Neuer Vorschlag zur Entschärfung:Auf Kollisionskurs

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Schwieriges Miteinander: Am Nordausgang des Tunnels kommen sich Radler und Fußgänger in die Quere. (Foto: Privat)

Der Wolkentunnel am Pasinger Bahnhof ist eine Gefahrenstelle

Von Jutta Czeguhn, Pasing

Er gehört zu den wenigen gestalterischen Highlights des Pasinger Bahnhofs, der Wolkentunnel. "Sieben Flieger" haben die beiden Künstlerinnen Sabine Haubitz und Stefanie Zoche das Himmelspanorama aus Wolkenformationen getauft, das sich als keramischer Fotodruck auf beiden Seiten des Tunnels in seiner gesamten Länge und lichten Höhe erstreckt. Fußgänger wählen diesen Weg von Pasings Norden ins Zentrum des Viertels, weil sie dann nicht Slalom laufen müssen durch den stark frequentierten Haupttunnel des Bahnhofs. Sollten sie Muße haben, können sie die sechs Flugzeuge entdecken, die zwischen den Kumulus-Wolken versteckt sind. Und sie könnten dann auch draufkommen, dass Flieger Nummer sieben gar nicht zu sehen ist, vielmehr wurde eine Aufnahme aus einem Flugzeug heraus fotografiert. Allerdings sollten sich die Passanten nicht allzu sehr in die Betrachtung des schönen Berghimmels versenken, denn der Tunnel wird auch von Fahrradfahrern benutzt, die auf einem gesonderten Streifen im Zwei-Richtungs-Verkehr dahinsausen.

Und das führt regelmäßig zu gefährlichen Situationen, denn an den Tunnelausfahrten endet - zumindest bislang - die Trennung Fußgänger und Radler. So kreuzen sich südlich der Unterführung Fahrradfahrer und Arcaden-Shopper. An der nördlichen Tunneleinfahrt ist die Lage noch unübersichtlicher. Der Weg führt dort für Fußgänger wie Radler über eine gemeinsam genutzte steile Rampe nach unten, dann macht der Weg eine Neunzig-Grad-Kurve in den Tunnel. Ein Spiegel soll Kollisionen verhindern zwischen jenen, die in die Unterführung hinein wollen, und jenen, die sie verlassen. Zwar wurden mittlerweile Piktogramme auf der Rampe und in der Tunnelausfahrt aufgebracht, welche Radler und Fußgänger zur Vorsicht mahnen. Erstaunlich viele Radler jedoch schießen davon völlig unbeeindruckt aus dem Dunkel des Tunnels ins Helle oder rasen hinein, als gehörte ihnen die Welt und der Tunnel sowieso.

Erst kürzlich ist dort eine Radlerin schwer verunglückt. Auf Bürgerversammlungen und im zuständigen Bezirksausschuss (BA) Pasing- Obermenzing wird die Problematik seit Jahren diskutiert und an höherer Stelle moniert. Jetzt kommt das Kreisverwaltungsreferat ums Eck mit einem Vorschlag für den Einfahrtsbereich im Norden, über dessen Sinnhaftigkeit es jedoch im BA-Gremium eine Debatte gab: Probeweise soll auf der Rampe ein gesonderter Fußgängerbereich markiert werden, auf einer Breite von 1,70 Metern. Der Radstreifen im Tunnel wird danach eine Breite von 1,50 Metern haben.

Kritik an der geplanten Trennung von Radlern und Fußgängern kam von den Grünen. "Es kann dort nur ein Miteinander geben", sagte Andreas Bergmann. Die Rampe an sich entspreche nicht der Norm, sich von noch mehr Markierungen dort Ordnung zu erwarten, sei ein Trugschluss. Auch in den Fraktionen von SPD und CSU hielt sich die Euphorie für den Markierungsvorschlag des Referats deutlich in Grenzen. Ein halbes Jahr wolle man sich das Ganze im Testlauf nun ansehen. "Letztlich ist es besser, als gar nichts zu tun", fasste Maria Osterhuber-Völkl (CSU) zusammen.

© SZ vom 15.06.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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