Stihl-Merchandise-Laden:"Wenn ich meinem Mann so ein T-Shirt mitbringe, flippt er aus"

Stihl-Merchandise-Laden: Ein Motorsägen-Merchandise-Laden mitten in der Stadt? Auf den ersten Blick ist das nicht zwingend notwendig - kommt aber offensichtlich auch so gut an.

Ein Motorsägen-Merchandise-Laden mitten in der Stadt? Auf den ersten Blick ist das nicht zwingend notwendig - kommt aber offensichtlich auch so gut an.

(Foto: Catherina Hess)

Backform, Schnuller, Cap - alles in orange: Warum ein Kettensägen-Laden gerade die Münchner begeistert.

Von Philipp Crone

Der Passant bleibt abrupt stehen, lächelt, betritt das Geschäft, schaut sich um, geht wieder, ruft den Verkäufern ein "Wie geil!" zu, und zückt draußen am Färbergraben sein Handy, fotografiert die Auslage und beginnt zu tippen. Ein paar Minuten später betritt eine Mutter mit ihrem jugendlichen Sohn den Laden am Samstagvormittag. Sie betrachtet die Ware mit einem Dauergrinsen. Die Kettensägen-Backform, die Schnuller und Kinder-Gummistiefel im knalligen Marken-Orange, die T-Shirts, Leggings, Männer-Unterhosen, die Espresso-Tassen. Der Sohn nimmt beinahe jeden einzelnen Gegenstand in die Hand. "Wenn ich meinem Mann so ein T-Shirt mitbringe, flippt er aus", sagt die Frau. Was ist das für ein Laden?

Der für seine Kettensägen bekannte Hersteller Stihl hat vor wenigen Tagen seinen weltweit ersten Merchandise-Laden in München eröffnet. Eigentlich vertreibt die deutsche Firma vor allem Gartengeräte mit Zweitakt-Motor, Laubbläser und ähnliches. Doch in dem neuen Shop mitten in der Innenstadt präsentiert sie eben ein ganz anderes Sortiment. Bestseller nach zwei Wochen ist die Backform zusammen mit der elektrischen Kettensägen-Attrappe für Kinder, die originale Abholzgeräusche macht.

Lustig irritierte Passanten hin oder her, aber ist es nicht der totale Quatsch, einen Kettensägenladen an einem Ort zu eröffnen, an dem man alles braucht, aber keine Kettensäge? Die Frage könnte eher sein: Warum wollen Menschen Klamotten tragen, auf denen Gartengeräte abgedruckt sind, überkreuzte Äxte oder Tank-Tops mit dem Aufdruck "Kiss my Axe" oder "Hot Saw"? Hot Saw ist eine Disziplin beim jährlichen Wettkampf des Baum-Zerkleinerns zwischen Säge-Profis, bei dem man einen Stamm in möglichst kurzer Zeit durchsägen muss. Die sogenannte Timbersports-Serie ist eine Art Weltmeisterschaft für Holzfäller, bei der muskulöse Menschen in einem Spähne-Sprühregen bei lautem Motorengeheul möglichst schnell Bäume malträtieren. Kommt natürlich aus den USA.

Vielleicht ist eine Antwort auf die Frage nach dem Grund für die vielen lächelnden Passanten die Sehnsucht des Städters. Wenn man schon keinen Wald haben kann und den Englischen Garten nicht abholzen darf, dann fühlt man sich vielleicht mit einer Axt-Kappe etwas wilder und naturverbunden. Auch wenn natürlich eine Kettensäge so naturverbunden ist wie ein Holzfällersteak vegan.

Enrico Kapinos, Geschäftsführer von Stihl für Bayern, spricht von Selbstironie, vom "Urban Style", von "Natur und Technik". Er meint: Der Münchner ist nur modern, wenn er auch Ahnung hat, wie man eine Fichte umnietet. Wobei man im Geschäft schon auch ernsthaft Produkte verkaufen will, "hier gibt es alles mit Akku". Den Laubbläser zum Beispiel, der nur Staubsaugerlautstärke hat. Und weil die Stadt Großkunde ist, also der Englische Garten mit orangenfarbenen Geräten auf Vordermann gebracht wird, hofft man hier, nicht nur Kettensägen-Anhänger, Lunchboxen oder Tretroller zu verkaufen, sondern auch die Akku-Ware. Akku ist cool, ist ökologisch, da kann man schon mal am Buchsbaum auf dem Balkon Hand anlegen.

Man nimmt sich im Geschäft nicht zu ernst, die Mitarbeiter freuen sich selbst wie Kinder an Weihnachten, dass sie Männerspielzeug im Angebot haben und dass ihnen der Coup gelungen ist, im Jahr 2018 den saturierten Ich-hab-alles-Städter noch zu überraschen. "Wenn Holländer hier reinkommen, lachen die sich schlapp bei so viel orange", erzählt einer. Die kaufen dann das Bierglas. Ein Kunde erzählt, wie er seiner Frau eine Säge zum Hochzeitstag schenkte, die ihn für verrückt erklärte und von da an die Herrschaft im Garten übernahm.

Einen besseren Moment zur Eröffnung hätte es übrigens nicht gegeben. Alle, die eine Kettensäge unter dem Weihnachtsbaum finden, wissen, was sie nach den Feiertagen als erstes damit zu tun haben.

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