Neuer Präsident des TSV 1860:Monatzeder soll die Löwen führen

OB-Kandidaten Hep Monatzeder bei OB-Forum der Grünen in München, 2012

Ein Grüner für die Blauen: Monatzeder soll Präsident des TSV 1860 München werden.

(Foto: Stephan Rumpf)

Fernsehproduzent Steiner zog kurzfristig zurück, ein anderer Kandidat wurde vom Aufsichtsrat ausgebremst. Nun scheint der Weg frei für Hep Monatzeder als 1860-Präsident. Münchens Dritter Bürgermeister soll wieder Ruhe in den Klub bringen. Einen Konflikt mit seinem Amt sieht zwar selbst die CSU nicht, einen kleinen Seitenhieb gibt es trotzdem.

Die politische Zukunft hat ihm seine eigene Partei verbaut, indem sie ihn als OB-Kandidaten ablehnte. Doch jetzt hat Münchens Dritter Bürgermeister Hep Monatzeder (Grüne) eine neue Aufgabe in der Welt des Sports gefunden: Monatzeder soll neuer Präsident des TSV 1860 München werden. Der bisherige Präsident Dieter Schneider hatte wegen des zerrütteten Verhältnisses zum arabischen Investor Hasan Ismaik das Handtuch geworfen.

Der Aufsichtsrat des Vereins soll am Donnerstag über die Personalie beraten - Monatzeder selbst will bis dahin ein Interesse an dem Präsidentenamt offiziell weder bestätigen noch dementieren. "Die Entscheidung fällt am Donnerstag", sagte er diplomatisch. Dann werde die Situation genau analysiert, alles müsse auf den Prüfstand. Auf die Frage, ob seine Person für die Position im Gespräch sei, antwortete der Grünen-Politiker nur: "Jeder ist im Gespräch".

Mit politischem Gegenwind muss Monatzeder offenbar nicht rechnen, wenn er die schwierige Aufgabe bei den Löwen übernimmt. Selbst CSU-Fraktionschef Josef Schmid sieht keine Interessenkollision mit dem Amt als Dritter Bürgermeister. "Für vereinbar halte ich das in jedem Fall", sagte Schmid. Monatzeder habe ja seiner Niederlage im Kandidatenduell bei den Grünen selber davon gesprochen, dass mehrere Optionen für seine Zukunft habe. "Wahrscheinlich ist das eine der Optionen", sagte Schmid.

Nallinger freut sich

Einen politischen Seitenhieb auf Monatzeder konnte sich der CSU-Mann allerdings nicht verkneifen. "Für die Sechziger wünsche ich mir, dass Monatzeder da erfolgreicher ist als beim Deutschen Theater oder den städtischen Kliniken". Dort steht Monatzeder als Aufsichtsratschef immer wieder in der Kritik. Inwieweit der Grüne für den notorisch streitlustigen Verein die richtige Wahl ist, wollte Schmid nicht kommentieren. "Das müssen die Sechziger selber entscheiden, wen sie zum Präsidenten machen".

Ob die Grünen selbst Monatzeders neue Aufgabe beim TSV 1860 auch so entspannt sehen, werden die Diskussionen der kommenden Tage zeigen - in der Partei gibt es traditionell eine starke Strömung gegen Ämterhäufungen und zu viel Einfluss einzelner Personen. Stadträtin Sabine Nallinger, die sich als OB-Kandidatin im vergangenen Jahr gegen Monatzeder durchgesetzt hatte, äußerte sich am Montag zunächst erfreut: "Ich finde es ein gutes Zeichen, dass ein grüner Bürgermeister so viel Vertrauen beim Verein genießt, dass er Präsident werden soll."

Die Löwen bräuchten dringend Ruhe im Verein und ein Ende der Streitigkeiten zwischen Investor und Präsidium - "da kann man Hep Monatzeder nur ein glückliches Händchen wünschen." Noch habe sie mit ihrem Parteifreund nicht über die wichtige Personalentscheidung sprechen können - dies wolle sie so bald wie möglich in einem persönlichen Gespräch tun.

Diffizile Präsidentensuche

Landtagsvizepräsident Franz Maget (SPD), selber lange in den Aufsichtsgremien von 1860 aktiv, nannte die Wahl Monatzeders, sollte es dazu kommen, eine "gute, nachvollziehbare Lösung". Es sei "selbstverständlich möglich", den Verein zu führen, sagte Maget mit Blick auf die Konflikte mit dem Investor. Der Präsident sei für die Unternehmensführung im Profi-Bereich ohnehin nicht zuständig, das sei Aufgabe des jeweiligen Geschäftsführers, betonte Maget. Als Repräsentant des Gesamtvereins müsse der Präsident für eine "lebendige und gut gelaunte Fangemeinschaft" sorgen.

Eine "andere Frage" sei die Rolle des Gesellschafters Ismaik im Unternehmen. Dessen Einflussnahme, so Maget, müsse so begrenzt sein, "dass sie den Regeln der Fußball-Liga entspricht".

Die Suche der Münchner Löwen nach einem neuen Präsidenten ist seit Wochen in vollem Gange. Das Verhältnis zwischen dem bisherigen Klubchef Schneider und dem arabischen Investor Ismaik war spätestens seit Ismaiks vergangenem Besuch in München Anfang Januar irreparabel zerrüttet. Dass der Aufsichtsrat des Vereins Schneider nicht mehr für eine neue Amtsperiode vorschlagen wollte, war ein offenes Geheimnis; allerlei Kandidaten wurden gehandelt, vornehmlich aus den Reihen des Aufsichtsrats selbst.

Der Fernsehproduzent Otto Steiner hätte das Amt gerne bekleidet, machte dann aber einen Rückzieher, nachdem sein Arbeitgeber Bedenken geäußert hatte; der CSU-Politiker Siegfried Schneider, Präsident der Bayerischen Landeszentrale für neue Medien, dementierte ebenso jedes Interesse wie Muffathallen-Geschäftsführer Christian Waggershauser.

Zwischenzeitlich brachte sich der Münchner Anwalt Jürgen Langer, der einst den Mörder von Rudolph Moshammer verteidigte, selbst ins Gespräch, um wiederum von den Aufsichtsräten unfreundlich ausgebremst zu werden. Mitten im Wirrwarr kam Schneider am Donnerstag dem Misstrauensvotum der Aufsichtsräte zuvor und verkündete seinen Rückzug.

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