Neues Projekt im Kreativquartier:Talente und Ideen gesucht

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Im Sommer 2021 sollen die ersten Tüftler einziehen. (Foto: Catherina Hess)

Im "Munich Urban Colab" soll interdisziplinär geforscht werden

Von Ramona Dinauer

Ein Tornado aus Grünpflanzen soll bis 20 Meter in die Höhe kreisen, inmitten von Glasfronten und Betontreppen. Noch kleben Folien auf Fenstern und Kabel hängen von den Decken. Doch schon im Mai sollen hier Start-ups, Wissenschaftler, große Firmen und Bürger gemeinsam an neuen Technologien für München arbeiten. "Munich Urban Colab" heißt das neue Gründerzentrum, das die UnternehmerTUM, das Zentrum für Gründer an der Technischen Universität München, gerade im Kreativquartier baut. Geschäftsführerin des Colab, Claudia Frey, rechnet neben technischen Neuerungen vor allem mit Ideen, die Lebensqualität und Ökologie verbessern können. Zur Inspiration sollen dann wohl auch die bepflanzten Ringe beitragen, die dann wie ein grüner Tornado vom fünften Stock in den beiden Wintergärten von der Decke hängen. Wirtschaftsreferent Clemens Baumgärtner (CSU) hofft, dass das Gründerzentrum hilft, die wirtschaftliche Zukunft Münchens zu sichern. Das soll durch Zusammenarbeit von Wissenschaft, Wirtschaft und Verwaltung gelingen. So schickt die Stadt unter anderem Vertreter des Baureferats, der MVG und der Stadtwerke in das Gründerzentrum. Aus der Wirtschaft soll das "who is who" Münchens vertreten sein, sagt Baumgärtner. "Wir wollen die Talente, die wir in München in Schulen und Universitäten ausgebildet haben, behalten und ihre Fähigkeiten in der Stadt nutzen."

Im Unterschied zu anderen solchen Zusammenschlüssen gebe es im Münchner Innovationszentrum Start-ups, die schon fertige Produkte hervorgebracht haben. Von der ersten Idee eines Produkts bis zum Börsengang der Firma sollen alle Arbeitsschritte in dem Neubau möglich sein. Diesen Prozess soll man auch von außen verfolgen können, deshalb hat sich die Jury für den offenen und transparenten Entwurf der Steidle-Architekten entschieden.

Begonnen haben die Arbeiten an dem Bau aus Glas und Beton im Sommer 2019, nächstes Jahr sollen die ersten Nutzer an der Schwere-Reiter-Straße einziehen. Etwa 60 Prozent der Büroflächen sind bislang vermietet. Da der Rohbau gerade noch vor der Corona-Krise fertig wurde, liegt das Projekt im Zeitplan. 30 Millionen Euro waren eigentlich veranschlagt, etwa 35 Millionen wird es kosten. Gesellschafter werden sowohl die UnternehmerTUM, die Bau- und Betriebskosten übernimmt, als auch die Stadt sein.

Auf dem 3600 Quadratmeter großen Grund entstehen 11 000 Quadratmeter Nutzfläche auf fünf Stockwerken. Herzstück ist die sogenannte Lern-Arena. Bis zu 700 Zuschauer können hier an Seminaren teilnehmen - sofern Corona das dann zulässt. Für kleinere Veranstaltungen kann die Arena mit Schiebefaltwänden geschlossen werden. Für das geplante Café sucht das Zentrum noch einen charmanten Individualpächter, sagt Projektleiter Mark Stabel. Seine Führung durch die Baustelle im Kreativquartier führt von dem öffentlich zugänglichen Bereich im Erdgeschoss weiter in das sogenannte Maker-Space. Schwere Maschinen für Metall und Holz sowie Lasercutter und 3-D-Drucker stehen dort bald zum Tüfteln an Prototypen bereit. Ähnlich dem Maker-Space in Garching können sich hier Studierende, Firmen und Hobbybastler einmieten. Leichtere Materialien wie Textilien und Leder werden in den Werkstätten im ersten Stock verarbeitet.

Am anderen Ende des modernen Baus ist ein "Living Lab" geplant, in dem Fitness-Apps oder vernetzte Küchengeräte getestet werden könnten. Die beiden Wintergärten im Gebäude werden nach oben hin immer breiter, die Büroflächen schmaler. Ausgehend von der Lern-Arena werden die Flächen nach außen und oben immer privater und ruhiger. "Wer hier arbeitet, muss auch einen Beitrag zum Ökosystem des Gründerzentrums leisten", sagt Stabel, "die Raumstruktur ist auf Austausch und Freiraum ausgelegt."

© SZ vom 08.08.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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