Merkel und Sarrazin, die Türken im Allgemeinen und ein paar deutsche Fußballer im Speziellen, Obama und Osama, und auch der deutsche Adel - alle bekamen am Dienstagabend in München ihr Fett weg. Verschont hat Django Asül bei seinem kabarettistischen Jahresrückblick niemanden, der in diesem Jahr die Schlagzeilen beherrschte. Bei der Premiere seines Programms "Rückspiegel" im Lustspielhaus zeigte der niederbayerisch-türkische Kabarettist, wie Humor, wie Witz sein kann: intelligent.
Guttenberg, Lahm, Merkel, Sarrazin: Django Asül überzieht bei seinem kabarettistischen Jahresrückblick Politik und Prominenz mit Spott. Die besten Zoten, die lustigsten Sprüche.
Ein Beispiel gefällig? In einer amerikanischen Publikation sei zu lesen gewesen, dass Karl-Theodor zu Guttenberg ein angesehener Staatsmann sei: "Ja bei uns doch auch. Angesehen ... zwar schief, aber immerhin." Außerdem könne man kaum verstehen, wozu der Baron überhaupt einen Doktorgrad gebraucht habe, denn: "Einer mit Adelstitel ist ja genetisch schon summa cum laude."
"Nehmen wir lieber keinen von uns, sondern den Ude"
Dann geht es weiter mit Stoibers Tochter ("Seit der Tochter vom Stoiber der Doktortitel aberkannt wurde, lässt Stoiber prüfen, ob das überhaupt seine Tochter ist"), Außenminister Westerwelle ("Die FDP hat eine Zukunft - aber nicht in der Politik"), "Umweltverteidigungsminister" und neuem bayerischen Finanzminister Söder über den neuen Ministerpräsidenten in Stuttgart, Kretschmann ("Im Grunde seines Herzen wie der Oettinger, nur mit Rußpartikelfilter") zu sämtlichen Parteien und irgendwann landet Django Asül auch bei der deutschen Nationalelf.
Beim Spiel Deutschland gegen die Türkei seien alle schon gespannt gewesen, ob Merkel nach dem Spiel wieder schnurstracks in die Herrenumkleidekabine renne und womöglich dem Özil das Handtuch wegziehe, wenn er gerade aus der Dusche kommt. "Denn so stellt die Merkel sich gelungene Integration vor: Eine grinsende Kanzlerin und ein nackter Türke daneben."
Und über die europäische Krise sagt Asül: "Bevor sich in Europa alle einig sind, macht der Berlusconi eher Bunga-Bunga mit der Merkel." Solche Zoten kommen an bei den Zuhörern im komplett ausverkauften Lustspielhaus. Doch es sind nicht nur derbe Witzchen, die der Kabarettist dem Publikum um die Ohren haut, sondern durchaus Humor auf hohem Niveau. Django Asül trifft auf ein aufgeklärtes Publikum: Sein Publikum ist zwischen 30 und 60 Jahre alt und es lacht an den richtigen Stellen. Selbst den breiten niederbairischen Dialekt scheint hier jeder zu verstehen.
Dann kommt er auf den Kandidaten der bayerischen SPD für die Landtagswahl 2013 zu sprechen: "Die SPD-Spitze war schlau, die haben sich gedacht: Ein echter Sozialdemokrat hat in Bayern eh keine Chance. Nehmen wir lieber keinen von uns, sondern den Ude."
Nach zwei Stunden beendet Django Asül seinen "Rückspiegel" mit der Suche des ZDF nach einem Nachfolger von Gottschalk, bei der sich der Sender offenkundig total blöd anstelle. "Aber es gibt eine gute Nachricht für das Jahr 2012: Lothar Matthäus wird es nicht."
Die besten Sprüche des Abends können Sie hier nachlesen.
Bis Ende des Jahres tourt Django Asül mit seinem Programm durch Bayern. Die Termine sind seiner Webseite zu entnehmen.