern, sondern in regelmäßigen Abständen rote Züge vorbeirauschen. Daher arbeitet der Bauingenieur Scheidt auch nicht wirklich auf einer Insel. Sondern vielmehr auf einer "Inselbaustelle".

Die ist Teil des 91-Millionen-Euro-Projekts "Neufahrner Kurve", der 2,3 Kilometer langen Verbindungsspange zwischen der S-Bahn-Strecke Neufahrn-Flughafen und der Strecke Freising-Landshut. In den vergangenen Monaten haben Projektleiter Scheidt und seine Leute ein Gleis an der Strecke Neufahrn-Flughafen einige Meter nach Süden verlegt; nun werden zwischen den beiden Schienensträngen mehrere Stützen betoniert, eine Rampe wird aufgeschüttet.

Über die sollen künftig Regionalzüge über die A 92 hinweg vom Flughafen in Richtung Regensburg geführt werden. So will der Freistaat den ostbayerischen Raum besser an den Flughafen anbinden. Bislang müssen Bahnreisende aus der Region, wenn sie zum Airport wollen, in Freising in einen Regionalbus umsteigen.

Behelfskonstruktion für den Bau

Bis allerdings die Reise für Bahnfahrer aus Regensburg oder Landshut ganz bequem und ohne Umstieg im bestehenden Bahnhof unter dem Airport enden kann, müssen Projektleiter Scheidt und seine Leute noch eine ganze Menge erledigen. Bislang können Autofahrer auf der A 92 sowie Bahnreisende von der Strecke Freising-Landshut aus nur ein paar Betonstützen sehen, die zwischen den Fahrbahnen der Autobahn emporragen. In den Feldern nördlich der Autobahn zeichnet sich bereits die künftige Lage der Gleise ab. Und man kann den ersten Teil des geplanten Brückenbauwerks erkennen, das künftig die Autobahn überspannen soll. Über diese Brücke sollen dann die Züge fahren.

Bis dahin aber müssen sich Autofahrer noch auf einige Behinderungen rund um die Baustelle gefasst machen. Denn die 183 Meter lange, leicht bogenförmig geschwungene Brücke kann nicht in einem Rutsch über die Autobahn gespannt werden. "Sie werden keinen Kran finden, der ein solches Bauwerk einheben könnte", sagt Scheidt.

Deshalb ließen sich die Ingenieure etwas anderes einfallen: Zunächst werden sie in den nächsten Monaten eine provisorische Stützkonstruktion über die A 92 zimmern. Anschließend werden nach und nach insgesamt 30 kleinere Brückenteile per Tieflader angeliefert (jedes bis zu 16 Meter lang). Diese werden per Kran auf die Stützkonstruktion gehievt und dort untereinander verbunden. Am Schluss werden die Arbeiter die Stützkonstruktion hydraulisch herablassen und so das zusammengesetzte Brückenteil auf Pfeilern und Widerlagern absetzen. Dann wird die Stützkonstruktion entfernt. Fertig.

Spatenstich
:Baustart für die Neufahrner Kurve

Zehn Jahre wurde über die Neufahrner Kurve gestritten, nun wird sie gebaut: Die Strecke bindet die Bahntrasse Regensburg-München an den Flughafen im Erdinger Moos an. Davon sollen Tausende Reisende profitieren.

Noch ist unklar, wer die Strecke bedient

Doch das alles klingt einfacher als es ist. Denn um die Brückenteile auf die Stützkonstruktion abzulegen, müssen Scheidts Leute immer wieder in den Verkehr eingreifen. An mehreren Wochenenden wird daher die A 92 im kommenden Jahr gesperrt werden. Auch der S-Bahn-Verkehr auf der Linie S 1 wird betroffen sein, unter anderem muss der Strom in der Oberleitung abgeschaltet werden. Wann genau und in welchem Umfang das alles stattfinden wird, kann Scheidt derzeit noch nicht sagen. Das Konzept werde mit den Planern der Bahn und der Autobahndirektion abgestimmt.

In Betrieb gehen soll die Neufahrner Kurve im Dezember 2018. Dann sollen Regionalzüge im Stundentakt von Regensburg über Landshut und Moosburg zum Flughafen rollen. Ob die Deutsche Bahn oder einer ihrer Wettbewerber die Strecke befahren wird, ist noch offen. Die Bayerische Eisenbahngesellschaft (BEG), die für den Freistaat den Zugverkehr organisiert und bestellt, bereitet derzeit nach eigener Aussage eine Ausschreibung vor.

© SZ vom 18.11.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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